Gefahrliches Vermachtnis
sich.
„Das ist mein Bruder, Ferris Gerritsen“, sagte Hugh und legte seinen Arm um Nickys Taille. „Ferris, das ist Nicky Valentine, die Frau, die ich liebe.“
Hugh spürte, wie Nicky erstarrte. Dann streckte sie die Hand aus.
„Hallo, Ferris.“
Ferris hob die Hand und betrachtete Nicky wie ein besonders kniffliges Puzzle. Er streckte ebenfalls die Hand aus, bis sich sein Gesichtsausdruck blitzartig veränderte.
„Jesus, Hap!“ Ferris zog die Hand zurück. „Jesus!“
Nicky ließ die Hand auch sinken.
Hugh wusste, dass das, was nun folgen würde, besser nicht in Nickys Gegenwart ausgesprochen werden sollte. Er küsste sie auf die Stirn. „Bist du nachher zu Hause? Ich komme zu dir.“
Sie stellte sich vor Ferris. „Lustig“, stellte sie fest. „Ich erkenne überhaupt keine Ähnlichkeit zwischen Hap und Ihnen.“
„Sie ist schwarz!“, knurrte Ferris, als Nicky gegangen war. „Oder lebst du schon zu lange bei diesen dreckigen Arabern, dass du den Unterschied nicht mehr erkennst? Kann ja sein,dass sie für eine Schwarze recht hellhäutig ist, aber, Herr im Himmel, trotzdem bleibt sie eine Schwarze!“
Hugh sagte sich, dass Ferris sein Bruder war. Was auch immer er heute sagte, würde einen bleibenden Einfluss auf ihrer beider Leben haben. Er formulierte seine Antwort vorsichtig. „Es ist mir egal, welche Hautfarbe sie hat. Ich werde sie heiraten!“
„Heiraten?“ Ferris warf ihm einen erschütterten Blick zu. „Bist du verrückt geworden?“
„Komm schon, Ferris! Verrückt ist es, jemanden zu hassen, weil seine Vorfahren von einem anderen Kontinent stammen.“
„Sie wollten dich nicht zum Priester machen, aber du versuchst trotzdem noch, der Welt deine blöden Moralpredigten zu halten. Wen willst du überzeugen, Hap? Du klingst wie ein verdammter Radikaler oder so was.“
„Hörst du eigentlich, was du da sagst? Ich versuche niemanden zu überzeugen. Ich liebe Nicky. Basta. Und ich werde sie heiraten. Ihre Hautfarbe spielt dabei überhaupt keine Rolle. Wir werden irgendwo einen Ort finden, wo man uns akzeptiert, und wir werden glücklich sein.“
„Ach ja? Du glaubst also allen Ernstes, dass es auf Gottes weiter Erde so einen Platz gibt? Aber das spielt keine Rolle! Selbst dann würdest du jeden Morgen aufwachen und feststellen, dass du mit einem Nigger im Bett liegst. Daran wirst du nichts ändern. Gar nichts!“
„Pass auf, wie du von ihr sprichst!“, erwiderte Hugh scharf.
„Warum? Wirst du in Zukunft jeden verprügeln, der sie als Nigger bezeichnet? Dann lern lieber boxen, denn die Leute werden Schlange stehen, um sich mit dir zu prügeln.“
„Die anderen sind mir egal, aber du bist mein Bruder! Wir haben dieselben Eltern. Du hast genauso viel von unserer Mutter wie von unserem Vater. Vergiss all die Lügen und die Bigotterie, die er dir eingetrichtert hat! Akzeptiere Nicky als die Frau, die sie ist.“
„Eher friert die Hölle zu!“ Ferris rückte näher. „Was ist dennso wundervoll an ihr, Hap? Du vögelst sie gerne? Dann tu es! Himmel, dafür sind Frauen wie sie gemacht! Aber sprich nicht übers Heiraten! Fick sie, und verheirate sie mit einem blöden Bimbo, aber, um Himmels willen, heirate sie nicht selbst.“
Hugh schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ferris ging in Deckung, aber er war nicht schnell genug. Hughs Schlag traf ihn am Kiefer. Ferris rächte sich mit einem Kopfstoß in Hughs Brust. Hugh ging zu Boden, aber er krallte sich an Ferris’ Jacke fest und riss ihn mit sich. Er konnte sich nicht erinnern, schon einmal so wütend gewesen zu sein. Nicht einmal, als er mit dem Riffi gekämpft hatte. Damals hatte er sogar ein gewisses Mitgefühl für den Mann gehabt, der vielleicht nur sein Haus verteidigen wollte.
„Du kleiner Bastard!“ Er packte Ferris’ Kehle und drückte zu. „Du bist genau wie unser Vater!“
Ferris schlug Hughs Arm weg und packte ihn bei den Schultern. Er drückte ihn zu Boden, aber Hugh befreite sich und bezwang Ferris ein zweites Mal, bis sie schließlich an der Wand landeten. Hugh würgte Ferris und schlug zu, bis Ferris erschlaffte. Einen Augenblick lang dachte Hugh, dass Ferris nur simulierte, aber dann bemerkte er, dass er ihn k. o. geschlagen hatte.
Seinen Bruder.
Hugh brach neben ihm auf dem Boden zusammen. Ferris stöhnte. Hugh zuckte nicht mit den Wimpern. „Bist du bei Bewusstsein?“, fragte er ihn.
„Warum interessiert dich das?“
„Verlass meine Wohnung und komm nie wieder hierher zurück!“
„Für mich
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