Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
gibt es ja in England einen Mann, der überhaupt nicht damit einverstanden ist, dass Sie hier mit mir allein sind?“
Lily dachte kurz an Danny, ließ den Gedanken jedoch sofort wieder fallen. Denn für sie war die Beziehung endgültig vorbei. „ Ich bin diejenige, die nicht damit einverstanden ist“, sagte sie.
„Ist das Ihre natürliche Farbe?“ Sein Blick folgte seinen Fingern, mit denen er ihr durch das Haar an der Schläfe strich.
Es war nur eine leichte Liebkosung, die ihr jedoch schon den Atem raubte. „Was meinen Sie?“
Leicht schüttelte Dmitri den Kopf. „Diese Haarfarbe habe ich noch nie gesehen. Wie Sonnenlicht, das sich im Mondlicht verfängt.“
„Sehr poetisch“, murmelte Lily, plötzlich nervös. „Selbstverständlich ist es meine natürliche Haarfarbe.“
„Es ist wunderschön“, sagte er sanft.
Bei seiner zarten Berührung pulsierte ihr Blut heiß durch die Adern. Sie war sich seiner Körperwärme und Kraft überdeutlich bewusst und spürte, wie ihre Knospen sich aufrichteten.
„Hören Sie sofort damit auf.“ Schnell wich sie einen Schritt zurück und atmete tief durch. „Ich habe nicht vor, mich zu Ihrem … Spielzeug machen zu lassen, mit dem Sie die Zeit überbrücken können, bis Ihre Schwester und Felix wieder da sind“, beteuerte sie mit zitternder Stimme.
Dass dieser Augenblick der Nähe ihn völlig ungerührt ließ, machte es nur noch schlimmer. Dmitri ließ die Hand fallen, mit der er eben noch ihre Schläfe liebkost hatte. „Schade“, murmelte er.
Lily spürte, wie sie errötete. „Könnten Sie mir jetzt mein Zimmer zeigen?“
Bewundernd betrachtete Dmitri sie. Auch wenn Lily ihm gerade einmal bis zur Schulter reichte und sicher nur halb so viel wog wie er, hatte sie keine Skrupel, ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Stirn zu bieten. Und das zeigte ihm, dass sie sich nicht im Mindesten von ihm bedroht fühlte. Zumindest nicht körperlich …
Er hatte schon mit zu vielen Frauen zu tun gehabt, um nicht zu merken, dass sie körperlich auf ihn reagierte. Sie war errötet, hatte nach Atem gerungen, und ihre harten Knospen unter dem dünnen Pullover stellten eine große Versuchung dar. Oh ja, auf der körperlichen Ebene war Lily sich seiner durchaus bewusst.
So, wie er sich ihrer überdeutlich bewusst war, was ihn selbst am meisten verblüffte.
Er hatte sich immer zu großen, dunkelhaarigen Frauen mit üppigen Rundungen hingezogen gefühlt. Lily hatte nichts von alldem, denn sie war klein und hatte silberblondes Haar. Überdies war sie fast knabenhaft schlank, abgesehen von ihren festen Brüsten.
Doch ihre warme Haut hatte sich wie Samt angefühlt, ihr Haar duftete nach Limonen und Zimt – zweifellos von dem Shampoo, das sie benutzte. In ihren Augen, so tiefblau wie Seen, konnte ein Mann sich verlieren. Und ihr Mund … Dmitri hatte noch nie so sinnlich volle Lippen gesehen, die wie geschaffen waren für einen Kuss, so perfekt geschwungen, dass er sich einen Moment in der Vorstellung verlor, wie sie sie um seinen …
Basta!
Dass er überhaupt so dachte, bewies allerdings, dass er dringend ein „Spielzeug“ brauchte, wie sie es eben genannt hatte.
Unter anderen Umständen hätte er sich vorstellen können, wie er sie genauso intim verwöhnte und ihr mit Zunge und Mund die höchsten Sinnesfreuden schenkte.
Es reichte!
Lily schien nicht zu wissen, was ihr Bruder mit Claudia vorhatte. Ihr einziges Vergehen bestand wohl darin, seine Schwester zu sein. Also wäre es grundfalsch von ihm, die Situation auszunutzen, dass sie hier allein waren.
Frustriert fuhr Dmitri sich durch das kurze Haar. „Wenn Sie dann mitkommen wollen …“
Langsam folgte Lily dem Grafen, während sie den jetzt gehorsamen Koffer – diesen Verräter! – hinter sich herzog. Was er eben auch gedacht haben mochte, es konnte nichts Erfreuliches gewesen sein, gemessen an seinem harten Blick und dem grimmigen Zug um seinen Mund.
Doch das galt genauso für ihre Fantasien, die seine Berührung ausgelöst hatte und die ihr gar nicht gefielen.
Was sollte das eigentlich alles? Zugegeben, dieser sündhaft gut aussehende Mann war die Versuchung schlechthin. Aber sie musste ihre Gefühle verdrängen und sich ins Gedächtnis rufen, warum sie nach Italien gekommen war.
Jeder andere Gedanke verflüchtigte sich, als Dmitri ihr eine Tür aufhielt und ihr den Vortritt ließ. Abrupt blieb Lily mitten in dem Wohnzimmer stehen, das beinah so groß und sicher genauso elegant eingerichtet war
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