Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
gefunden, in dem steht, wie man Vampire verjagt«, sagte Caro. »Nach dem Motto ›Wie werde ich die Ameisen in meiner Küche wieder los‹.«
April blieb ernst. »Und wie wird man Ameisen los? Man folgt ihnen bis zu ihrem Bau und schüttet dann kochend heißes Wasser darüber, richtig?«
Caro erschauderte. »Ehrlich?« Sie schob ihren Teller beiseite. »Igitt, plötzlich ist mir der Appetit vergangen.«
»Aber wo ist ihr Nest?«, sinnierte April weiter. »Wo verkriechen sie sich?«
Caro sah sie verwirrt an.
»Auf dem Friedhof?«
April schnalzte abfällig mit der Zunge. »Was ist der einzige Ort, wo man ganz sicher einen Vampir findet? Ravenwood, natürlich.«
»Dann setz schon mal den Wasserkessel auf.«
Inspector Reece stand, die Hände tief in den Taschen seines zerknautschten Trenchcoats vergraben, vor dem Café, als April herauskam. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah aus, als könnte er eine anständige Mütze voll Schlaf vertragen. Caro winkte ihm zu und schlug den Weg zur High Street ein. »Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich sie im Salon abhole«, rief sie. »Bis morgen, April.«
»Ja, bis morgen. Und noch mal danke.«
»Nein«, widersprach Caro und tätschelte ihren Bauch. »Ich danke dir.«
Reece lächelte matt. »Ich dachte, im Café tut dir bestimmt keiner etwas, deshalb habe ich hier auf dich gewartet«, sagte er.
»Oh Gott, tut mir wahnsinnig leid.« April lief dunkelrot an. »Ich habe völlig vergessen, Sie noch mal anzurufen. Wie haben Sie mich gefunden?«
»Wir können jeden in einem Umkreis von einigen hundert Metern lokalisieren, wenn er sein Telefon eingeschaltet hat, April«, antwortete er. »Und wenn er telefoniert, geht es noch viel schneller.«
»Oh. Aber ich dachte wirklich, jemand verfolgt mich, ganz ehrlich, Mr Reece.«
»Wer denn?«
April zögerte. DI Reece mochte offiziell von dem Fall abgezogen worden sein, aber er war nach wie vor Polizist. Sie wollte ihn nicht über ihre Begegnung mit Gabriel auf dem Friedhof belügen müssen. »Ich … keine Ahnung. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet. Ich wollte lieber nicht warten, bis ich mir sicher war, sondern bin einfach in den nächsten Bus gesprungen und hierhergefahren.«
Reece musterte sie eindringlich. April hatte das dumpfe Gefühl, dass er ganz genau wusste, wo sie gesteckt hatte.
»Tja, das Wichtigste ist, dass dir nichts passiert ist«, sagte er schließlich.
»Es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht, dass Sie sich Sorgen machen.«
»Schon gut. Ich wollte sowieso mit dir reden. Lust auf einen kleinen Spaziergang?«
»Wieso gehen wir eigentlich immer spazieren, wenn Sie schlechte Nachrichten haben?«
Reece schnaubte. »Das ist Teil meines Jobs, fürchte ich«, antwortete er und ging langsam den Hügel hinauf. »Keiner will gute Nachrichten von der Polizei hören. Deshalb müssen wir wohl auch die dunklen Uniformen tragen.«
Sie gingen schweigend bis zum Pond Square und setzten sich auf eine Bank. April sah ihn an. »Also, was ist es diesmal, Mr Reece? Ich bin nicht sicher, ob ich noch mehr Hiobsbotschaften ertragen kann.«
»Ich weiß, dass das alles sehr schwer für dich ist, April«, sagte er. »Du musstest eine Menge wegstecken, seit du nach London gezogen bist, und ich habe lange gezögert, ob ich dir das hier auch noch aufbürden soll.«
Er hielt inne und massierte sich die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. »Trotzdem denke ich, du solltest es sehen.«
Er zog einen braunen Umschlag aus seiner Tasche, in dem zwei mit einem Datumsstempel versehene Fotos steckten. Sie betrachtete sie einen Moment lang, während ihre Verwirrung allmählich in Ungläubigkeit und Wut umschlug.
»Wieso haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«, flüsterte sie.
Die Aufnahmen stammten von einer Verkehrsüberwachungskamera. Sie waren körnig, und das Gesicht der Fahrerin war nur undeutlich zu erkennen, doch das Kennzeichen leuchtete hell in der Dunkelheit. Es war der Wagen ihrer Mutter. Sie war geblitzt worden. An sich nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht das Datum mit der Uhrzeit, bei deren Anblick Aprils Herz zu hämmern begann – exakt die Uhrzeit, als ihr Vater getötet worden war. Und die Uhrzeit, von der Silvia geschworen hatte, bei ihrem Vater gewesen zu sein.
»Aber das beweist doch, dass sie gelogen hat, oder nicht?«, sagte April. »Damit ist ihr Alibi hinfällig.«
»Nicht ganz«, widersprach Reece.
»Wieso nicht? Sie hat gelogen? Werden Sie sie denn nicht dazu
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