Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Sensor für Kameras entwickelt, sodass Dinge aufgenommen werden können, die eigentlich nicht sichtbar sind. In der Presseerklärung steht, dass er die Idee dazu einem seiner Schüler in Ravenwood verdankt.«
»Dinge, die vorher nicht sichtbar waren? Glaubst du … er hat Vampire damit gemeint?«
»Kann sein. Wenn die Vampire versuchen, all die klugen Köpfe um sich zu scharen, um sie für ihre Zwecke einzusetzen, wäre es doch durchaus denkbar, oder nicht? Erinnerst du dich daran, was Miss Holden gesagt hat? Dass sie sich die ganze Zeit im Verborgenen gehalten haben und jetzt auf einmal herauskommen? Wenn es ihnen gelingt, auf Fotos und in Filmaufnahmen sichtbar zu sein, steht ihnen die ganze Welt offen. Sie können alles erreichen, können in die Politik, ins Filmgeschäft, in jede Branche gehen, die ihnen in den Sinn kommt. Selbst Davina könnte irgendeinen Milliardär heiraten und in der Hello abgelichtet werden.«
»Oh Gott.«
Sie schoben sich durch die Drehkreuze, gingen die Treppe hinauf und bogen in die Exhibition Road, vorbei am National History Museum, dessen Dach von Steinskulpturen unheimlicher, exotischer Tiere gesäumt war. Als sie die breite Treppe des Victoria & Albert Museum erklommen hatten, blieben sie einen Moment lang staunend in der pompösen Eingangshalle stehen, dann setzten sie ihren Weg fort. Die Sohlen ihrer Schuhe quietschten auf den Steinfliesen, als sie die von Vitrinen gesäumten, düsteren Korridore entlanggingen. »Das erinnert mich an Ravenwood«, flüsterte April. »Als würde jeden Moment jemand aus dem Dunkeln springen.«
»Shh. Hier ist es.«
Sie standen vor den schweren Doppeltüren mit den polierten Messingklinken und blickten durch die ins Holz eingelassenen Glasscheiben ins Innere der Bibliothek.
»Sieht aus, als blicke man direkt in die Vergangenheit, was?«, bemerkte Caro. Die Wände waren auf zwei Etagen von Bücherregalen gesäumt, mit einer Galerie auf halber Höhe. In der Mitte standen mehrere Lesetische. Alles war in schwarzem Holz gehalten. Hier musste einen niemand ermahnen, leise zu sein. Beklommen traten sie ein. Die Atmosphäre war höchst Ehrfurcht einflößend, aber wahrscheinlich war das genau die Absicht, die sie verfolgten, vermutete April. Bis auf zwei Menschen – ein alter Mann mit Lesebrille saß über ein riesiges Buch gebeugt, und eine magere grauhaarige Frau kam mit erhobener Hand auf sie zu – war die Bibliothek leer.
»Tut mir leid, meine Damen, aber hier sind keine Schulklassen zugelassen. Der Zutritt ist nur für Mitglieder.«
»Aber wir sind Mitglieder«, erklärte April so selbstsicher, wie sie nur konnte, und hielt ihr den Mitgliedsausweis wie eine FBI-Dienstmarke vor die Nase.
»Miss … Mueller?«, fragte die Frau argwöhnisch und musterte sie von oben bis unten.
»Wir sind hier, um uns die Spezialsammlung anzusehen. Bitte«, erklärte April mit einem, wie sie hoffte, einnehmenden Lächeln.
»Die Spezialsammlung?«, fragte die Frau, sichtlich erschrocken.
»Ja, die Spezialsammlung«, bestätigte Caro und zeigte auf den Ausweis.
Die Frau sah sich kurz um und senkte die Stimme. »Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Bitte. Ich muss kurz telefonieren.«
Sie trat zu ihrem Schreibtisch und wählte eine Nummer.
»Hallo, hier ist Mrs Franks. Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber … nein, das ist mir vollkommen klar, aber … tut mir leid, hier sind zwei junge Damen, die sich die Spezialsammlung ansehen wollen.« April registrierte, dass sie bei dem Wort »Spezialsammlung« abermals die Stimme senkte. »Ja, es scheint alles in Ordnung zu sein … Ich glaube, Philips ist unten. Gut. Vielen Dank, Sir.«
Sichtlich unzufrieden legte die Frau mit Nachdruck den Hörer auf und kehrte zu April und Caro zurück.
»Bitte kommen Sie mit«, sagte sie und trat in den hinteren Teil des Saals, wo sie eine Tür aufschloss. »Hier entlang.«
Sie betraten einen dunklen Korridor, der aussah, als diene er als Lagerraum für ausrangierte Ausstellungsstücke. Sie kamen an Fossilientischen, an einer Pferdeskulptur und mehreren Gefäßen mit einer widerlich grünlichen Flüssigkeit vorbei, in denen Tierjunge eingelegt zu sein schienen. Am Ende des Korridors befand sich eine weitere Tür, die Mrs Franks aufschloss. Sie betraten ein enges Treppenhaus und gingen zwei Treppen hinunter. Die Kühle verriet ihnen, dass sie sich inzwischen unter der Erde befinden mussten.
»Hier entlang.« Mrs Franks deutete auf einen weiteren dunklen Korridor. Sie bogen
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