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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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»Aber ich muss ihn fortschicken.«
    Nachdem Tristan Siobhan verlassen hatte, kniete er sich unmittelbar vor der Dämmerung neben das Bett seiner Tochter und streichelte ihr goldenes Haar. »Papa«, murmelte sie und lächelte gähnend.
    Er küsste sie auf die Stirn. »Erinnerst du dich noch daran, als ich nach Schottland ging?«, fragte er sie. »Du warst ein ganz kleines Mädchen.«
    »Ich erinnere mich.« Sie berührte seine Wange. »Du musstest in den Krieg ziehen.«
    »Ja.« Er lächelte seinem kostbaren kleinen Mädchen zu. »Aber ich kam wieder nach Hause, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.« Ihre Augen blickten ernst, zu ernst für solch ein Engelsgesicht. »Ich möchte nicht, dass du gehst.«
    »Ich möchte es auch nicht.« Er öffnete seine Arme, und sie setzte sich auf und erwiderte seine Umarmung. »Aber immer wenn ich gehe, werde ich wieder zu dir zurückkommen, das verspreche ich.« Er drückte sie an sich und küsste sie. »Glaubst du mir das?«
    »Ja, Papa.« Ihr kleiner Herzschlag pochte stark zwischen ihnen, was nun eher ein Trost als eine Qual für ihn war. Er war ein schrecklicher Vater, aber sie war stark genug, um zu überleben. »Gehst du jetzt?«
    »Nein«, versprach er. »Nicht jetzt.« Er zog sich zurück und küsste sie auf die Wange. »Ich sehe dich morgen Abend.«
    Siobhan kehrte unmittelbar nach der Dämmerung ins Gutshaus zurück und fand dort ein Chaos vor. »Was ist los?«, fragte sie, als sie ein weinendes Dienstmädchen zu fassen bekam, das die Treppe herunterkam. »Was ist geschehen?«
    »Der Baron, Mylady«, sagte das Mädchen, und ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. »Das Monster hat ihn getötet.«
    »Nein …« Sie lief die Treppe hinauf. »Das kann nicht sein.« Tristan hatte sie nur Minuten vor Sonnenaufgang verlassen. Wie konnte er zum Gutshaus zurückgekehrt sein und Callard ermordet haben? Aber andererseits war er hungrig gewesen, als er sie das erste Mal verließ, so hungrig, dass sein eigenes, geliebtes Kind in Gefahr gewesen war. Wer ist der Baron von Callard?, hatte er sie gefragt, und sie hatte vorgegeben, es kümmere sie nicht.
    Gaston stand über dem verhüllten Leichnam seines Herrn und blickte ausdruckslos auf ihn hinab. »Was ist geschehen?«, fragte sie ihn.
    Er schaute mit einem seltsamen Leuchten in den Augen auf. »Seht selbst.« Er zog das Leichentuch zurück, und sie musste eine Hand an ihr Gesicht führen, um sich nicht zu übergeben. Das Gesicht des Barons war von der Verwesung bereits angeschwollen, und der Gestank war unerträglich. Aber dennoch waren die Male an seiner Kehle unübersehbar. »Reicht das?«, fragte Gaston und zog eine Augenbraue hoch.
    Sie nickte und wandte sich ab, während er den Leichnam wieder zudeckte. »Heiliger Jesus«, murmelte sie, und ihre Beine gaben unter ihr nach. »Wie konnte es so weit kommen?«
    »Wisst Ihr das nicht, Mylady?«, fragte er. »Ist dies nicht Euer Werk?«
    »Mein Werk?« Sie wandte sich ihm entsetzt wieder zu. Gaston hatte Sean davon überzeugt, dass sie Angus mit einem Hund getötet hätte. »Könnt Ihr noch immer glauben, diese Morde wären mein Werk?«
    »Warum nicht?« Er klang seltsam, nicht wie er selbst, aber dieser neue Tonfall war keine Verbesserung. »Vielleicht ist Euer Wesen noch etwas bösartiger als das eines Hundes.«
    Bevor sie antworten konnte, betrat Meister Nicholas den Raum, dicht gefolgt von Silas. »Mylady, kommt fort von hier«, befahl er und legte einen Arm um ihre Schultern.
    »Ja, Lady Siobhan, unbedingt«, stimmte der Gesandte des Königs zu, der sich ein Taschentuch vors Gesicht hielt. »Ich habe das Gefolge des Barons befragt.« Er sah Gaston erbost an. »Anscheinend waren sie bereits zu Hause von einer Seuche befallen.«
    »Eine Seuche?«, wiederholte sie. Er weiß es, dachte sie und schaute noch immer zu Gaston. Er weiß irgendwie, dass Tristan ein Vampir ist.
    »So scheint es«, sagte Silas mit leiser und gleichförmiger Stimme. »Und nun kommt fort von hier. Alles wird gut.«
    »Bringt sofort diesen Leichnam weg«, befahl Meister Nicholas Gaston. »Alle, die dem Baron gedient haben, werden mit Euch gehen.«
    »Natürlich, wie Ihr wünscht«, antwortete Gaston und verbeugte sich. Er schaute zu Siobhan. »Wir sollten alle beten, dass es helfen wird.«
    »Jetzt, Mylady«, sagte Silas schärfer. »Bitte.«
    »Ja.« Sie begegnete Gastons Blick. »Euer Verlust tut mir leid, Gaston. Möget Ihr zu Hause mehr Glück finden.« Seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem

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