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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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– sie wusste es besser. Sie hatten kein Recht darauf, hier zu leben, nicht in diesem neuen Turm. Dieser Hügel gehörte den Uralten, und das würde für immer gelten. Wenn sie sie nicht ehren wollten, täten sie gut daran, den Turm zu verlassen. »Wo ist mein Bruder?«
    Der Dienstbote runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht.« Zwei Männer, die sie kaum kannte – Soldaten von Tristans alter Garnison –, trugen einen Stuhl mit bizarren, überladenen Schnitzereien an der Rückenlehne und den Armlehnen herein. »Vor einer halben Stunde war er noch hier.«
    Die Antwort erfolgte rasch. »Einer der Leute des Barons ist tot, Lebuin!«, wütete Gaston, der Sean die Treppe hinab folgte. »Das gilt wahrscheinlich auch noch für einen weiteren Mann, und der dritte Wächter wird diese Woche ebenfalls nicht überleben – nach allem, was der Bote sagte, könnte er bereits tot sein!«
    »Ich fühle mit dem Baron, Gaston«, antwortete Sean und klang müde und verdrossen. »Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Der Überlebende sagte, es sei Euer Mann gewesen«, erklärte Gaston.
    »Dann hat er sich geirrt.« Er erblickte Siobhan. »Ich habe keine Leute mehr in den Wäldern.«
    »Wo kam dieser Brigant dann her?« Gaston sah sie auch an und zögerte, bevor er fortfuhr. »Wer sonst würde die Kutsche des Barons angreifen?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Sean, wobei Siobhan an seiner Miene erkannte, dass er mit seiner Geduld am Ende war. »Was sagt Euer Überlebender dazu?«
    »Er fantasiert«, murmelte Gaston. »Er schwört, dass der Mann den Kutscher angriff und ihm die Kehle herausriss wie ein Hund, aber der Kutscher war fort, als wir die Kutsche fanden.«
    »Vielleicht hat der Kutscher sie getötet«, gab Sean zu bedenken. Siobhan schloss sich ihnen an, und er lächelte. »Oder vielleicht war es ein Verrückter, der von seinen Leuten davongelaufen ist oder sich in den Wäldern verirrt hat.«
    »Ein Verrückter, der die besten Soldaten des Barons mit einem Schwert niedermetzelt?« Gaston schwitzte, wie sie sah. »Der Baron ist wütend, Lebuin. Er wird Antworten verlangen …«
    »Und ich werde antworten.« Ihr Bruder fixierte den Höfling mit dem finsteren Blick, der auch den rauflustigsten Schurken in seinen Stiefeln erzittern lassen konnte. »Komm, Siobhan.« Er streckte eine Hand aus, und sie ergriff sie.
    »Der Baron kommt!«, beharrte Gaston. »Er kommt hierher …«
    »Und wir werden ihn willkommen heißen.« Er wandte Gaston den Rücken zu und führte Siobhan die Treppe hinauf.
    Er brachte sie in den höchsten Raum des Turms. Ein Handwerker stellte auf einer Seite des Raumes gerade ein großes Bett auf. »Komm und sieh dir die Aussicht an«, sagte Sean und führte sie zum Fenster. »Du kannst bis zum Fluss blicken.«
    »Wir sollten hier eine Wache aufstellen«, antwortete sie. Wandteppiche mit Darstellungen von Mädchen, die Einhörner streichelten, und ähnlichem Unsinn waren an den Wänden aufgehängt worden, und ein schwerer Eichenschrank stand offen, um die darin befindlichen Gewänder zu präsentieren. »Wovon hat er gesprochen, Sean?«
    »Einige der Leute des Barons wurden im Wald angegriffen«, antwortete er. »Aber keine Sorge, das hat nichts mit uns zu tun.«
    »Aber er sagte, der Baron komme hierher.« Ein kunstvoller Sichtschirm war in einer Ecke des Raums aufgestellt worden. »Was ist das?«, murmelte sie und spähte darum herum.
    »Ein verborgener Abtritt, kleine Ungläubige«, antwortete er lachend. »Du hast es doch gewiss nicht vergessen.«
    »Ich bin vollkommen imstande, meine Notdurft wie alle anderen auf der Mauer zu verrichten«, sagte sie ärgerlich.
    »Du willst in finsterster Nacht den ganzen Weg die Treppen hinab, über den Hof und auf die Mauer laufen?«, neckte er sie. »Das ist ganz schön weit.«
    »Besser das, als darauf zu warten, dass jemand anderer morgens meine Pisse hinausträgt«, erwiderte sie.
    »Sag nicht Pisse.« Er betrachtete sie stirnrunzelnd. »Was hast du gerade gemacht?«
    »Ich habe mit dem Bogen geübt«, sagte sie. »Und ich werde Pisse sagen, wann immer ich mich verdammt noch mal danach fühle, danke. Hör auf, das Thema zu wechseln. Warum kommt der Baron hierher?«
    »Du brauchst nicht mehr zu üben«, sagte er und runzelte noch immer die Stirn. »Du bist jetzt Lady DuMaine, erinnerst du dich?«
    »Den Teufel bin ich das.« Sie bekam Kopfschmerzen, denn die beklemmende Luft des Turms schloss sich um sie. »Sean, es reicht. Warum kommt der Baron? Welche Art Wahnsinn

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