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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Dingen zu verschwenden, die ohnehin nicht zu ändern waren. Jamie erhob sich und beobachtete die beiden einen Augenblick lang, diese alten Freunde, Eva, die ihn zudeckte und redete und plauderte, Peter, der sie mit einer Handbewegung wegscheuchte und den Kopf schüttelte.
    »Bleib jetzt bei Jamie, Eva«, sagte Peter nach einem langen Moment und schloss die Augen.
    Sie stand neben dem Bett, ihre Fingerspitzen ruhten leicht auf dem Laken, das seine Brust bedeckte. »Aber natürlich.«
    »Und Roger?«, fragte er, seine Stimme klang matter als noch einen Augenblick zuvor.
    Eva erwiderte nichts. Jamie schaute auf und sah, dass ihr Gesicht wie aus Eisen gemacht wirkte, das Kinn angespannt, die Augen starr, während kleine Schauer sie bis in die Spitzen ihrer Haare zittern ließen.
    »Er ist in Sicherheit«, antwortete Jamie an ihrer statt. »Und mutig. Er wird ein Segen für den sein, dem er dienen wird. Ihr und Eva habt ihn gut erzogen.«
    Father Peters Lippen schürzten sich leicht, er hielt die Augen noch immer geschlossen. »Das ist allein das Verdienst dieser eigensinnigen Frau. Ich sagte, er wäre verloren, aber sie beharrte darauf, dass es nicht so sei, und brachte ihn zurück.«
    Evas Gefühle brachen sich in zwei Tränen Bahn, die ihr über das Gesicht liefen. Aber sie lächelte und sagte: »Ich habe heute Nacht ein Bild für jemanden gemalt. Von seiner Mutter. Er hat gesagt, es sei gut geworden.«
    Father Peter tätschelte ihr schwach die Hand. »Alles, was du tust, ist gut, Eva. Ich bin stolz auf dich.«
    Danach war er still. Jamie stand neben Eva, seine Hand ruhte auf ihrer Schulter, und sie warteten stumm. Es dauerte nicht lang, bis Peter starb.
    »Ich denke, es hat seinen Heimgang leichter gemacht, dich bei sich zu haben«, sagte Jamie.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, und er nahm sie, und sie beide sprachen ihre Gebete für Peter von London.
    Ry kam durch die Haustür gestürmt, er atmete heftig und hielt sich am Türrahmen fest. Blut floss aus seiner aufgeplatzten Lippe. Ein Auge pulsierte rot und war dabei, zuzuschwellen.
    »Sie haben Roger«, keuchte er.
    Jamie lief schon zur Tür hinaus, als Ry noch sagte: »Du musst jetzt mitkommen.« Eva folgte ihnen auf der Stelle. Sie liefen die Straße hinunter, stießen die Leute aus dem Weg.
    »Die Rebellen?«, rief Jamie.
    »Nein. Der König.«
    Alles, was Eva von diesem Augenblick an tat, war, als würde es unter Wasser stattfinden, während die Entscheidung Form in ihr annahm, an Stärke gewann. Es fühlte sich an, als würde sie gegen eine große Macht anschwimmen.
    Obwohl es eigentlich gar keine Entscheidung war, wie sie durch den Schleier dieses Wassers erkannte. Es war eher, als würde etwas aufgedeckt, das vor langer Zeit in die Erde gelegt worden war, etwas Vergrabenes, wie Rüben in deinem Garten oder Knochen deiner einst Geliebten. Auf diese Weise war das Aufdecken weniger eine Enthüllung als vielmehr ein Erinnern: Du hast mich vergessen, aber ich habe dich nicht vergessen.
    Die Saat war aufgegangen. Roger war in Gefahr, Jamie war in Gefahr, Father Peter war ermordet worden, und die Fesseln ihres Versprechens waren durchschnitten.
    Sie würde den König töten.

57
    S ie kämpften sich ihren Weg hinaus durch das Stadttor, während Menschen zuhauf hereinströmten, aber sie kamen zu spät. Viel zu spät. Sie standen auf dem Gipfel, Ry mit seinem zerschundenen und blutenden Gesicht und Angus mit grimmiger Miene, und starrten auf die Straße, die unter ihnen entlanglief.
    Eva wich einige unsichere Schritte zurück und setzte sich ins Gras. Die Welt schwankte wie ein kleines Boot unter ihren Füßen, und sie konnte weder Atem holen noch wieder aufstehen. Sie starrte unverwandt geradeaus. Das grüne Gras tat ihren Augen weh.
    Jamie starrte in die Ferne, auf den Weg, den die Männer des Königs geritten waren. Ein Tagesritt nach Everoot. Wessen Pferde waren schneller? Seine oder die der Doppelagentin Chance? Sie würden es herausfinden müssen.
    »Ich muss hinterher«, sagte Eva ruhig, als würde sie erklären, dass sie Kräuter sammeln gehen müsse.
    »Aye, wir werden ihnen folgen.«
    Rys Hand fiel auf seine Schulter. »Das kannst du nicht tun, Jamie.«
    »Ich kann was nicht?«
    Rys Miene verhärtete sich. »Gehst du als Everoot dorthin?«
    Jamie schwieg.
    »Jamie, wenn du zum König gehst, musst du als du hingehen. Als Everoot. Wenn du als Jamie Lost hingehst, als der Ritter des Königs, wirst du nicht lebend durch das Tor kommen.«
    Jamie sah den

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