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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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Fledermaus schlug auf dem kiesbestreuten Weg auf und rührte sich nicht mehr. Er stieß sie probeweise mit dem Fuß an, hob sie dann an ihrem gebrochenen Flügel auf und schüttelte sie. Die Fledermaus rührte sich nicht. Aeriel stand dabei und beobachtete ihn.
    »Nicht!«, rief sie. »Bitte wirf sie nicht noch einmal in die Luft! Du wirst sie umbringen …« Ihre Stimme brach.
    Der Vampir legte die Fledermaus auf die Gartenmauer, um sie genauer zu betrachten. Dann musterte er Aeriel mit seinen klaren farblosen Quarzaugen. Der Blick des Ikarus wanderte wieder zu dem hilflosen Tier. Seine schwarzen Augen starrten blicklos
ins Nichts. Sein Mund war leicht geöffnet und zeigte winzige weiße Zähnchen, spitz wie Rosendornen. Aeriel sah, wie sich der Brustkorb leicht beim Atmen hob und senkte.
    Der Engel der Nacht zuckte die Schultern. »Ich bin mit ihr fertig. Das Spiel langweilt mich.«
    Er wischte das Tier mit einer kurzen Bewegung von der Mauer. Es stürzte in den Abgrund dahinter. Aeriel schloss die Augen und wandte sich ab. Lange konnte sie nicht sprechen.
    »Warum?«, fragte sie endlich, ohne ihn anzusehen. »Warum quälst du sie?«
    »Zu meinem Vergnügen«, antwortete er bereitwillig. »Ich langweile mich. Dieses Schloss langweilt mich. Meine Frauen langweilen mich. Ich brauche Zerstreuung.«
    Aeriel öffnete die Augen. »Musstest du sie deswegen töten?« Sie konnte ihm noch immer nicht ins Gesicht sehen.
    Der Ikarus zuckte wieder mit den Schultern. Sie hörte das Rascheln seiner Flügel. »Warum nicht? Es gibt doch viele andere. «
    »Musst du sie denn überhaupt fangen?«, fragte Aeriel weiter. »Es ist so grausam.«
    »Oh, Eidechsen sind viel unterhaltsamer als Fledermäuse«, antwortete der Vampir. »Man kann sie mit Nachtfaltern anlocken und ihnen dann die Augen ausstechen und die Zungen herausreißen …«
    Falls er weitersprach, sie hörte ihn nicht, denn sie hielt sich die Ohren zu. Aber sie konnte sein grausames Lachen hören.
    »Du bist sogar noch amüsanter als Eidechsen«, sagte er, als sie die Hände von ihren Ohren nahm.

    »Es gibt weitaus angenehmere Formen der Unterhaltung als das Quälen wehrloser Tiere«, schrie Aeriel.
    »So, gibt es die?«, fragte der Vampir. Aeriel spürte, wie sich ihre Haut unter seinem Blick förmlich zusammenzog. »Womit amüsierst du dich denn?«
    Aeriel wandte sich schnell von ihm ab und blickte in den Garten. »Als ich ein Kind war«, sagte sie, »als ich in meinem Dorf am Rande der weißen Ebene von Avaric lebte, erzählte uns Bomba Geschichten …«
    »Bomba?«, fragte der Ikarus und trat einen Schritt zurück. »Bomba?« Er sprach den Namen aus, als fände er ihn absurd. »Wer ist Bomba?«
    »Mein Kindermädchen«, sagte Aeriel. »Nein, eigentlich Eoduins Kindermädchen …« Es schnürte ihr die Kehle zu, als sie an Eoduin dachte. Selbst während der langen Monate, die sie in der Gesellschaft der Gespensterfrauen verbracht hatte, war ihr nicht einmal der Gedanke an Eoduin gekommen. Sie betrachtete diese Schattenwesen nicht als Frauen und konnte sich keine von ihnen als hübsches lebendiges Mädchen vorstellen, wie Eoduin einst eines gewesen war.
    »Du musst mir eine Geschichte erzählen.«
    Aeriel sah den Vampir an und fragte: »Jetzt gleich?«
    »Ja, jetzt gleich«, entgegnete er ungeduldig. Seine Augen bohrten sich in sie wie die eines Falken. Aeriel schluckte und suchte verzweifelt nach einer passenden Geschichte. »Nun?«, fragte der Ikarus.
    »Ich werde dir die Geschichte vom Mädchenfresser erzählen«, sagte sie und begann. Die Geschichte war lang und handelte von
einem Königreich, das von einem Drachen belagert wurde, und der Königstochter und einem Ritter, der ihr half, den Drachen zu besiegen. Der Vampir lachte lauthals, als sie den Lindwurm beschrieb.
    »So groß wie ein Haus?«, rief er dann. »Mit Flügeln? Du hast noch nie einen feuerspeienden Drachen gesehen. Sie sind zwanzig- bis dreißigmal so groß, und sie können mit Sicherheit nicht fliegen, aber dafür schwimmen. Außerdem speien sie keinen Schwefel, sondern atmen mit jedem Atemzug Feuer und Schwefeldämpfe aus.« Mit diesen Erklärungen lehnte sich der Ikarus, die Arme verschränkt, zurück und blickte sie verächtlich an. »Kein Sterblicher könnte sie je mit eigener Hand erschlagen.«
    »Ihr Schwert war ein Zauberschwert«, sagte Aeriel.
    »Der Drache hätte sie beide längst getötet, ehe sie das Schwert benutzen könnten.«
    Aeriel schlug die Augen nieder. »Hast du schon Drachen

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