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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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erst mit zunehmendem Alter stärker.“
    Tränen brannten in ihren Augen, und sie schlug gegen seine Brust. „Ich will das nicht!“ Selbst in ihren Ohren klang sie wie ein Kind, aber es war ihr egal. Wie sollte sie mit so einer schweren Verantwortung leben? Bilder stiegen in ihr auf, die sie eingesperrt zeigten, während eine endlose Prozession von Kranken und Verwundeten zu ihr gebracht wurde, ohne dass sie noch selbst über ihr Leben verfügen konnte.
    Sein Zorn verrauchte so schnell, wie er aufgeflammt war. „Ich weiß, Liebes. Ich weiß.“
    Sie rückte von ihm ab und zog sich schweigend fertig an. Ihre Vernunft belächelte das, was er ihr gesagt hatte. Solche Dinge gab es einfach nicht! Sie war dazu angehalten worden, auf ihre Fähigkeiten und ihr Wissen zu vertrauen, und auf ihr
    Glück. Keiner ihrer Dozenten hatte je ein Wort davon gesagt, dass sie „heilende Hände“ hätte.
    Aber hätten sie es überhaupt bemerkt? Man hatte kaum auf sie geachtet und sie sogar entschieden abgelehnt. Und wenn sie etwas an ihr bemerkt hätten, was sie über ihre Kommilitonen erhob, hätten sie es ihr dann überhaupt gesagt? Die Antwort war ein klares Nein.
    Mit dem gesunden Menschenverstand ließ sich auch nicht erklären, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Es gab keine Erklärung. Selbst wenn sie akzeptierte, dass sie heilende Hände hatte, gingen die Ereignisse dieser Nacht, das völlige Eintauchen ihrer selbst in ... in etwas Unbekanntes ... weit darüber hinaus. Sie erinnerte sich an das Pochen und Schlagen in ihren Händen, in ihrem ganzen Körper und dem des Babys, als ob ihr beider Herzschlag eins gewesen wäre. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich in Rafes kristallklaren Augen verloren hatte.
    Und Annie erinnerte sich daran, wie ungestüm er sie geliebt hatte, als ob er nicht schnell genug in ihr sein könnte oder tief genug. Sie hatte sich an ihn geklammert und sich in einem uralten Rhythmus mit ihm bewegt. Ein instinktives Wissen stieg in ihr empor, und sie erkannte, dass sie schwanger war.
    Ein tiefes Gefühl des Friedens breitete sich in ihr aus, als sie Rafe einen vorsichtigen Blick zuwarf. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er die Neuigkeit mit Freude aufnehmen würde.
    Sie sah wieder auf ihre Hände, und endlich akzeptierte sie es. Denn nicht alles ließ sich mit dem Verstand erklären. Und das musste auch nicht sein. „Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll“, sagte sie leise.
    Seine Kiefermuskeln wirkten angespannt, als sie zum Lager zurückgingen. Sein Arm lag fest und besitzergreifend um ihre Taille. „Das Gleiche wie vorher“, antwortete er. „Nichts hat sich verändert - außer, dass du jetzt davon weißt.

17. KAPITEL
    Als sie zurückkamen, war es immer noch still im Lager, aber die Ruhe hatte jetzt eine andere Qualität. Sie wirkte friedlicher, als sei die Krise
    überwunden. Annie bückte sich und betrat die Grashütte, die den Eltern des Babys gehörte. Sie entdeckte, dass die junge Apachin sich aufgesetzt hatte und ihr Kind auf dem Schoß wiegte, um die zappelnde Kleine dazu zu bringen, von dem Rindentee zu trinken. Das Baby hatte immer noch Fieber und Flecken auf der Haut, doch Annie hatte mit einem kurzen Blick erfasst, dass das Kind überleben würde. Sie untersuchte die Mutter und lächelte ihr erfreut zu. In ein, zwei Tagen würde die junge Frau sicher wieder auf den Beinen sein. Auch der Vater des Babys, der rundgesichtige Krieger, war wach. Er hatte zwar kein Fieber mehr, war aber immer noch sehr schwach. Die Eltern starrten Annie und den großen weißen Mann an, der hinter ihr stand wie ein grimmiger Schutzengel. Doch sie schienen beide keine Angst vor ihnen zu haben. Der Krieger sagte mit schwacher Stimme sogar etwas und deutete auf das Baby. Obwohl sie die Sprache nicht beherrschte, wusste Annie, dass er sich bei ihnen bedankt hatte.
    Schließlich verließen sie die Grashütte wieder, wobei Annie als Erste ins Freie trat. Ein Weißer stand etwa fünf Meter von ihr entfernt, eine Schrotflinte in seinen Händen. Abrupt straffte sie sich. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie spürte, wie Rafe sich hinter ihr langsam aufrichtete und sie dann sanft zur Seite schob.
    Das Gesicht des Mannes war von Wind und Wetter gegerbt wie altes Leder. Sein Haar war schon von Grau durchzogen, obwohl Annie ihn nicht älter als in den Vierzigern vermutete. Er war mittelgroß und genauso schlank und muskulös wie ein Mustang. Sein linkes Augenlid hing ein wenig herunter, sodass es den

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