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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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nach Verbandszeug. Er fand antiseptische Salbe und eine kleine Rolle Mullbinde. Sobald er die tiefen Kratzer in seinen Händen versorgt hatte, war er besserer Laune. Sein Bauch war voll, die Wunden schmerzten nicht mehr so sehr, und er hatte die Hälfte seines Auftrages erledigt.
    Heute Nacht würde er herausfinden, wie er in das Haus von Sam Cochrane gelangen konnte. Er bekam einen Steifen, wenn er nur daran dachte, wie er sich in das Lager des Feindes hineinschleichen und die Frau umbringen würde, ohne dass es jemand bemerkte. Das war es, was er die letzten Jahre so vermisst hatte: das Risiko. Er war so gut in dem geworden, was er machte, dass er überhaupt keinen Spaß mehr am Töten empfand. Jade Cochrane aus dem Hinterhalt mit einem Gewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer zu töten, wäre so langweilig wie Weißbrot. Aber in ihr Haus einzubrechen und die Wege zu gehen, die sie sonst ging, dieselbe Luft zu atmen, dieselben Dinge zu berühren und sie dann zu erschießen, während ihre Familie im Zimmer nebenan schlief, das war ein Höhepunkt, wie er ihn sich nur in seinen Träumen vorstellen konnte. Für Johnny war genau das der Unterschied zwischen einem Profi und einem Amateur.
    Er konnte es kaum erwarten.
    Earl Walters war in jenem Jahr, als Jade Cochrane verschwand, Streifenpolizist. Jetzt, in seinem fast dreißigste Dienstjahr, war er der Polizeichef von St. Louis und ein guter Freund von Sam Cochrane. Wie alle, die sich daran erinnern konnten, wie verzweifelt der junge Vater über das Verschwinden seiner Familie gewesen war, freute sich Earl Walters darüber, dass Jade wieder nach Hause zurückgekehrt war. Er wusste nichts Genaues über den jungen Mann, den sie mitgebracht hatte, aber das war gleichgültig. Das kleine Mädchen, das verschwunden war, war jetzt ja wieder daheim.
    Aber heute war er fassungslos über die Morde, die im Krankenhaus geschehen waren. Diesem Hund war es einfach gelungen, in eine Intensivstation zu laufen, die sonst allen anderen Menschen verschlossen war, dann konnte er diese schlimmen Verbrechen verüben, ohne dass ihn jemand sah … das konnte er nicht dulden. Der Bürgermeister war hinter ihm her, und die Telefone auf seinem Schreibtisch hörten nicht auf zu klingeln, seitdem die beiden Leichen entdeckt worden waren. Und als wäre das nicht schon genug, waren die Medien natürlich hinter dem Fall her. Alle spekulierten darüber, wie es möglich war, dass die männliche Begleitung der verloren geglaubten Tochter aus gutem Hause Opfer eines Mordes werden sollte. Die Gerüchte beschäftigten sich damit, was die beiden in ihrer Vergangenheit angestellt haben mussten, dass es jetzt mit Mord gesühnt wurde.
    Da Walters Sam Cochrane persönlich kannte, wusste er, dass es ein heikles Thema war. Deshalb war er von seinem Schreibtischstuhl aufgestanden und war zu Sam gefahren, um ihm die Fragen von Angesicht zu Angesicht zu stellen.
    Velma wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als einfach nicht mehr an die Haustür zu gehen, damit sie endlich ihre Aufgaben in der Küche erledigen konnte. Luke hatte in seinem Büro angerufen und Unterstützung angefordert. Dreißig Minuten später standen zwei sehr breite und sehr entschlossen aussehende Männer vor beiden Eingängen zu Sams Haus. Außerdem waren Wachen auf der Auffahrt und am hinteren Gartentor postiert. Da sie jetzt sicher waren, dass niemand ins Haus eindringen konnte, ignorierten sie auch all die Anrufer, die sich telefonisch meldeten. Allerdings erreichten sie somit auch die Telefonate der Polizei nicht, was nach sich zog, dass nun zwei Streifenwagen vor Sams Grundstück hielten und Earl Walters an der Haustür klingelte.
    Earl stieg die Treppen zum Haus hoch und klingelte. Ein sehr großer Mann mit einem riesigen Schädel, aber ohne Hals, öffnete und steckte den Kopf aus der Tür, um Earl Walters mitzuteilen, er solle verschwinden. Dann zog Earl seine Polizeimarke und forderte den Mann auf, Sam zu holen.
    Earl wartete in der Eingangshalle. Es dauerte nicht lange, bis Sam die Treppe hinuntereilte.
    “Earl! Ich hatte mir schon gedacht, dass die Polizei kommen würde, aber mit dir habe ich nicht gerechnet. Du hast so lange am Schreibtisch gesessen, dass ich schon dachte, du würdest da nie wieder fortkommen! – Was macht das Reiten?”
    Earl grinste. Es war ein alter Witz zwischen den Männern, dass er sich eigentlich als Cowboy fühlte, nicht als Polizist. “Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich dich einmal besuchen

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