Gefechte der Leidenschaft
zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb sie sanft. »Auch noch ein gutes Herz, wie erfreulich.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Sie entzog ihm ihre Haarsträhne und strich sie hinter das Ohr.
»Nicht alle Damen, die Leidenschaft erwecken, sind so besorgt um diejenigen, die dieser Passion zum Opfer fallen.«
»Es lag nicht in meiner Absicht, irgendetwas zu erwecken !«
Blackford musste laut lachen. »Das macht es nur noch schlimmer.«
Wollte er mit ihr flirten? Versuchte er womöglich, sich wegen ihres Geldes bei ihr einzuschmeicheln? Sie wusste es nicht. Vielleicht langweilte er sich auch nur oder wollte sich ein wenig von dem Gedanken an das bevorstehende Duell ablenken.
»Und über die Fechtkünste Ihres Gegners machen Sie sich gar keine Gedanken?«
Er zog ein übertrieben ernstes Gesicht. »Ich fürchte mich zu Tode.«
»Das glaube ich Ihnen gern«, murmelte sie säuerlich. »Allerdings habe ich einmal sagen hören, dass er Unterricht bei Croquere nimmt.«
»Bei dem Mulatten-Fechtmeister? Dann muss ich mich aber vorsehen.«
Lisette kniff kurz die Lippen zusammen. »Ich wollte Sie nicht belehren oder Ihnen einen Rat geben.«
»Weil Sie sich nicht im Geringsten Sorgen um mich machen. Ich verstehe vollkommen.«
Da war wieder dieses eigenartige, humorvolle Lächeln, das auch in seinen strahlend blauen Augen aulblitzte. Es war unmöglich, dieses Lächeln nicht zu erwidern, stellte Lisette fest. Doch gleichzeitig sagte ihr eine innere Stimme, dass sein Charme zu routiniert, zu sehr von seiner Intelligenz gesteuert war, als dass man ihm hätte trauen können.
In diesem Augenblick blickte Blackford mit hoch gezogener Braue an ihr vorbei. »O’Neill«, sagte er zur Begrüßung, »bist du gekommen, um den Habicht von deinem Küken zu verscheuchen?«
»Oder um ihm einen anderen Köder anzubieten«, antwortete Caid mit unbewegter Stimme, als er sich zu ihnen gesellte. Er tauschte einen Blick mit dem Engländer.
»Wenn du dich allzu eifrig zeigst, mein Freund«, entgegnete Blackford, »werden sich die Leute allerlei interessantes und fantastisches Zeug zusammenreimen.«
»Ich soll dir also das Feld räumen? Du bist ein Optimist.«
»Aber einer mit scharfen Augen. Besonders gut kann ich andere Raubvögel erspähen, vor allem solche, die nachts jagen.«
Caid schwieg für einen Moment. »Willst du damit sagen, dass ich nicht besser bin als du? Das versteht sich von selbst, denke ich.«
»Und außerdem bist du ungeschickt, eine Eigenschaft, die ich, glaube ich, nicht besitze. Ich sprach lediglich von Wächtern in der Dunkelheit.«
Sie redeten über Lisettes Kopf hinweg von Dingen, die sie nicht verstand. Oder vielleicht doch? Wollte Blackford andeuten, dass Caid sogar hier im Maison Blanche vor ihrem Schlafzimmer Wache gestanden hatte? Das war eine faszinierende Vorstellung.
»Auch nächtliche Jäger haben Klauen«, entgegnete Caid leise.
»Sicher. Fragt sich nur, was sie damit machen.«
Caid hob abwehrend die Hand. »O Gott, nicht du auch noch!«
»Eine unerfüllbare Aufgabe erfordert außergewöhnliche Maßnahmen.«
»Aber nicht von dir«, sagte Caid grimmig.
Blackford zuckte zusammen. »Mit solch direkten Worten verdirbst du alles.«
»Das war auch meine Absicht.«
»Dann überlasse ich dir deine Beute, mon brave. Unberührt und unberührbar. Zumindest für den Augenblick.« Der englische Fechtmeister verbeugte sich mit gelindem Spott und ging davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
»Hat er mit seinen Worten wirklich gemeint, was ich glaube?«, fragte Lisette mit gerunzelter Stirn, während sie ihm nachblickte.
»Kümmern Sie sich nicht darum. Unser englischer Freund liebt die Geheimnistuerei. Und außerdem ist er im Moment schlecht gelaunt. Vor einem Duell trainieren manche Männer, andere besuchen Freunde und Verwandte, wieder anderen trinken. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich am liebsten mit der ganzen Welt anlegen würden.«
»Aus Verzweiflung? «
»Oder aus Wut über ihre eigene Dummheit und über einen Ehrenkodex, der es zulässt, dass ein Mann für eine lächerliche Sache ebenso sterben kann wie für eine gute. -Sollen wir nicht das Thema wechseln? «
Ob er in solch schroffem Ton sprach, weil er fürchtete, zu viel gesagt zu haben, oder wegen irgendeiner inneren Qual, konnte Lisette schlecht beurteilen. »Worüber sollen wir denn sprechen?«
»Sind Ihre Kopfschmerzen von gestern Abend besser geworden?«
»Kaum.«
»Konnten Sie nach all der Aufregung denn wenigstens
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