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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Schulterzucken.
    Er hielt sie also für attraktiv. Merkwürdigerweise freute sie sich darüber. »Das alles liegt noch in der Zukunft, in einer sehr fernen Zukunft.«
    »Natürlich. Ich verstehe.«
    Das bezweifelte sie, doch wenn sie ihn als trauernde Witwe eher dazu bewegen konnte, sich zwischen sie und ihren Schwiegervater zu stellen, dann würde sie diese
    Rolle bereitwillig spielen. »Was nun das Anmieten eines Hauses betrifft ...«
    »Später«, unterbrach er sie. »Ich habe Sie schon lange genug reden lassen. Für den Augenblick sind Sie hier gut aufgehoben. Gestatten Sie mir darüber nachzudenken, was jetzt zu tun ist, dann werden wir das Ganze ausführlicher besprechen.«
    Das war ein vernünftiger Vorschlag, dennoch ärgerte sie sich darüber. Am liebsten wollte sie alles sofort regeln, um sicher sein zu können, dass sie entkommen war. Sie konnte noch kaum glauben, dass sie dem Stadthaus der Moisants und seinem Hausherrn vielleicht für immer den Rücken gekehrt hatte. »Oh, gewiss doch ...«
    »Sie müssen sich ausruhen«, sagte er, stieß sich vom Fenster ab und ging zur Tür, mit einer kraftvollen Anmut, als habe das harte Training in den zahllosen Stunden auf der Fechtbahn seinen großen, gelenkigen Körper geschmeidig gemacht. »Ich bleibe in der Nähe, das verspreche ich Ihnen.«
    Damit musste sie sich zufrieden geben. Mit Nachdruck fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Seltsamerweise fühlte sich Lisette plötzlich erschöpft, als habe sie ihre Kraft und Entschlossenheit nur der Anwesenheit des irischen maitre'armes zu verdanken gehabt, der beides mit sich nahm, als er sie verließ. Doch immerhin hatte sie die erste Hürde ihres eilig ausgeheckten Plans überwunden. Es gab noch weitere Hindernisse, doch sie würde die Entscheidung des Fechtmeisters abwarten müssen.
    Lisette unterdrückte hinter der vorgehaltenen Hand ein Gähnen und schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig geschlafen, seit Eugenes Tod traute sie sich kaum noch die Augen zuzumachen. Auch wenn sie zu Hause nicht eingesperrt war, hatte sie ihre Tür stets von innen verbarrikadiert. Ein- oder zwei-mal hatte jemand am Türgriff gerüttelt, als wolle er mitten in der Nacht in ihr Zimmer eindringen. Wer außer Monsieur Moisant konnte das gewesen sein?
    Bei der Erinnerung daran überlief es sie kalt. Hier war sie zumindest vor solchen Besuchen sicher. Der Doktor hatte auch gesagt, dass die Wirkung des Laudanums noch eine Zeit lang anhalten würde. Sie ließ die Augen zufallen, um noch ein wenig zu schlummern, bis es richtig hell wurde.
    Einige Zeit später kehrte die Realität wie aus einem betäubenden Nebel wieder in ihr Bewusstsein zurück. Noch halb im Traum hörte sie Stimmen durch das Haus hallen. Eine davon, die wütende Stimme eines Mannes, tat ihr in den Ohren weh, und mit einem Ruck wurde sie gänzlich wach.
    Wie ein Orkan stürmte Henri Moisant ins Zimmer, ganz außer Atem vom Aufstieg über die Treppe am Hofeingang. Er trug noch immer seinen Hut und den Ebenholzstock mit dem Silberknauf, als habe er nicht gewagt, beides dem Butler zu überlassen. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und der Samtkragen seines feinen wollenen Rockes passte genau zur Weste. Die Anhänger an seiner Uhrkette stellten einen Totenschädel mit baumelndem Unterkiefer und eine winzige Begräbnisurne dar. Seine Gesichtszüge verbargen sich hinter einem Schnurrbart und einem Spitzbart vom gleichen Silbergrau wie sein Haar. Auf eine ölige Art sah er gut aus und zeigte die Haltung eines Mannes, der mit Anstand altert und sich dessen wohl bewusst ist.
    Angst strömte wie Gift durch Lisettes Adern, während sie sich im Bett aufsetzte. Henri Moisants schmale Lippen waren zu einem falschen Lächeln verzogen, das er für Madame Herriot aufgesetzt hatte, die neben ihm stand. Doch seine Augen funkelten vor Zorn und sein Hals war rot angelaufen. Lisette hatte diese Anzeichen oft genug gesehen und erkannte sie nur zu gut.
    »Was ist denn das nun wieder für eine Torheit, chere?«, wollte er wissen. »Ich konnte es kaum lassen, als ich die Nachricht von deiner Gastgeberin erhielt. Ich weiß, du warst in letzter Zeit recht verwirrt, aber dieses Benehmen ist wirklich unglaublich.«
    »Es ist tatsächlich alles sehr rätselhaft«, antwortete Lisette mit unbewegter Stimme. »Vielleicht können Sie ja Licht in die Angelegenheit bringen.«
    »Ausgerechnet ich, wo ich seit Tagen nicht mehr mit dir gesprochen habe? Deine Zofe

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