Gefechte der Leidenschaft
Levee gekauft habe!«
»Ein scharfsichtiges Tier, das habe ich ja immer gesagt. Sie hat also einen neuen Beschützer.«
Caid nickte. »Das ist immerhin ein Vorteil.«
»Für den du dich gern auf jede gewünschte Weise bei mir bedanken darfst.«
»Das werde ich auch, wenn schon sonst keiner merkt, dass Figaro sich jetzt an jemand anderen hält, oder niemand sich fragt, wie ein Hund aus der Passage de la Bourse ins Schlafzimmer einer Dame kommt.«
»Figaro?« Der Italiener zuckte peinlich berührt zusammen.
»Ja. Du hast ihn ja immer nur Gauner oder Teufelsracker genannt, wenn er deine Stiefel zerkaut hat, und das habe ich ihr erzählt.«
»Ich hätte eher an Casanova gedacht, weil er doch immer ...«
»Ich weiß, was er immer tut, und hoffe nur, er tut es nicht vor den Augen von Madame Moisant, zumindest bis seine Stellung gefestigt ist.«
»Was für eine Stellung?« Celina war näher gekommen und blickte erwartungsvoll von einem zum anderen.
»Als Hausgast«, antwortete Nicholas verbindlich.
»Wer, Denys?« Celina warf einen Blick zu Lisette und ihrem Bruder hinüber, die noch immer ins Gespräch vertieft waren.
Caid konnte es sich nicht verkneifen zu korrigieren. »Figaro.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagte sie streng. » Bei Madame Moisant wohnt niemand mit diesem Namen.«
»Vor kurzem erst angekommen, glaube ich.« Nicholas' Gesicht war völlig ausdruckslos.
Celinas Augen funkelten hinter ihren dichten Wimpern. »Ich glaube. Sie beide sind betrunken.«
»Noch nicht«, sagte Caid, »aber es ist eine gute Idee.«
»Zuerst müssen Sie Ihre Pflicht gegenüber den Damen erfüllen, die noch nicht getanzt haben«, forderte sie unnachgiebig. »Sofort. Und zwar alle beide.«
»Ihr Wunsch ist mir Befehl, meine Schöne«, antwortete Nicholas, vollführte einen eleganten Kratzfuß und machte sich gehorsam davon.
Caid mochte es ihm nicht nachtun, da er fürchtete, seine Verbeugung würde einem Vergleich nicht standhalten. »Tausend Dank, dass du dich opferst, La Roche!«, rief er dem Italiener nach.
Nicholas dankte ihm mit einem kurzen Winken, erwiderte aber nichts. Vielleicht hatte er stärker an dem kleinen Hund gehangen, als er selbst oder irgendjemand vermutete.
»Sie haben noch nicht mit Madame Moisant getanzt«, bemerkte Celina.
»Ist das ein Befehl?«
»Ein Vorschlag.« Rios Verlobte schaute ihn mit einem seltsamen Blick an. «Wobei ich dieses Versäumnis schon merkwürdig finde.«
»Sie hat mir den nächsten Tanz versprochen, obwohl es meiner Meinung nach besser für sie wäre, wenn ich mich von ihr fern hielte.«
»Sind Sie sicher, dass das ihrem Schutz dient?«
Celina war sehr scharfsinnig, eine der Eigenschaften, die Caid an ihr mochte. Doch jetzt hielt er es für das Beste, sich dumm zu stellen. »Wieso nicht? Sie braucht einen respektablen Verbündeten oder sollte zumindest einen in Aussicht haben.«
»Was sie vor allem braucht, würde ich sagen, ist ein Freund.«
»Sie hat doch Sie«, erwiderte Caid lächelnd. »Ich habe gesehen, wie Sie beide in der Ecke die Köpfe zusammensteckten und wichtige Angelegenheiten besprachen.«
»O ja, überaus wichtige, wenn Sie Modistinnen, Schneiderinnen und Friseusen dazu zählen wollen.«
»Ich bin sicher, die braucht sie auch.«
Celina nickte abwesend. »Aber ich fürchte, Freunde könnte sie dringender nötig haben. Mir sind gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen.«
»Und zwar?« In Caids Stimme schlich sich ein grimmiger Unterton.
»Flatterhaftigkeit, versuchter Selbstmord, sogar eine Spur von Wahnsinn ...«
»Sie werden doch diesen Unsinn nicht glauben!«
»Es kommt nicht darauf an, was ich glaube. Andere sind da viel empfindlicher, wie Sie wissen. Hierzulande sperrt man die Verrückten weg, weil man glaubt, dass Wahnsinn erblich ist. Und ein solcher Makel in der Familie kann verheerender sein als ein, zwei Tropfen Milchkaffeebraun im Blut.«
»Das wird also alle Bewerber um ihre Hand abschrecken.«
»So ist es. Und auch mögliche Verbündete.«
»Sie ist doch aber eine Erbin.«
»Deshalb werden ihr vielleicht Mitgiftjäger den Hof machen — mit der festen Absicht, sie nach der Hochzeit einzusperren.«
Caid schluckte einen Fluch hinunter, der für weibliche Ohren nicht geeignet war. »Das ist natürlich Moisants Werk. Wenn er alle Welt davon überzeugen kann, dass sie geistig nicht gesund ist, kommt er damit einer möglichen Klage ihrerseits zuvor, weil er selbst sie eingesperrt hielt.«
»Ja, oder er hätte einen Grund, es
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