Geheimnis der Leidenschaft
genauso, wie es ihn vorsichtig machte.
»Ich werde meine Sachen im Haus abladen«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme. »Wenn Sie damit einverstanden sind, werde ich in das Schlafzimmer oben ziehen. Dann brauchen Sie und Mason nicht das Gefühl zu haben, auf Zehenspitzen durch mein Schlafzimmer zu gehen, wenn Sie die hintere Veranda nutzen wollen.«
»Das klingt gut.«
Hope ignorierte das Gefühl sinnlichen Bewusstseins, das sie bei dem Gedanken spürte, dass Rio in dem Zimmer neben ihr schlafen würde. Doch selbst wenn er auf dem Boden in ihrem eigenen Schlafzimmer geschlafen hätte, hätte sie in der Nacht nicht wachliegen und darauf warten müssen, dass er zu ihr ins Bett kriechen würde. Nicht mit einer einzigen Geste hatte er wirkliches sexuelles Interesse an ihr gezeigt.
Doch er mochte sie, dessen war sie sicher. Sogar Mason hatte das gemerkt. Er hatte gesagt, er hätte Rio noch nie so oft lächeln sehen wie in der Zeit, wenn Hope in der Nähe war.
»Werden Sie den Trog am Hope-Brunnen als Nächstes füllen?«, fragte er und meinte den langsam versiegenden Brunnen.
»Ja.«
»Ich bin bereit.«
»Haben Sie schon gegessen?«, fragte sie.
Er zuckte die Schultern.
Hope sah auf den Wasserstand des Tanks, den sie gerade füllte. »Ich bin hier in ungefähr zwanzig Minuten fertig. Frühstück gibt es in fünfunddreißig Minuten.«
»Sie brauchen nicht...«
»Sie beeilen sich besser«, meinte sie und unterbrach seinen Widerspruch. »Wenn Ihre Stiefel nicht unter dem Tisch stehen, wenn die Eier fertig sind, dann werde ich jeden Bissen Ihres Frühstücks an die Schweine verfüttern, die wir nicht haben. Das wäre eine schreckliche Verschwendung frischer Eier.«
Sein Lächeln blitzte weiß auf in seinem dunklen Gesicht. Er legte kurz die Finger an die Hutkrempe und salutierte. »Jawohl, Ma’am«, sagte er gedehnt, und seine Stimme klang sanft und angemessen unterwürfig.
Sie versuchte, nicht zu lachen über seine Neckerei, doch dann lachte sie laut auf. Rios Reaktion war die eines höflichen, ein wenig zurückgebliebenen Jungen, doch er strahlte eine kräftige Männlichkeit aus, die unmissverständlich und auch faszinierend war. Es war völlig unmöglich, von dem Unterschied zwischen seinen Worten und dem offensichtlichen Selbstvertrauen dieses Mannes nicht belustigt zu sein.
Er sah, dass sie versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken, hörte ihr Lachen und zwinkerte ihr zu, ehe er sich dem Haus zuwandte.
Er wusste nicht, wer von dem Zwinkern mehr überrascht war, Hope oder er selbst. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zum letzten Mal so fröhlich gewesen war, als wäre der Tag, der vor ihm lag, voller neuer Orte und Möglichkeiten, die es zu erforschen gab. In Hopes Nähe zu sein hatte etwas Erfrischendes, ob es nun an der Frau lag oder an der einfachen Tatsache der Hoffnung selbst.
Die Erinnerung daran, wie Rio sie geneckt hatte, hob Hopes Laune, selbst als sich die Messing-Verbindung am Schlauch als ganz besonders widerspenstig herausstellte. Sie löste sie mit dem schweren Schraubenschlüssel, verstaute dann alles wieder an der richtigen Stelle und fuhr mit dem Wagen auf die Weide zurück.
Nachdem sie sich draußen gewaschen hatte, ging sie über die hintere Veranda in die Küche. Ein einziger Blick sagte ihr, dass Rio die Möglichkeit des Frühstücks nicht verpasst hatte. Er hatte den Tisch für sich selbst gedeckt - Teller, Besteck, Kaffeetasse, Serviette.
Und seine Stiefel standen ordentlich unter dem Tisch.
Hope lachte und fühlte sich wie ein Teenager. Sie hatte alles Mögliche erwartet, nachdem sie Masons Beschreibung von Rio gehört hatte, doch sein trockener Humor hatte nicht dazugehört.
Noch immer lächelnd, zündete sie den Ofen an, drehte die Hitze herunter und stellte Rios Teller und eine große Platte hinein. Mit schnellen Bewegungen holte sie geschnittenen Speck aus dem Kühlschrank und legte ihn in die schwere Eisenpfanne, um ihn zu braten. Während der Speck brutzelte, schnitt sie in eine andere Pfanne Kartoffeln zum Braten.
Als der Speck und die Kartoffeln knusprig waren, legte sie alles auf die Platte und schob sie wieder in den Ofen. Vier Scheiben Brot verschwanden im Toaster. Nach einer Minute sprangen sie hoch, verwandelt in knusprig braune Vierecke. Sie bestrich den Toast mit Butter und schob auch ihn in den Ofen, damit er warm blieb.
Sobald sie Rios Schritte auf der Treppe hörte, öffnete sie den Schrank, in dem sie in einem Steinguttopf frische Eier
Weitere Kostenlose Bücher