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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Spiel auf ihre Weise beenden zu können und ihn in Verlegenheit zu stürzen? Er schien einen ähnlichen Gedanken gehabt zu haben, denn er sagte: »Wenn Ihr dran seid, Prinzessin, werde ich ganz bestimmt nicht so schüchtern sein.«
    Sie würde wohl nie mehr ein Bad nehmen ...

Kapitel 17

    T anya wusste später nicht mehr, wie sie die folgende halbe Stunde überstanden hatte, während sie zusah, wie Stefan von Sascha angezogen und von vorne bis hinten bedient wurde. Die meiste Zeit hielt sie den Blick abgewandt oder auf den kleinen Diener gerichtet, der sich für einen Mann, der gut ein oder zwei Zoll kleiner war als sie, als bemerkenswert tyrannisch erwies.
    Stefan hatte ihm eingeschärft, in ihrer Gegenwart nur englisch zu sprechen, und als Sascha erst loslegte, bekam Tanya einen wahren Schwall brummiger Klagen zu hören, den zu äußern nur ein Diener wagen würde, der schon viele Jahre im Dienste seines Herren gestanden hatte. Stefan zuckte nur mit den Schultern, ignorierte ihn oder neckte ihn — was außerordentlich interessant war. Tanya hätte nicht gedacht, dass jemand, der so unnahbar und launisch war, wie Stefan zu sein schien, die Art Mensch sein könnte, die andere im Spaß neckte. Eine humorvolle Ader paßte einfach nicht zu seinem diabolischen Charakter. Aber hatte sie ihn heute nicht schon mehrmals im Verdacht gehabt, sie zu necken? Nur um diese Möglichkeit gleich wieder auszuschließen, weil sie einfach zu unwahrscheinlich schien?
    Es gefiel ihr gar nicht, diese andere Seite von ihm kennenzulernen, eine Seite, die sogar Zuneigung für einen Diener einschloss . Und sie haßte es geradezu, wenn er lächelte, weil ihr Herz dann jedesmal einen Sprung machte — ob er sie dabei ansah oder nicht. Er sah nicht so unglaublich gut aus wie Vasili , aber je länger sie ihn ansah, um so attraktiver erschien er ihr. Und das ärgerte sie aus irgendeinem Grund am meisten. Sie zog es vor, ihre Beziehung in Schwarz und Weiß zu halten: Feind — Gefangene, kein Mittelding. Aber dennoch waren seine Küsse und die Gefühle, die sie in ihr geweckt hatten, nie ganz vergessen. Und das Bild seines nackten Körpers ... Es stand mehr als ihre Freiheit auf dem Spiel, wenn sie nicht bald von diesem Mann wegkam.
    Sie seufzte erleichtert auf, als sie sah, dass er endlich vollständig angezogen war. Die lederfarbene Hose paßte ihm wie angegossen. Zu eng, wenn man sie fragte. Auch sein waldgrüner Mantel war so gut geschnitten, als habe auch er keinen anderen Zweck, als seine gute Figur zu betonen. Sein Hemd mit den gefälteten Manschetten glich demjenigen, das sie für sich selbst ausgesucht hatte, aber sein Wams war aus schlichter, bestickter gelber Seide und nicht ganz so fantastisch wie das ihre. Diesen Mangel glich er jedoch mit einem roten Halstuch aus, das er in dem sorglosen primo-tempo-S til band. Zum Schluss brachte Serge noch einen lohfarbenen Zylinder zum Vorschein und brauchte dann ganze zwanzig Sekunden, um ihn auf Stefans schwarzem Haar zu platzieren .
    Seine Kleidung verriet eindeutig, dass er die Kabine verlassen wollte, und Tanya konnte an dieser Stelle nur wünschen, dass er's auch wirklich tat — und zwar bald. Aber als er dann endlich fertig war, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie und kam mit einem Spiegel in der Hand auf sie zu. Sie versteifte sich bei dem Gedanken daran, was das zu bedeuten hatte. Und sie lag mit ihrer Annahme auch nicht ganz falsch.
    »Wascht die Farbe ab oder stellt den ursprünglichen Zustand wieder her«, sagte er und ließ den runden Spiegel in ihren Schoß fallen. »Aber tut das eine oder das andere, bevor wir zum Abendessen gehen.«
    Er ließ ihr tatsächlich die Wahl? Trotzdem war es ein Befehl, schlicht und einfach, auch wenn der Ton, in dem diese Worte gesagt wurden , mild war. Und sie konnte heutzutage einfach keine Befehle mehr ertragen; sie hasste sie.
    Gerade wollte sie ihm den Spiegel zurückgeben und ihm erklären, was er damit tun könne, als sie einen Blick auf ihr Spiegelbild erhaschte und mit einem Keuchen zusammenzuckte. Er hatte gesagt, sie sehe wie ein schmuddeliger Balg aus, und das war noch gelinde ausgedrückt. Tanya sah aus, als hätte sie ihren Kopf in einen Kamin gesteckt, wo ihr kalte Asche ins Gesicht geweht war. Und wenn sie sich dann nach einem solchen Zwischenfall nur einmal kurz übers Gesicht gewischt hätte, hätte sie wahrscheinlich einen ganz ähnlichen Effekt erzielt. Überall waren hellere Schmierflecken zu sehen, auf ihrem Kinn,

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