Geheimnis um ein blaues Boot
lange gedauert. Auch konnte er Ern nicht zurücklassen, und mitnehmen wollte er ihn nicht. Zudem hatte keiner von ihnen eine Taschenlampe bei sich. Nein, das Unternehmen war zu gefährlich.
Plötzlich hörte er ein warnendes Zischen von Ern. Schnell schloß er die Falltür und stellte den Kessel darauf, so daß sie nicht mehr zu sehen war.
Schon näherten sich Schritte und Stimmen. Herr Engler und der Franzose kamen zurück. Die beiden Jungen liefen durch den Gemäldesaal zum Ausgang. Der Pförtner befand sich nicht dort. Als Dicki sich umblickte, sah er ihn mit Herrn Engler und dem Franzosen aus dem Waffensaal kommen.
Die drei scheinen unter einer Decke zu stecken, dachte er. Ich weiß zwar nicht, was sie im Schilde führen, aber irgend etwas ist hier faul. Was, wie und wo ist mir noch schleierhaft. Am merkwürdigsten ist eigentlich das Verschwinden des Bootes. Geheimnis um ein blaues Boot! Ich muß darüber nachdenken.
Die Jungen holten ihre Hunde, die schon ungeduldig winselten. Sie begrüßten ihre Herren außer sich vor Freude und hüpften vergnügt in ihre Kisten. Dann sausten die Jungen den Berg hinunter.
„Wir werden morgen eine Versammlung der Spürnasen abhalten,”, sagte Dicki, als sie unten angelangt waren. „In dem Turm geht etwas vor, was ich nicht verstehe. Wenn wir darüber reden, wird uns die Sache vielleicht klarer. Ein Glück, daß du mitgekommen bist! Ich hätte nicht bemerkt, daß das blaue Boot aus dem Bild verschwunden ist. Das ist bestimmt ein Indiz, wenn auch ein sehr rätselhaftes. Alles ist rätselhaft. Wir wissen ja nicht einmal, worin das Geheimnis besteht, oder ob das Indiz dazu gehört.”
Die Spürnasen gehen ans Werk
Als Dicki nach Hause kam, rief er die anderen Spürnasen an und forderte sie auf, am nächsten Tag um zehn Uhr in seinen Schuppen zu kommen.
„Gibt es ein Geheimnis?” fragte Betti neugierig.
„Es sieht so aus”, antwortete Dicki. „Ern hat auch schon etwas entdeckt, was ein Indiz sein könnte.”
Kurz vor zehn klopfte es an die Schuppentür. Dicki hatte den Petroleumofen angesteckt und eine Schale mit Keksen auf einen Schemel gestellt. „Es spricht sich besser, wenn man etwas dazu ißt”, pflegte er zu sagen. Als die Kinder eintraten, begrüßten die Hunde sie stürmisch und warfen dabei die Keksschale um.
„Hört mal zu, ihr beiden”, sagte Dicki streng, während er die auf der Erde verstreuten Kekse aufhob.
„Ich weiß nicht, wer von euch der Übeltäter ist, aber eins sage ich euch: Ihr bekommt nicht einen einzigen Keks, bis wir mit unserer Besprechung zu Ende sind. Hunde werfen gern Kuchenschüsseln um, damit sie sich selber versorgen können, ich durchschaue euch. Setzt euch hin und seid still!”
Die Hunde setzten sich und sahen betrübt auf die Kekse. Betti streichelte sie tröstend. „Erzähl uns jetzt von dem Geheimnis, Dicki”, bat sie.
„Ich weiß noch gar nicht, ob es überhaupt eins ist. Wenn ja, müssen wir es aufzuklären versuchen. Wenn nein, können wir die Sache vergessen. Gestern hat Ern im Gespensterturm etwas sehr Merkwürdiges entdeckt. Möchtest du nicht weiter erzählen, Ern?”
„Ach nein”, entgegnete Ern verlegen. „Du kannst besser reden als ich. Kein Mensch kann so gut reden wie du. Ich könnte dir stundenlang zuhören. Onkel Theophil sagt immer, du hättest ein loses Mundwerk. Du kannst einen weich machen mit deinem Reden – oder auch hart, ganz wie du willst. Du kannst einen müde reden oder auch munter. Du kannst …”
„Hör mal, Ern, du hast auch kein schlechtes Mundwerk”, rief Rolf. „Nur weiter so!”
Ern schwieg betreten, und Dicki erzählte weiter von ihrem Ausflug zum Gespensterturm.
„Ern besah sich wieder das große Gemälde mit dem hohen Kliff, das ihm schon gestern so gut gefallen hatte.”
„Ja, natürlich, ganz genau. Es ist wundervoll.”
„Beschreibe es bitte – bis in die kleinste Kleinigkeit.”
„Auf dem Bild ist rechts ein hohes Kliff abgebildet, gegen das die Brandung schlägt. Das Meer ist bewegt und hat hohe Wellen. Der Himmel ist stellenweise blau und an anderen Stellen weiß, und im Vordergrund spritzt der Gischt, daß man meinen könnte, naß davon zu werden.”
„Sonst noch etwas?” fragte Dicki.
„Ja, auf einer Welle schaukelt ein kleines blaues Boot. Im Vergleich dazu erscheint einem das Kliff riesig und das Meer unendlich groß.”
„Das genügt”, sagte Dicki. „Es ging mir vor allem um das Boot – unser einziges Indiz. Es ist aus dem Bild
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