Geheimnis um eine Efeuvilla
tun. Gina und ich können den Topf kaufen, während ihr zu Ende eßt.”
Dicki wollte Gina Geld geben, aber sie schob es zurück.
„Ich habe auch noch Weihnachtsgeld übrig. Komm, Betti, wir lassen die Vielfraße allein.”
Die Mädchen gingen fort und kamen nach kurzer Zeit mit einer Blattpflanze zurück. „Ach bitte, Herr Trumbel”, sagte Betti und blickte Dicki lächelnd an, „können Sie mir wohl sagen, wie diese Pflanze heißt?”
„Sehr gut, Betti!” rief Dicki lachend. „Aber sieh zu, daß du uns mit ins Gespräch ziehst. Ich möchte den alten Mann gern einiges fragen.”
Die Kinder radelten zum Wiesenweg. Die Primelhütte hatte einen hübschen kleinen Garten. Der Rasen sah wie ein Teppich aus, die Blumenbeete waren rein von Unkraut, und die Hecke war sauber geschnitten. Unter einem Baum blühten schon ein paar Schneeglöckchen.
Weiter hinten im Garten sägte ein alter Mann Holz. Er trug Kordhosen und eine blaue Gärtnerschürze und hatte einen alten Filzhut auf.
„Das muß Herr Trumbel sein”, sagte Dicki leise. „Kommt, wir gehen auf das angrenzende Feld und sprechen ihn an.”
Die Kinder gingen auf einem Fußweg an der Hecke entlang, und als sie den alten Mann erreicht hatten, rief Betti ihm zu: „Ach bitte, sind Sie der Gärtner Trumbel?”
„Ja, der bin ich”, antwortete er. „Was willst du denn von mir?”
„Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie diese Pflanze heißt?” fragte Betti lächelnd und reichte ihm den Blumentopf über die Hecke. „Sie hat so hübsche Blätter. Gewiß kennen Sie alle Pflanzen, die es gibt.”
„Nun, nicht gerade alle, aber doch eine ganze Menge, mein kleines Fräulein”, antwortete Herr Trumbel freundlich. „Dies hier ist ein Coleus. Aber du mußt ihn zu Hause ins Warme stellen. Er verträgt keine kalte Luft.”
„Haben Sie jemals solche Pflanzen gezogen?” fragte Betti.
„Ach, Tausende! Ich arbeitete früher für Haus Feengrotte, war jahrelang dort Hauptgärtner.”
„Denk nur, Dicki, Herr Trumbel hat früher für Haus Feengrotte gearbeitet!” rief Betti, um die anderen Kinder ins Gespräch zu ziehen. „Das ist doch das Haus, wo der kranke Mann wohnt, für den wir heute die Medizin geholt haben.”
Dicki kam sofort näher, und die anderen Kinder folgten ihm. „Guten Tag, Herr Trumbel!” grüßte er höflich. „Wir waren heute zufällig an der Hintertür von Haus Feengrotte. Von dem Garten haben wir leider nicht viel gesehen.”
„Ach, jetzt ist er völlig verwildert”, sagte Herr Trumbel betrübt. „Ich habe dort schon als Junge gearbeitet und wurde später Hauptgärtner. Du hättest meine Rosen sehen sollen! Sie waren geradezu berühmt. Ich mag gar nicht mehr an dem Garten vorbeigehen. Es macht mich zu traurig.”
„Das Haus ist ganz mit Efeu bewachsen, bis zu den Schornsteinen hinauf”, sagte Flipp. „War das früher auch schon so?”
„Ja. Den Efeu hat mein Vater gepflanzt. Damals hieß das Haus nicht ,Feengrotte’, sondern ,Efeuvilla’”
Diese willkommene Nachricht kam so überraschend, daß die Kinder fast erschraken. Haus Feengrotte hieß früher Efeuvilla! Es war das Haus, von dem in den anonymen Briefen stand. Nur merkwürdig, daß der Absender nicht wußte, daß es seit vielen Jahren einen anderen Namen hatte.
„Warum wurde der Name geändert?” fragte Dicki.
Herr Trumbel zögerte mit der Antwort und sagte dann leise: „Die Efeuvilla hatte einen schlechten Ruf bekommen. Die Besitzer, Herr und Frau Hasterley, konnten es nicht ertragen, daß man mit Fingern darauf zeigte, und zogen fort. Aber das ist alles schon lange her.”
Herr Trumbel begann wieder zu sägen. Die Spürnasen blieben etwas unschlüssig an der Hecke stehen.
„Was war denn geschehen?” fragte Dicki endlich. „Hat Herr Hasterley – etwas verbrochen?”
„Nein, er war der beste Mann von der Welt. Aber sein Sohn Wilfried brachte Schande über die Familie und das Haus.”
Der alte Mann schnüffelte, und die Kinder sahen erschrocken, daß ein paar Tränen auf die Säge tropften.
„Kommt, wir gehen”, sagte Dicki leise.
Herr Grimm ist sehr zufrieden
Die Spürnasen sagten dem alten Gärtner auf Wiedersehen, aber er war offenbar in Erinnerungen versunken und beachtete sie gar nicht mehr.
„Wir hätten ihn nicht so viel fragen sollen”, sagte Betti, selber den Tränen nahe.
„Woher sollten wir denn wissen, daß ihn die Erinnerung an Haus Feengrotte so traurig stimmen würde?” erwiderte Dicki, dem selber recht unbehaglich zumute
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