Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Zerreißen gespannt, doch dann spürte sie auf einmal, dass ihre Füße auf festerem Boden standen. In diesem Moment wurde sie stürmisch umarmt. Lorenzo zog sie an sich, und gleichzeitig wurde sie in ihrem Innern von Gefühlen überschwemmt, dass es ihr schien, als würde man ihr die Sinne rauben. Sie klammerte sich an seinen starken Körper, schluchzte einige Male heftig, bis sie merkte, wie es leichter in ihr wurde und sie wieder an Mut gewann.
„Ihr seid jetzt in Sicherheit, Madonna“, beruhigte Lorenzo sie. „Kommt, mein tapferes Mädchen. Meine Männer warten mit den Pferden. Wir haben keine Zeit zu verlieren – wenn sie feststellen, dass Ihr fort seid, werden sie uns nachstellen.“
Als sie zu ihm hochblickte, neigte er den Kopf, und seine Lippen streiften ihre in einem hauchzarten Kuss. Er war so sanft, dass sie seinen Mund kaum spürte, und doch genügte es, um ihr Herz wie wild klopfen zu lassen.
Kathryn blinzelte, als er sie losließ. Sie sehnte sich danach, wieder in seinen Armen zu liegen, denn dort hatte sie sich warm und geborgen gefühlt. Aber er trieb sie bereits eilig weiter den Pfad hinunter, bis an einen kleinen Platz, wo einige Männer mit Pferden warteten. Danach fiel der Weg sanft ab und wurde zum Tal hin immer breiter. In der Ferne war Granada zu erkennen, die Häuser schimmerten in den ersten Strahlen der Morgensonne.
„Wenn wir die Galeere erreicht haben, können wir reden, Kathryn. Aber zunächst haben wir noch einen anstrengenden Ritt vor uns.“
Sie nickte Lorenzo zu und machte ihm damit deutlich, dass sie ihn verstanden hatte. Während er sie auf den Rücken eines der Pferde hob und dann sein eigenes Ross bestieg, kam sie langsam wieder zu Atem. Er sah sie so eindringlich an, dass Kathryn augenblicklich bewusst wurde, dass sie noch nicht in Sicherheit waren. Es bestand somit auch keine Notwendigkeit, sie darauf hinzuweisen, ihr Pferd zunächst zum Trab und später, als sie den steilen Pfad hinter sich gelassen hatten, zum Galopp anzutreiben.
Die Verfolgungsjagd begann erst, als sie die Küste beinahe erreicht hatten. Einer von Lorenzos Männern stieß einen Warnruf aus und deutete auf einen Trupp Reiter, deren Umrisse sich gegen den Horizont abzeichneten. Der Alarm musste kurz nach Kathryns Verschwinden ausgelöst worden sein, denn die Männer des Dons waren nicht allzu weit hinter ihnen. Lorenzos Leute unternahmen eine letzte Anstrengung, und schon bald waren sie in Sichtweite der Bucht.
Einer von ihnen sammelte die Pferde ein und ritt mit den Tieren davon. Lorenzo, Kathryn und die restlichen Männer kletterten derweil zum Strand hinunter, wo das Beiboot lag, das sie zu der Galeere bringen sollte, die in der Bucht ankerte. Über sich konnten sie Rufe hören, und als Kathryn kurz innehielt, um zurückzublicken, sah sie, dass einige von Don Pablos Männern sich bereit machten, mit ihren tödlichen Musketen auf sie zu schießen – einer Waffe, die die Spanier erfunden hatten und die dem glattrohrigen Luntenschlossgewehr der Venezianer weit überlegen war.
Lorenzo schob Kathryn in das Boot und stieg anschließend selbst hinein, während zwei seiner Männer noch mit ihren Gewehren in Richtung der Spanier schossen. Ihre Waffen waren auf diese Entfernung jedoch nutzlos und hielten die Verfolger nicht davon ab, den felsigen Hang zum Strand hinabzusteigen.
Während sich das Beiboot von der Küste entfernte, erreichten Don Pablos Männer den Strand. Sie rannten zum Wasser, und manche von ihnen wateten sogar ins Meer hinaus, um auf die Ruderer zu feuern. Einer traf sein Ziel und einer der Ruderer wurde verwundet. Lorenzo nahm seinen Platz ein, während Kathryn sich über den Mann beugte. Sie war bestürzt, als sie sah, dass er aus einer Wunde an der Schulter blutete.
Sie riss Streifen von ihrem Unterrock ab, faltete sie zu einem Polster und verband die Wunde so gut es ihr möglich war. Da sie sich völlig auf ihr Tun konzentriert hatte, war ihr entgangen, dass die Schüsse aus den Waffen von Don Pablos Männern ihr Ziel nicht mehr trafen. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, hatten sie die Galeere erreicht, und viele Hände wurden ausgestreckt, um sie und den Verwundeten an Bord zu holen. Sie hörte, wie Lorenzo Befehle erteilte, und nach einer Weile erschallte mit lautem Dröhnen ein Kanonenschuss. Sie blickte zum Strand hinüber und stellte fest, dass die Männer des Dons zu den Klippen zurückgewichen waren und einige schon dabei waren, diese wieder hinaufzuklettern.
„Kathryn
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