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Geheimnisvoll wie der Orient

Geheimnisvoll wie der Orient

Titel: Geheimnisvoll wie der Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence
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nicht erreicht, als sie einen festen Griff um die Taille spürte, hochgehoben wurde und sich in Tairs Armen wiederfand, denen sie gerade erst entkommen war. Sie schluchzte vor hilfloser Wut darüber, dass es ihm ohne ersichtliche Mühe gelang, sie festzuhalten.
    „Lassen Sie mich los, Sie … Hilfe!“
    „Niemand kann Sie hier hören.“ Seine Stimme klang noch immer ruhig und gelassen. „Ich will Ihnen nicht wehtun, das heißt aber nicht, dass ich es notfalls nicht doch tue.“
    „Was sind Sie doch für ein großer, starker Mann“, zischte sie.
    „Was sind Sie doch für eine kleine Wildkatze. Heben Sie sich Ihre Energie für später auf.“
    Welche Energie, dachte sie und fühlte sich plötzlich schwach und den Tränen nahe. Von einer Sekunde auf die andere schien alle Kraft sie zu verlassen. Es war, als gäben unter seinem elektrisierenden Blick ihre Beine nach.
    „Sie können hier nirgends hinlaufen, und es ist auch niemand da, der sie hören würde. Haben Sie das verstanden?“
    Als sie nickte, ließ er sie los. Sie strichsich mit dem Unterarm die Haare aus dem Gesicht. Die Haarspange hatte sich gelöst und lag wohl irgendwo am Boden.
    „Ich hasse Sie!“ Obwohl sie zitterte, klang ihre Stimme fest, und der Blick ihrer goldbraunen Augen war voller Verachtung.
    „Ich bin auch nicht gerade ein Fan von Ihnen. Sie treten um sich wie ein Maultier. Erinnern Sie mich daran, dass ich keine scharfen Gegenstände in Ihrer Nähe herumliegen lasse.“
    Er hob das weiße Kleidungsstück vom Boden auf. „Jetzt ziehen Sie das an.“ Er warf ihr einen verärgerten Blick zu, als sie den Kopf schüttelte. „Warum nicht? So ein formloser Fetzen müsste Ihnen doch gefallen. Er wird Sie vor der Sonne schützen. Die Dämmerung bricht erst in einigen Stunden herein.“
    „Wohin bringen Sie mich?“
    „An einen Ort, wo Sie keinen Schaden anrichten können.“ Als er sah, dass ihr die nächste Frage bereits auf den Lippen lag, fügte er hinzu: „Der Lagerplatz meines Großvaters befindet sich hier in der Nähe.“
    Molly warf mit beiden Händen die Haare nach hinten, wo sie in weichen Wellen über ihren Rücken hinabfielen. „Aha, dann liegen Entführungen bei Ihnen also in der Familie. Ihr Großvater ist bestimmt sehr stolz auf Sie.“
    Tair betrachtete ihr Haar und dachte, wie gut es sich auf seiner nackten Haut anfühlen musste. Natürlich hatte er nicht vor, es auszuprobieren. Aber der Fantasie waren bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
    „Mein Großvater ist zurzeit abwesend.“ Als er sich die Reaktion des alten Herrn auf die Gefangennahme der jungen Engländerin mit den golden glitzernden Augen vorstellte, musste er beinahe lachen. Die Erde würde beben! So wie sie eigentlich hätte beben müssen, als er die hilflos zitternde junge Frau in seinen Armen gehalten hatte. Es hatte sich nicht entscheiden können, ob er sie trösten oder verführen wollte.
    „Er besucht gerade ein Rennen.“
    „Ein Pferderennen hier in der Wüste?“
    „Keine Pferde, Kamele.“
    „Ein Kamelrennen?“
    „Diese Rennen haben hier eine lange Tradition. Der Ort wechselt von Jahr zu Jahr, aber es ist immer ein großes Familientreffen.“
    „Und was geschieht, wenn Sie dieses Mal nicht auftauchen?“
    „Ich werde dabei sein.“ Es würde seinem inneren Gleichgewicht guttun, etwas Abstand zu gewinnen.
    Molly konnte ihre Überraschung nicht verbergen. „Dann bleiben Sie also nicht bei mir?“
    Er grinste. „Werde ich Ihnen fehlen?“
    Sie spürte, wie sie errötete. „Ich werde Sie so sehr vermissen wie einen Kropf.“
    Er lachte. „Kommen Sie, die Kutsche wartet.“
    Molly glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie kurz darauf vor zwei Kamelen stand. „Das soll wohl ein Scherz sein?“
    Tair antwortete nicht. Allerdings konnte er sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen, als sie versuchte, mithilfe eines der beiden Männer, die sie erwartet hatten, in den Sattel zu steigen.
    „Es stinkt erbärmlich.“
    „Vermutlich denkt es dasselbe über Sie.“ Er versuchte, nicht an den zarten Duft ihrer Haare zu denken.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht.“
    „Jetzt zeigen Sie doch mal ein bisschen Mumm. Auf einem Kamel sitzt man so bequem wie in einem Sessel.“
    „Mumm?“, wiederholte sie mit erhobener Stimme. „Ich würde gern erleben, wie viel Mumm Sie hätten, wenn unsere Rollen vertauscht wären. Sie haben mich entführt, beleidigt, nicht einmal an Proviant gedacht, und nun

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