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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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nicht mehr mit ansehen, wie du frierst. Wie lange hast du denn da draußen gestanden?«
    Ich kuschelte mich zu Tina unter die Decke und erzählte ihr, welche Beweise irrtümlicherweise zu meinem Verdacht geführt hatten, den ich dann irgendwann für eine unumstößliche Tatsache gehalten hatte, um sie fortan mit Missachtung zu strafen. Aber ich merkte, dass meine ungerechtfertigten Vorwürfe Tina zu schaffen machten, und lenkte das Gespräch schließlich auf ein anderes Thema. »Was hast du Aygün denn nun gesagt, wenn du dich schon nicht von ihm scheiden lassen willst?«
    »Na, dass ich keine Kinder bekommen kann, du blöde Kuh. Ich habe es auch die ganze Zeit vor mir hergeschoben, auch wenn ich nicht so ein enges Zeitfenster habe wie du. Und im Urlaub ist es mir dann rausgerutscht, völlig unvorbereitet, als wir am ersten Abend im Schnee lagen und uns den Sternenhimmel angeschaut haben. Echt verrückt, da haben wir mal einen richtig romantischen Abend und dann sage ich ausgerechnet so was.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nichts. Er hat mich ganz fest umarmt und mit mir geschlafen. Draußen im Schnee. Hast du das schon mal gemacht?«
    »Nein!« Abgesehen davon, dass ich nicht mehr in dem Alter war, in dem ich Tinas Geschichten über die ungewöhnlichsten Orte, an denen sie Sex hatte, hören wollte, stellte ich es mir auch kalt und ungemütlich vor.
    »Ich denke, Männer sind heutzutage doch härter im Nehmen, als sie immer tun«, schlug Tina problemlos den Bogen vom Sex im Schnee zum neuen Männerbild des postfeministischen Zeitalters, und ich wusste endlich, worauf sie hinauswollte.
    »Mag sein, aber ich weiß einfach nicht, wie ich Tim jetzt noch gegenübertreten soll, mit meinem dicken Bauch.« Ich sah Tina hilfesuchend an, aber selbst sie hatte kein Patentrezept für den Umgang mit ahnungslosen Vätern bei fortgeschrittener Schwangerschaft. Sie hatte nur ihren schonungslosen Sinn für die Realität. »Ich will dir ja nicht deine Illusion nehmen, Schätzchen, aber dein Bauch wird ab jetzt nur noch größer. Und mit Bauch ist immer noch besser als mit Baby.«
    Zu diesem Ergebnis war ich immerhin auch schon gekommen.
    »Jetzt habe ich nicht mal mehr eure Affäre als Ausrede. Das wird Tim mir nie verzeihen, oder?«
    Tina strich mir durch die Haare und murmelte: »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du mir so etwas zugetraut hast, Karina, also echt.«
    Ich schloss die Augen. »Tut mir leid. Ich war so verbohrt, aber irgendwie kam an dem Tag auch alles zusammen. Sonst hätte ich doch gar nicht erst diese Geschichte mit Daniel angefangen.«
    Ich war schon halb am Schlafen, sonst wäre mir dieser Ausrutscher nicht passiert. Tina richtete sich empört auf, so dass ich fast aus dem Bett fiel.
    »Aber ich dachte, es gab keine Geschichte mit Daniel«, rief sie lauter als nötig.
    »Gab es ja auch nicht. Aber jetzt gibt es eine.« Ich stand müde auf und fügte schnell hinzu: »Eine kleine«, als ich Tinas bösen Blick sah. »Eigentlich ist es ja auch mehr eine Trennungsgeschichte als alles andere.«
    Vergeblich. Alle Beteuerungen liefen ins Leere. Tina sah mich streng an, und ich wusste, dass ich von uns allen mal wieder den größten Mist gebaut hatte. So gesehen, fiel Tinas Strafe noch recht milde aus. Ich sollte ihr hoch und heilig versprechen, mich noch diese Woche mit Tim zu treffen.
    Also versprach ich es ihr.

Doppelpack
    Aber ich hielt mein Versprechen nicht. Meine Fähigkeit, Konflikte heraufzubeschwören, wo eigentlich keine sein sollten, wurde nur noch von meiner Unfähigkeit übertroffen, Konflikte auszutragen, die es ohne meine besagte Fähigkeit nicht geben würde. Beide Eigenschaften halfen mir im Moment nicht weiter. Sie trugen nur dazu bei, dass ich täglich aufs Neue ein Netz aus Selbstlügen und dringenden Erledigungen knüpfte, das mich von Tim fernhielt. Das Telefon wurde dabei zu meinem größten Feind. Nicht nur, weil keines meiner inzwischen drei privaten Telefone auch mal privat klingelte, was mir die schlecht verlaufene Trennung von Daniel geradezu schmerzlich bewusst machte, da wir sonst ganze Abende am Telefon verbracht hatten. Jedes Mal, wenn ich einen Telefonhörer in der Hand hielt, wusste ich auch, dass es im Grunde ein minimaler Zeitaufwand gewesen wäre, Tim wenigstens anzurufen. Manchmal legte ich meine beiden Handys neben das Telefon und versuchte, mich selbst zu überlisten, indem ich sie auszählte.
    Ene mene muh. Wenn es mein neues Handy traf, war Daniel an der Reihe. Zwar

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