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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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paßten ausgezeichnet zusammen.
    Barnes überließ Penn der Obhut der Mandels und folgte Etienne zum Panzer. Reynolds saß schon auf seinem Sitz. Der Feldweg war steinig und unter dem wuchernden Gras kaum zu erkennen, doch Etienne dirigierte sie sicher zu der Scheune. Er konnte nur ein paar Brocken Englisch. Gelegentlich schlug er mit der Faust außen gegen den Turm und sagte: »Gut, gut.«
    Er war noch etwas zu jung für den Militärdienst, Barnes schätzte ihn auf gute sechzehn Jahre, das Alter, das auch Seft zuerst angegeben hatte. Doch Etienne war ein völlig anderer Typ als der tote Angehörige der deutschen fünften Kolonne.
    Der Junge war schlank und drahtig, hatte ein frisches, sauberes Gesicht, und in seinen Augen blitzte der Schalk. ›In ein paar Jahren werden die Mädchen auf ihn fliegen‹, dachte Barnes.
    Sie erreichten das etwas abseits liegende Gebäude, und Etienne sprang vom Chassis, um das riesige Doppeltor zu öffnen.
    Reynolds fuhr den Panzer hinein. Barnes sah sich ein wenig um. Bis zum Horizont dehnten sich grüne Felder. Der Feldweg war die einzige Zufahrtsmöglichkeit. Barnes kämpfte mit sich.
    Seine kleine Kampftruppe war auf zwei Leute reduziert – auf Reynolds und ihn selbst. Bert hier zu verstecken bedeutete, den Fahrer als Wache oder den Panzer unbewacht zurückzulassen.
    Zögernd entschloß er sich, Bert für diese eine Nacht unbewacht zu lassen, eine Entscheidung, über die sein Truppenkommandeur entsetzt gewesen wäre. Sie müßten ohnehin während der Dunkelheit irgendwie die Straße im Auge behalten – zur eigenen wie auch zur Sicherheit der Mandels.
    Denn nur von dort drohte ihnen Gefahr. Reynolds und er würden sich die Wache teilen. Als sie zum Haus zurückgingen, brach die Dämmerung herein.
    Barnes machte sich Sorgen um die Mandels. Diese netten Leute brachten sich durch ihr menschliches Verhalten in höchste Gefahr. Aber er und seine Leute wären ohne Schlaf keinen Kilometer mehr weitergekommen. Über eine Sache gab’s jedoch keinerlei Diskussion: Sie würden auf keinen Fall im Haus schlafen.
    Es war schon dunkel, als Marianne den unangemeldeten Gästen ein köstliches Mahl servierte: gebratenes Huhn, Kartoffeln und ein Gemüse, das die Engländer nicht kannten.
    Sie aßen gemeinsam an einem blank gescheuerten Holztisch in der großen Küche im rückwärtigen Teil des Haupthauses. An den gekachelten Wänden hingen schimmernde Kupferpfannen und -kessel. Barnes und Reynolds machten sich heißhungrig über das Essen her, doch Penn ließ das Besteck sinken.
    Marianne machte eine Bemerkung, und Mandel, der am Kopfende des Tisches saß, sagte:
    »Ihr Freund hat anscheinend keinen Hunger. Vielleicht sind seine Schmerzen zu stark.«
    »Es tut mir schrecklich leid…«, begann Penn verlegen.
    Marianne sagte rasch ein paar Worte auf französisch, hob Penns Glas mit Wein und bedeutete ihm durch Gesten, wenigstens etwas zu trinken. Dann räumte sie seinen Teller weg. Als sie zurückkam, trank Penn einen Schluck aus seinem Glas. Die Bäuerin nickte zufrieden und sagte etwas zu Mandel.
    Auch er nickte.
    »Davon könnte ich einen ganzen Eimer trinken«, murmelte Penn schwach.
    Mandel übersetzte es seiner Frau und lachte über ihre Antwort.
    »Sie sagt, solange er einen Eimer davon verträgt, kann es ihm nicht sehr schlecht gehen. Sergeant Barnes, tun Sie mir einen Gefallen und entspannen Sie sich ein wenig beim Essen.
    Etienne hält draußen Wache und wird uns warnen, wenn wer kommt.«
    »Es ist schon dunkel. Wird er sie rechtzeitig sehen?«
    »Natürlich, die Deutschen denken überhaupt nicht ans Abdunkeln. Sie fahren mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern durch die Nacht, als ob sie schon ganz Frankreich in der Tasche hätten. Diese verdammten Boches!«
    Der Bauer machte eine Handbewegung, als schneide er jemandem die Gurgel durch. Marianne runzelte die Stirn, und Mandel mußte lachen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte er Barnes. »Sie ist eine gute Frau, die meine Entscheidungen immer mitträgt.
    Weil ich euch helfe, will auch sie helfen. Auf jeden Fall sehen wir Ihren Panzer lieber als die anderen.«
    »Welche anderen?«
    »Eine lange deutsche Kolonne kam an unserem Haus vorbei – schwere Panzer, Kanonen und Panzerwagen. Ich glaube, es war eine ganze Division.«
    »Wann war das?«
    »Vor sechs Tagen. Letzten Samstag. Danach folgten noch etliche Nachschubeinheiten. Die erste Kolonne war bei weitem die längste. Sicher wissen Sie, daß die Deutschen schon in Abbeville

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