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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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oder aus purer Schikane so genau überprüfte. Dem Sergeant mißfiel offenbar das lässige Verhalten von Colburn. So hieß der Bursche: Flying Officer James Q. Colburn.
    »Das Q. steht für Quinn«, half Colburn nach. »Das ist mein Familienname mütterlicherseits. Die Quinns sind eine der ältesten Familien in British Columbia – an kanadischen Verhältnissen gemessen. Obwohl…«
    »In Ordnung, Colburn.«
    Barnes warf ihm den Ausweis zu. Der Pilot fing ihn mit der Linken aus der Luft.
    »Was ist da oben los gewesen?«
    »Zufrieden mit meiner Identität, Sergeant?«
    »Ich denke schon.«
    »Und wie steht’s mit Ihrem Soldbuch? Kann ich es sehen, oder muß ich mich ausschließlich auf meine Menschenkenntnis verlassen?«
    Barnes starrte sein etwa 1,80 Meter großes Gegenüber verblüfft an. Er hatte einen schwerverletzten Mann am Geschütz, der dringend in fachmännische Behandlung gehörte, und wollte deswegen schnellstens ins nächste Dorf, um einen Arzt zu suchen. Außerdem hatte er erwartet, einen Luftwaffen-Piloten vor den Lauf zu bekommen. Mit Sicherheit war er nicht in Stimmung für die dummen Witzchen eines abgeschossenen kanadischen Freiwilligen.
    »Ich bin Sergeant Barnes. Wenn Sie jedoch glauben, ich würde Ihnen mein Soldbuch zeigen, haben Sie sich getäuscht.
    Wofür halten Sie das Ding hinter mir eigentlich? Für einen Jerry-Panzer? Außerdem – selbst Sie müßten inzwischen schon mal eine englische Armeeuniform gesehen haben.«
    »Schon gut, schon gut.« Colburn machte eine versöhnliche Handbewegung. »Ich kann mir denken, daß ihr hier in den letzten zwei Wochen die Hölle durchgemacht habt, während ich noch nicht einmal ein paar Stunden hier bin. Doch vielleicht darf ich Sie nochmals darauf hinweisen, daß ich einen RAF-Fliegerdreß trage, und was Sie da brennend vom Himmel fallen sahen, war auch kein Staubsauger. Zumindest beim Start in Manston war es eine verdammt intakte, schöne Hurricane.«
    »Das Ding stürzte so schnell ab, daß ich fast nur den Aufschlag bemerkte. Eine Messerschmitt hat Sie erwischt, stimmt’s?«
    »Drei waren es, um genau zu sein. Doch das soll keine Entschuldigung sein. Sie haben mich von der Küste bis hierher verfolgt – ein Fehler von mir. Ich hätte nicht mehr genügend Sprit gehabt, um nach Hause zu fliegen, selbst wenn ich mit den Burschen fertig geworden wäre. Nennen wir das Kind beim Namen – die Hundesöhne haben mich ausgetrickst. Aber muß ich erst ›Auld Lang Syne‹ anstimmen, bevor Sie die Kugelspritze da beiseite legen?«
    Barnes senkte den Lauf. »Tut mir leid, aber wir hatten Probleme mit einem deutschen Agenten, der sich als Belgier ausgab. Seitdem bin ich höllisch vorsichtig geworden. Auch Sie könnten einer sein, Colburn.«

    »Ein vom Himmel gefallener Agent?«
    Der Kanadier grinste ironisch, wurde aber schnell wieder ernst.
    »Entschuldigung, aber Sie haben natürlich recht. Man muß mißtrauisch sein in der heutigen Zeit. Es gibt also tatsächlich diese Fünfte Kolonne?«
    »Wir haben Gerüchte darüber gehört – so viele, daß man meinen könnte, Frankreich sei voll von diesen Schweinehunden.«
    »Dieser Teil Frankreichs ist nur voll von Panzern.«
    Barnes musterte Colburn scharf. War der Kanadier wirklich so kaltblütig, wie er tat?
    »Sie sind mitten in ein ungeheures Niemandsland abgesprungen – ein Gebiet von mindestens fünfundzwanzig Kilometern Ausdehnung in jeder Himmelsrichtung. Und hier gibt es keine Truppen außer einigen Panzereinheiten. Wir sind völlig allein, völlig auf uns gestellt – mit einem einzigen Matilda-Tank.«
    Barnes’ innere Anspannung hatte sich ein wenig gelöst, und er ließ sich Zeit zum Nachdenken. Dabei studierte er Colburn gelassen und versuchte ihn einzuordnen. Barnes hatte Erfahrung darin. Er hatte eine gute Menschenkenntnis. Doch im Moment stellte sich ihm nur eine einzige Frage: Wäre Colburn ein Gewinn oder eine Belastung für sie? Im letzteren Fall würde er ihn unter keinen Umständen mitnehmen.
    Colburn hielt seinem Blick stand.
    »Wollen Sie damit sagen, daß der Rest der Einheit aufgerieben worden ist?«
    »Ich will damit sagen, daß wir zu Beginn der Kämpfe von ihr abgeschnitten wurden. Und so ist es bis jetzt geblieben.
    Kommen Sie mit, dann können Sie sich unsere Ausrüstung ansehen. Wir haben die Zweipfünder-Kanone, ein leichtes Maschinengewehr, einige Maschinenpistolen und drei Revolver. Das ist alles. Bis jetzt sind wir der Entdeckung durch drei verschiedene Panzerkolonnen immer um

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