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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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dass er Randy töten konnte - und Terrible. Würde er auch sie, Chess, jetzt töten? Brauchte er sie überhaupt noch, bei all der Macht, die er schon aus den Schläfern im Erdgeschoss sog? Und aus den Schläfern in der ganzen Nachbarschaft?
    Die Angst half ihr, die Augen offen zu halten, während sie mit unbeholfenen und schmerzenden Bewegungen in ihrer Tasche herumsuchte. Sie hatte das Speed da drin, das Tütchen, das Lex ihr gegeben hatte.
    »Chess?«
    »Wach bleiben, Terrible! Bleib wach, und bleib, wo du bist! Nicht bewegen!«
    Randy schrie. Etwas Warmes, Feuchtes spritzte Chess ins Gesicht und ins Haar. Blut. Sie wagte nicht, es fortzuwischen, nicht jetzt, da sie beide Hände brauchte, um nach den beiden Dingen zu suchen, die ihr das Leben retten konnten.
    »Chess!«
    Die Schreie gingen in Schluchzer über. Sie hörte, wie sich andere bewegten, hörte das Bett knarren, als sie dagegenstießen. Etwas strich an ihrem Haar vorbei, doch sie wusste nicht, ob es ein Mensch war oder nicht. Und die ganze Zeit über wurden ihr die Augenlider immer schwerer und machte sich das warme, wohlige Gefühl der Schläfrigkeit in ihrem Kopf breit.
    Ereshdiran tauchte direkt vor ihr auf, sein leuchtendes Gesicht nur eine Handbreit von ihrem entfernt, den Mund zu einem schiefen Grinsen geöffnet. Chess schrie auf und verlor das Tütchen wieder, das ihre Fingerspitzen gerade ertastet hatten. Es verschwand erneut in den Tiefen ihrer Tasche.
    Terrible brummte. Randy schrie. Ein kalter Lufthauch fuhr ihr über den Nacken. Der Traumdieb spielte mit ihnen. Etwas ritzte ihr den linken Handrücken auf, es war nur die zarte Berührung einer Klinge, ein Vorgeschmack auf das, was ihr nun bevorstand. Sie keuchte und versuchte das Gefühl zu ignorieren, dass ihr Blut nun aus der Wunde tropfte.
    Endlich fand sie das Tütchen, riss es mit zitternden Händen heraus und schlitzte mit einem Fingernagel den Verschluss auf. Sie musste wach bleiben, musste lange genug wach bleiben, um ...
    Der Fußboden erbebte. Das ganze Haus erbebte. Ereshdirans Macht, die schon bei ihrer vorigen Begegnung sehr groß gewesen war, sprühte nun förmlich Funken. Er konnte das ganze Haus über ihnen einstürzen lassen und würde es auch tun, wenn sie nicht schnell genug war - und der Scheißkerl würde dabei auch etwas von ihrer Macht nutzen. Sie konnte spüren, wie er an ihr sog.
    Terrible brüllte ihren Namen, doch sie antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf das Pulver in ihrer Hand. Sie konnte weder eine Haarnadel noch einen Schlüssel zu Hilfe nehmen, für so etwas war jetzt keine Zeit. Daher nahm sie so viel sie nur konnte mit der Unterseite eines Fingernagels auf - es war nicht viel, denn ihre Fingernägel waren kurz geschnitten - und hob es sich vors Gesicht, wobei sie hoffte, nicht daneben zu treffen.
    Doch genau das tat sie. Irgendetwas flog durch den Raum - eine Lampe wahrscheinlich - und ging krachend zu Boden. Vor Schreck stieß sie sich den Fingernagel mit dem Speed ins Auge. Sie keuchte auf, und ihr Auge fühlte sich an wie von einer Biene gestochen, doch das weckte sie immerhin so weit, dass sie es noch einmal versuchte, während ihr Tränen die Wangen hinabliefen. Unterdessen wurde es im Zimmer immer kälter, so kalt, dass sie ihre Zehen schon nicht mehr spürte. War sie entkommen? Oder schlief sie, war das alles ein Traum, tief im mörderischen Gespinst des Traumdiebs?
    Ein weiterer Knall. Randy schrie ihren Namen, und er klang sehr weit entfernt. Er war doch gerade noch direkt neben ihr gewesen, wo war der denn jetzt? Sie ignorierte das, fiel auf die Knie, zog den Kopf zwischen die Schultern und versuchte es erneut.
    Und diesmal schaffte sie es. Es war keine große Prise, aber es reichte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie riss die Augen auf.
    »Terrible? Terrible! Ich bin hier!« Sie fuchtelte mit der Hand hin und her, versuchte ihn zu ertasten und berührte schließlich eine kräftige Wade. Seine Hand fand ihre, und sie drückte das Tütchen hinein. »Wir müssen wach bleiben!«
    Sie hörte die Plastikfolie rascheln und hörte ihn zweimal durch die Nase inhalieren. Dann half er ihr auf die Beine und zog sie an sich, doch sie verlor sofort das Gleichgewicht, und gemeinsam prallten sie an die Wand. Sein Hemd war klitschnass, ob von Schweiß oder Blut, konnte sie nicht unterscheiden.
    »Nein! Nein!« Randys Schrei ging in ein schreckliches, ersticktes Würgen über und verstummte. Chess fand ihre Taschenlampe, die wahrscheinlich nicht

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