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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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abgeschlossen, und ich habe keine Schlüssel dabei. Tut mir leid.« Aidan warf ihr ein schiefes Lächeln zu, als müsste er sich tatsächlich dafür entschuldigen, dass er nicht immer den Kellerschlüssel in der Hosentasche hatte. Er nahm einen der gusseisernen Kerzenhalter vom Tisch und ging mit der brennenden Kerze in der Hand an den Regalbrettern entlang. Nachdem er aufmerksam einige Etiketten studiert hatte, griff er nach einer der Flaschen.
    »Dann gehen wir eben wieder nach oben in den Wandschrank. Irgendwie bekommen wir die Tür schon auf, wenn wir etwas sehen können. Hier unten gibt es doch bestimmt Werkzeug“, drängte sie und sah ihn im flackernden Kerzenlicht entschlossen an.
    »Ich bin nicht gerade ein begnadeter Handwerker«, erklärte er lächelnd. Dinge, die jedem anderen Mann peinlich gewesen wären, gab Aidan ohne die geringste Verlegenheit zu. »Trotzdem können wir gern nach etwas suchen, womit wir vielleicht die Tür aufbekommen.«
    Zehn Minuten später hatte Fiona Spinnweben in den Haaren und war von oben bis unten mit wahrscheinlich Jahrhunderte altem Staub bedeckt. Werkzeug hatten sie nicht gefunden. Die meisten Räume in dem unterirdischen Labyrinth waren leer. Dennoch hatte Fiona das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Ein paar Mal fuhr sie herum, weil sie meinte, kühle Finger in ihrem Nacken zu spüren.
    Aidan schien ihre Angst zu bemerken. Mit einer selbstverständlichen Geste griff er wieder nach ihrer Hand, und trotz der klammen Kälte, die sie umgab, strömte im selben Augenblick wohltuende Wärme durch ihren Körper.
    Die zuckenden Flammen der Kerzen malten ihre Schatten riesengroß auf die Wände, und wenn zwei Gänge sich kreuzten, verschmolzen die beiden schwarzen Gestalten zu einer. So gingen sie stumm nebeneinander her; ihre Schritte hallten laut durch das niedrige Gewölbe, und nur die Gedanken in Fionas Kopf waren noch lauter.
    Ich darf mich nicht in ihn verlieben! Dawn würde mir das nie verzeihen. Obwohl dieser Mann sie gar nicht lieben kann, und mich auch nicht. Er kann nicht lieben. Ich darf ihn nicht lieben! Er kann nicht lieben …
    Fiona wollte Aidan ihre Hand entziehen, aber bis auf ein leichtes Zucken ihrer Finger brachte sie keine Bewegung zustande, mit der sie sich aus seinem Griff hätte befreien können. Weil sie es eigentlich auch gar nicht wollte. Weil es ihr Kraft und Mut gab, seine warme Hand zu spüren.
    »Wir könnten versuchen, die Tür einzuschlagen. Mit einem Regalbrett aus dem Weinkeller vielleicht.« Aidan wandte sich wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Ja«, murmelte Fiona. Sie war nicht mehr in der Lage, logisch zu denken. Nachdem sie das Gedankenkarussell in ihrem Kopf mit großer Anstrengung zum Stehen gebracht hatte, fühlte sie jetzt einfach nur. Ihre Hand in Aidans. Ihre Schulter, die seine Brust berührte, während sie dicht beieinanderstanden. Sein Atem, der ihre Wange streifte. Sein Blick, der sich auf ihrer Haut wie Streicheln anfühlte.
    Er schaute ihr fragend in die Augen, und obwohl sie rasch die Lider niederschlug, hatte er offenbar genug darin gelesen. Durch seinen Körper ging ein Ruck.
    Der Kuss im Keller war anders als die Zärtlichkeiten, die sie zuvor ausgetauscht hatten. Die beiden Male, die ihre Lippen sich schon getroffen hatten, waren wie zufällig passiert, fast ohne ihr Zutun. Doch hier hatte Aidan im goldenen Kerzenschein ihre Gefühle erkannt, so sehr sich Fiona auch bemüht hatte, sie zu unterdrücken und zu verbergen. Seine Augen leuchteten auf, er nahm ihr den Kerzenhalter aus der Hand, stellte ihn zusammen mit seinem auf den Boden, richtete sich langsam wieder auf und streckte die Arme nach ihr aus.
    Ihr Körper reagierte ohne das geringste Zögern. Die Angstschauer wurden von einem lodernden Feuer abgelöst, das ihren ganzen Körper in Flammen setzte. Sie vergaß die dunklen Mauern und die niedrigen Decken, die klamme Kälte, sogar Catriona, von der sie nicht wusste, ob sie zurückgekehrt war und sich gerade als stummer Schatten durch die unterirdischen Gewölbe bewegte. Später fragte sie sich, wie sie auch Dawn hatte vergessen können. Doch sie tat es, und als sie in seinen Armen lag, hatte sie das Gefühl, mit ihm zu verschmelzen. Und es war das Wunderbarste, was sie jemals erlebt hatte.
    Irgendwann – Fiona hätte nicht sagen können, ob Minuten oder Stunden vergangen waren – tauchte sie aus dieser herrlichen Benommenheit auf, und alles schien sich verändert zu haben. Selbst der

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