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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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jemanden die Treppe hinunterzustoßen?
    »Woher weißt du …« Am Klang seiner Stimme hörte sie, dass er sich zu ihr umgedreht hatte. »Ein oder zwei Mal habe ich mir eingebildet, hier unten eine Frau zu sehen. Das lag natürlich an der unzureichenden Beleuchtung und an meiner Angst. Die Fantasie eines Kindes. Mein Vater fand es albern, dass ein Junge, noch dazu sein Sohn, sich fürchtete, in den Keller zu gehen. Deshalb schickte er mich nur umso häufiger hier herab.«
    »Aber man hört doch häufig von Burgen, in denen Geister umgehen. Deshalb ist es doch nicht abwegig, dass du … Angst hattest. Wie sah denn die Frau aus, die dir hier unten begegnet ist?«
    Sie tasteten sich weiter die unebenen Stufen hinunter und erreichten endlich den Fuß der Treppe. Erst hier antwortete er ihr.
    »Ich erinnere mich nicht mehr. Wie sollte ich auch, da das Ganze ja nur in meinem Kopf stattfand.« Obwohl Aidan mit energischer Stimme sprach, meinte sie etwas von der Furcht des kleinen Jungen darin mitschwingen zu hören.
    »War sie klein und zart und jung und trug ein graues Kleid und ein schwarzes Schultertuch?« Fiona spürte, wie Aidans Finger, die ihre Hand hielten, bei ihren Worten leicht zuckten.
    Er sagte jedoch nichts und zog sie nur ein wenig rascher vorwärts. »Hier muss irgendwo die Tür zum Weinkeller sein«, murmelte er vor sich hin und blieb stehen. Fiona hörte, wie er die Wand abtastete, während er sie mit der anderen Hand immer noch festhielt. »Wie kommst du darauf?«, erkundigte er sich plötzlich, als sie schon dachte, er würde ihre Frage einfach ignorieren.
    »Catriona Abercrombie sieht so aus«, flüsterte sie. Sie bildete sich ein, im Dunkeln seinen Blick zu spüren.
    »Du meinst deine Vorfahrin, die im Sterberegister als Hexe bezeichnet wird?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Aber du kannst doch nicht wissen, wie sie aussah. Damals gab es noch keine Fotos. Hast du ein Gemälde von ihr gesehen? Oder wird sie in irgendeinem alten Text beschrieben?«
    »Sie hat Arthur MacNaughton verflucht, bevor sie gestorben ist«, erklärte sie, anstatt seine Frage zu beantworten. »Ihn und all seine männlichen Nachkommen.«
    Aidan stieß einen verblüfften Laut aus und lachte verlegen. »Willst du damit sagen, dass auch auf mir ein Fluch liegt? Hast du das in den Aufzeichnungen meiner Familie gelesen?«
    Sie brachte es nicht über sich, ihm zu antworten.
    »Na ja«, sagte er nach einer langen Pause. »In Anbetracht der Tatsache geht es mir trotzdem blendend. Und soweit ich weiß, haben auch die anderen MacNaughton-Männer nicht sonderlich gelitten. Sie waren fast alle erfolgreich, wohlhabend, gesund und verheiratet. Ach, hier ist ja endlich die Tür.« Ein lautes Knarren zeigte an, dass Aidan die Tür zum Weinkeller geöffnet hatte.
    »Verheiratet, was heißt das schon?«, flüsterte Fiona vor sich hin.
    »Bleib am besten einfach hier stehen. Ich weiß ungefähr, wo die Kerzen sind, gleich haben wir Licht.«
    Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer, die zwar sicher staubig und feucht war, ihr aber immerhin das Gefühl gab, dass von hinten nichts kommen konnte. Mit angehaltenem Atem lauschte sie Aidans Schritten. Er bewegte sich erstaunlich rasch durch den Raum. Nur einmal stieß er gegen irgendetwas und verursachte dabei einen hohlen Klang.
    »Du glaubst also nicht an so etwas wie Flüche«, nahm sie das Thema wieder auf.
    »Du etwa?« Seine Stimme war ziemlich weit von ihr entfernt, und langsam wurde Fiona unbehaglich zumute. Wenn er in diesem stockfinsteren Kellerlabyrinth verschwand, würde sie allein nie wieder hier herausfinden. »Es gibt keinen Beweis dafür und keinen dagegen, schätze ich«, rief sie ihm zu und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als plötzlich Licht aufflammte.
    Jetzt konnte sie sehen, dass sie sich in einem großen, gewölbeartigen Raum befand, an dessen Wänden Regale angebracht waren. Die meisten der Bretter aus dunklem, rissigem Holz waren leer, auf einigen lagen staubige Weinflaschen. Aidan stand ganz hinten in dem langgestreckten Raum vor einem langen Holztisch. Soeben zündete er eine zweite Kerze an, und nach der undurchdringlichen Dunkelheit, die sie umgeben hatte, erschien Fiona das Kerzenlicht fast grell.
    »Können wir aus dem Keller nicht direkt nach draußen gelangen?«, erkundigte sie sich. Selbst wenn der Ausgang am anderen Ende der unterirdischen Gewölbe lag, konnten sie ihn bei Kerzenlicht sicher rasch erreichen.
    »Theoretisch schon. Praktisch ist die Kellertür

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