Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
Klang von Teds Hand auf ihrem nackten Hintern und die Scham, die sie verspürt hatte, als sie vor ihm weinte, hatten ihr einen bemerkenswerten Orgasmus verschafft. Jede Frau, die sich jeden Abend auf eine derartige Behandlung freuen durfte, konnte sich überaus glücklich schätzen, zumindest nach Melanies Meinung.
»Du kennst sie tatsächlich. Du erinnerst dich doch noch an Hannah Morse, oder?«
»Hannah? Aus dem Dramaklub?«
»Genau.« Ted strahlte vor Stolz.
Melanie erinnerte sich durchaus an sie. Vor ihrem inneren Auge sah sie ein plumpes Mädchen, das irgendwie ordentlich und sauber wirkte, mit Apfelbäckchen und braunen Augen. Hannah trug ihr langes karottenrotes Haar in zwei Zöpfen und trug niemals Make-up, sodass man ihre zimtfarbenen Sommersprossen deutlich sah. Doch sosehr sich Melanie auch das Hirn zermarterte, so konnte sie sich nicht an irgendeinen Hinweis darauf erinnern, dass sich ihr Schauspiellehrer und seine stämmige, sommersprossige Schülerin voneinander angezogen fühlten. Wenn sie sich nicht irrte, war Hannah sogar eine der wenigen Schülerinnen gewesen, die nicht hinter Ted hergewesen war, der mit seinem schnieken Elitestudentenaussehen und seinem hintergründigen Witz der feuchte Traum jedes Mädchens auf der Schule war und auch auf einige der Jungen äußerst anziehend wirkte. Hannah war eine gute, unauffällige Schauspielerin gewesen, aber aufgrund ihrer zurückhaltenden Art und ihres süßen runden Gesichts war sie meist in Nebenrollen besetzt worden. Hannah hatte in Romeo und Julia die Amme gespielt, Melanie die Julia.
»Das muss aber sehr plötzlich passiert sein«, stellte Melanie fest.
»Das ist es allerdings«, gestand Ted. »Wir haben uns erst vor einigen Monaten getroffen – wiedergetroffen, sollte ich wohl eher sagen. Das ist der wagemutige Teil.«
»Eine stürmische Romanze. Wie romantisch. Hör mal, Ted, ich freue mich wirklich sehr für dich, aber ich muss jetzt abschließen.«
Melanie wandte sich ab. Sie wünschte sich, dass Ted wieder gehen würde, damit sie nach Hause gehen, ein riesiges Pfefferminz-Schokoladen-Eis essen und in Selbstmitleid versinken konnte. Melanie hasste Hochzeiten – sie ging nicht gern auf welche, und sie wollte auch von keiner hören. Insbesondere hasste sie Hochzeiten zwischen anderen Frauen und Männern, die sie selbst begehrte.
»Nicht so schnell. Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
»Willst du mir etwa einen Trostpreis überreichen?«
»Nein, das nicht. Es ist von Hannah.«
Ted hielt ihr die Papiertüte hin. Vorsichtig nahm Melanie sie entgegen. Beim Auspacken verspürte sie die vertraute Vorfreude und Anspannung, aber auf das, was sie darin erblickte, war sie dennoch nicht vorbereitet. Ungläubige Freude machte sich in ihr breit, als sie die roten Satinpumps – circa 1950, schätzte sie angesichts der Stilettoabsätze und der spitz zulaufenden Form – aus der Tüte holte. Mit den goldenen und roten Verzierungen sahen sie aus wie eine heiße Erwachsenenversion von Dorothys rubinroten Slippern aus Der Zauberer von Oz .
»Und? Was hältst du davon, Melanie?«
Melanie hielt die Schuhe in der Hand und war sprachlos. Das war die Art von Schuhen, die das Auffälligste an einem Outfit waren, die Art von Schuhen, über die die Leute noch Jahre, nachdem man sie zum ersten Mal getragen hatte, sprachen. Melanie sah sich darin auf eine Weihnachtsfeier gehen oder zum Essen in einem schicken Restaurant in New York. Sie sah sich, wie sie nichts außer diesen Schuhen trug, um am frühen Neujahrsmorgen angetrunken Sex zu haben oder nackt vor ihrem neuen Winterlover zu flanieren.
»Das ist doch deine Größe, oder?«, wollte Ted wissen.
»Das ist genau meine Größe. Wo hast du sie her?«
Es fiel ihr schwer, die Worte auszusprechen, da es ihr kaum gelang, überhaupt zu atmen. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in ihren Laden kam und ihr einen solchen Schatz überreichte? Sie hatte ihr Leben der Mode aus früheren Zeiten gewidmet, weil sie genau solche Wunder wie dieses erleben wollte. In diesem Geschäft fand man Schätze in vermoderten Schifffahrtskoffern, Pappschachteln oder sogar hin und wieder in einer gewöhnlichen braunen Papiertüte.
»Hannahs Großmutter hat letzten Monat ihre Farm verkauft und ist in ein Altersheim in Florida gezogen«, erklärte Ted. »Sie hat Hannah einige Sachen überlassen, die zu schade waren, um bei der Auflösung verkauft zu werden. Doch Hannah musste nur einen Blick auf die Schuhe werfen und
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