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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Unterlippe. »Wir müssen etwas tun.«
    »Wir können nichts anderes tun, als zu warten«, erklärte ihr Collin. »So, wie ich es Devlynn versprochen habe.«
    »Dieses Warten kann einen verrückt machen«, klagte Miranda.
    »Devlynn wird seinen Sohn finden.«
    »Wenn der Junge überhaupt noch lebt.« Eine Strähne von Mirandas Haar hatte sich aus ihrem Zopf gelöst, doch sie ignorierte sie und trank einen Schluck Wein aus dem Becher. In ihren Augen spiegelte sich größte Sorge.
    »Er lebt«, erklärte Violet und stieß mit dem Stock auf die kalten Steine des Bodens. »So muss es sein.« Doch ihr Blick war trüb und ihre Gelassenheit schien zu schwinden. Die Wandbehänge wirkten heute nicht warm, sondern lediglich finster. Selbst das Licht der Kerzen erhellte die große Halle nicht.
    Seit dem Überfall auf Black Thorn war Collin angespannt. Er sah das Misstrauen in den Augen der Diener und der Bauern, er fühlte ihre Sorge, dass die Truppen zum Krieg gerufen würden, und war sich bewusst, dass viele Menschen innerhalb der Mauern ihm nicht trauten, weil sie Devlynn die Treue geschworen hatten und Collin nur als zweite Wahl ansahen, dem sie nichts zutrauten.
    Nun, sie alle irrten sich. Sie irrten sich gründlich.
    »Alles, was wir tun können, ist beten«, meinte Violet. »Wir müssen unser Vertrauen in den himmlischen Vater setzen.«
    Collin widersprach ihr nicht, aber er fand, dass die alte Frau eine Idiotin war.
    Gebete hatten nichts mit dem zu tun, was sich als das Schicksal von Black Thorn herausstellen würde.
     
    Der Junge saß am Feuer und starrte böse vor sich hin. Seinen Rücken hatte er gegen die Säcke mit den Vorräten gelehnt. Seine gefesselten Hände hingen zwischen seinen angezogenen Knien, in der Nähe seines Kinns. »Er wird Euch umbringen, das ist sicher«, erklärte er, während er dem Braten eines Kaninchens und einer Taube an dem Spieß im Kamin zusah. »Mein Vater wird Euch alle umbringen.«
    »So etwas darfst du nicht mal denken.« Apryll musterte mit einem Seitenblick ihren Halbbruder. Payton, der ausgiebig dem Wein zugesprochen hatte, legte gerade frisches Holz auf das Feuer und kniete sich hin. Seine Aufmerksamkeit war für eine Minute abgelenkt.
    Er hatte Apryll gebeten, ihm noch einen Becher Wein einzugießen. Sie war einverstanden gewesen, hatte aber so getan, als sei sie dagegen, dass er so viel trank. Dabei wusste sie, dass Betrunkenheit ihre einzige Chance war zu flüchten, ehe Paytons Bande zu ihnen stieß. Während Yale missmutig das brutzelnde Fleisch beobachtete, drehte Apryll dem Feuer den Rücken zu, um zu verbergen, was sie tat. Niemand sah, dass sie in der Tasche etwas suchte, die Payton unbewacht in der Ecke hatte liegen lassen. Obwohl es in dem zugigen alten Gebäude kalt war, schwitzten ihre Finger und ihre Haut prickelte bei dem Gedanken an Entdeckung.
    Sie fand das Fläschchen, holte es aus der Tasche, öffnete den Verschluss und goss die klare Flüssigkeit verstohlen in Paytons leeren Becher. Dann füllte sie den Becher mit Wein und schickte ein schnelles Gebet zum Himmel, dass das Gebräu nicht anders schmeckte als sonst. Auch wenn ihr Bruder schon betrunken war, so könnte er eventuell doch den Unterschied im Geschmack feststellen und den Wein wegschütten.
    »Wo zum Teufel sind sie?«, knurrte Payton immer noch kniend. »Wir können hier höchstens noch eine Stunde warten, dann müssen wir weiter.«
    Heilige Mutter Maria, hilf mir, betete Apryll inständig, goss Wasser aus ihrem Becher in das Fläschchen, verschloss es und versenkte es wieder in die Tasche, ehe sie über ihre Schulter sah. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war angespannt.
    »Je länger wir hier unsere Zeit verschwenden, desto wahr scheinlicher wird es, dass Devlynn und seine Truppen uns einholen.« Nervös fuhr sich Payton mit den Fingern durch sein Haar. »Jesus Christus, was kann unseren Leuten nur zugesto ßen sein?«
    »Womöglich sind sie gefangen worden.« »Ja, das ist es!«, rief Yale. »Mein Vater hat sie gefunden und hat ihnen allen die Köpfe abgeschlagen!«
    »Das reicht!«, schnauzte Payton ihn an. »Ich bin es leid, von deinem Vater zu hören. Mein Vater dies, mein Vater das. Nun, wo ist er denn, wie? Er ist noch nicht hier aufgetaucht, oder?«
    »Das wird er schon noch.«
    »Oh, verdammt! Hast du mir wenigstens den Wein eingegossen?«, wollte er von Apryll wissen, die sich gerade zu ihm umdrehte.
    »Aye, aber ich glaube, du solltest wirklich nur noch diesen einen Becher trinken«,

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