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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Propheten, daß die Myriam genauso auf mich stehe wie ich auf sie, und er habe sich ganz bestimmt nicht getäuscht.
    Jedenfalls war der Erfolg der ganzen Debatte, daß er zuletzt höchstwahrscheinlich vollkommen getröstet und vielleicht sogar hochbefriedigt einschlummerte, zumal ich ihm für den Fall, daß alle Stricke reißen sollten, noch einmal wärmstens die Babsi ans Herz gelegt hatte, während ich selber in völliger Verwirrung zurückblieb und die längste Zeit nicht einschlafen konnte. Und als ich dann endlich doch einschlief, da wurde ich von den allerseltsamsten Träumen heimgesucht. Zum Beispiel machte ich einen Kamelritt durch die Wüste, und vor mir saß Myriam, und hinter mir saß Lydia, und es schwankte ganz fürchterlich. Und das Kamel brachte uns auf den Ötscher hinauf und dort in eine der Höhlen hinein, und dort war's entsetzlich eng, und wir mußten uns tief bücken und hatten schreckliche Angst und glaubten zu ersticken. Und als wir endlich in der Sargkammer ankamen, erwartete uns dort das krododilköpfige Höllentier mit seinem weit aufgerissenen Rachen, so daß wir entsetzt kehrtmachten und in größter Hast den steilen Abstieg hinunterstolperten. Aber als wir zum Ausgang der Höhle zurückkamen, hockte dort die Sphinx und gab uns jede Menge Rätsel auf und drohte uns zu verschlingen, wenn wir sie nicht alle ohne Ausnahme lösen könnten, und da wir kein einziges lösen konnten, schnappte sie sich ganz einfach die Myriam und verschlang sie vor meinen und Lydias Augen, und während sie die Myriam verschlang, nahmen Lydia und ich einen Anlauf und retteten uns ins Freie. Und dort fielen wir einander in die Arme und vergossen bittere Tränen um Myriam. Und davon erwachte ich. Es war das aber bei weitem nicht das einzige Mal in dieser Nacht, daß ich wach wurde. Und immer wieder träumte ich so komische Sachen; aber an den einen Traum, den ich euch erzählt habe, kann ich mich am besten erinnern.

    7. Teil

    Something is rotten in the state of Denmark
    (SHADESPEARE)

    Ich war daher, so blöd es klingt, am nächsten Morgen direkt heilfroh, die Myriam unversehrt und in alter Frische wiederzusehen. Schon wie ich zum Frühstück ging, stand sie lächelnd an der Rezeption und ... ja, und strahlte mich einfach an. Na, um ganz exakt zu sein, sie strahlte uns an; denn der Götzi begleitete mich ja. Aber irgendwie bezog ich ihr Lächeln und ihr Strahlen doch auf mich allein, da konnte ich mir nicht helfen. Und unglaublich entzückend sah sie heute wieder aus, obwohl ganz einfach gekleidet, nämlich mit roter Schlotterhose und hochgeschlossener blauer Bluse; aber diese Bluse war heute kurzärmelig, und die Arme, die da nun freigelegt waren, erregten sofort mein höchstes Interesse, und ich muß sie, nämlich die Arme, einige Zeit lang mit großen Augen angestarrt haben, denn Myriam fragte plötzlich etwas verunsichert, ob an ihrer Kleidung was nicht in Ordnung sei.
    'Oh - doch, doch!' stammelte ich ganz verlegen; richtig ertappt kam ich mir vor. 'Alles in Ordnung! Es war nur - ich hab' mir nur überlegt: Schau, schau, unsere Myriam geht heute kurzärmelig! Da ist bestimmt schönes und warmes Wetter angesagt!'
    'Ja, ja, so ist es!' pflichtete sie mir eifrig bei. 'Wunderbares Reisewetter!' Und sie strahlte mich - oder uns - wieder an. Ein Bild für Götter! schoß es mir durch den Kopf, und jetzt erst fiel mir auf, daß sie ein dünnes Kopftuch in der einen Hand hielt. Und wie? Sie steht auf mich? Der Götzi versicherte es mir jedenfalls wieder von neuem, während wir anschließend einträchtig in den Frühstücksraum weitertrabten.
    Als es dann ans Einsteigen ging, fiel mir auf, daß Myriam ihr Kopftuch inzwischen aufgesetzt hatte. Ich war aber zu dem Zeitpunkt wie immer vor einer Abfahrt viel zu beschäftigt, als daß ich dem irgendeine Bedeutung beigemessen hätte. Übrigens erschienen zur Abfahrt natürlich auch der Giftzwerg und seine Alte, sichtlich leidend und unansprechbar - aber wer hatte denn überhaupt noch Lust, sie anzusprechen? Naja, und um Punkt acht Uhr oder nur wenig darüber war's dann wirklich so weit: Machmut, der heute wieder fröhlich wie eh und je wirkte oder sogar noch fröhlicher, stieg aufs Gas, und wir verließen, wieder im Schlepptau unseres Polizeiautos, endgültig Kairo. Endgültig deshalb, weil wir nicht wie offenbar die meisten Reisegruppen am Ende der Reise von Oberägypten nach Kairo zurückzukehren gedachten, sondern direkt von Assuan, der südlichsten Stadt Ägyptens, nach

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