Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
nicht. Man wollte ihren Schutz auf aggressive Weise unnachgiebig niederreißen. Aileen fing an zu zittern. Es gab keinen Zweifel. Caleb versuchte, mit ihr in Kontakt zu treten. Sie war verängstigt. Hatte schreckliche Angst, genauer gesagt. Aber sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Nicht dieses Mal.
Sie hatte es soeben allein mit sieben Wolflingen aufgenommen. Sie kam sich mächtig und stark vor, und … sie hatte unglaubliche Schmerzen. Ihre Schulter brannte, und der Schmerz zog hinunter in ihren Arm und nach oben in ihren Hals. Sie spürte ihre verletzte Lippe, die von Zeit zu Zeit pulsierte und anschwoll. Ihre Wange war aufgerissen. Warum heilte sie nicht? Blut, sie brauchte Calebs Blut.
Caleb konnte Troja in Flammen aufgehen lassen, wenn ihm der Sinn danach stand, aber er würde nicht mehr in ihre Gedanken eindringen. Nicht ohne ihre Erlaubnis.
»Haltet noch etwas durch«, sagte sie und beugte sich nach unten, um ihre Hände zu ergreifen. »Ich gehe zu Daanna und den anderen. Ich muss sie verstecken, falls sie zurückkommen.«
»Und du, Aileen, du musst dich auch verstecken«, rügte Adam sie.
»Ja«, antwortete sie erschöpft, »gleich. Wenn mein Großvater euch eingesammelt und wir alle wieder in Sicherheit sind.«
Ohne etwas hinzuzufügen, lief sie zurück ins Haus. Aber sie kam noch einmal zurück und half ihnen, sich aufzusetzen.
Der Klingelton eines unbekannten Handys ertönte. Aileen tastete zwischen den Körpern der Wolflinge herum, die sich bereits in fortgeschrittenem Stadium der Verwesung befanden. Sie griff mit einer Hand in eine Hosentasche und zog ein silberfarbenes Nokia hervor.
Unterdrückte Nummer.
Aileen hob ab, und eine Stimme ertönte am anderen Ende.
»Ich warte noch immer auf deinen Anruf, du Schwachkopf. Hast du die Schwester?«
Aileen wurde kreidebleich. Sie rannte zu Gabriel, stellte auf Lautsprecher und hoffte, dass die Stimme erneut zu hören war.
»Bist du noch dran, du Arsch?«
Aileen nickte und bat Gabriel, so zu tun, als wäre er der Wolfling.
»Ja.«
»Hast du das Mädchen?«
»Ja.«
»Ich hoffe, du hast ihr nicht sehr wehgetan. Der Chef will die Hybridin, und mit der Schwester werden wir ganz gut verhandeln können. Wenn sie sich in schlechter Verfassung befindet …«
»Es geht ihr gut.«
»Dann sehe ich dich heute Abend im ›The Ivy‹. Bring sie mir und denk daran, ihr etwas zu verabreichen. Die Vanirin ist ziemlich mächtig und sehr wichtig für den Chef. Um neun, komm nicht zu spät.«
»Okay.«
»Ach … fast hätte ich es vergessen. Zieh dir was Anständiges an, denk daran, dass wichtige Männer mit Schlips und Kragen da sein werden. Da wollen wir doch nicht erbärmlich aussehen.«
Der Mann legte auf.
Aileen hob das Handy auf. Ihre Hände zitterten noch immer aufgrund des Gefühls, das die Erinnerung an diese Stimme in ihr hervorrief. Denn sie erkannte diese Stimme. Es war die von Víctor.
»Was war das, bitte schön?«, fragte Daanna.
»Wir haben uns soeben mit den Anführern für heute Abend verabredet«, antwortete Aileen bestimmt. »Gehen wir.«
Die drei waren noch immer unter der Decke und ließen sich von Aileen führen.
»Vorsicht bei der Stufe … ja … so … noch eine … sehr gut, nach rechts … nach rechts, Ruth, nicht nach links … genau …«
»Tritt mir nicht auf die Füße, Gabriel«, sagte Ruth mit zitternder Stimme.
»Verdammt, ich sehe nichts«, antwortete er.
»Daanna«, fragte Aileen, »geht es dir gut?«
»Es wird mir dann gut gehen, wenn ich mich vor der brennenden Sonne verstecke und meine Haut aufhört zu schwitzen. Ich dehydriere gerade.«
Sie kamen an die Tür, die die unterirdischen Gänge miteinander verband.
Aileen nahm Daannas Hand und bedeckte sie mit ihrer, damit kein einziger Sonnenstrahl auf ihre feuchte und zarte Haut fiel. Sie legte ihre Hand in das Kennungsgerät, und die Vortür öffnete sich.
»Trautes Heim, Glück allein …«, murmelte Daanna.
Nachdem sie den Gang betreten hatten, erleuchteten Fackeln den mit Steinen ausgelegten Weg. Daanna zog die Decke von sich herunter und sah Aileen mit riesengroßen, geröteten Augen an.
»Um Himmels willen, Aileen …« Mitleidsvoll kam sie ihr näher und ergriff sanft ihr Kinn. »Tut es dir weh? Mensch, deine Schulter ist ganz aufgerissen«, entfuhr es ihr entsetzt.
Aileen richtete den Blick auf die hässliche Wunde und verzog angewidert den Mund.
»Mein Bruder muss dir helfen.«
»Nein«, unterbrach sie bestimmt. Das kam nicht in Frage, sie
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