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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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und sie hatte Mühe, sich das nicht an der Stimme anmerken zu lassen. „Ich will wissen, was ich hier bin - Gefangene oder Gast?"
    „Das hängt von Euren Handlungen ab, Madam."
    Dieser Mensch gab doch einfach nicht nach! Sie würde ihn natürlich auch nicht darum bitten. Wütend richtete sie sich auf, drehte sich um und wollte gehen. Seine Stimme hielt sie zurück.
    Guy hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Fingerspitzen zusammengelegt. „Da fällt mir ein - es gibt eine Möglichkeit, wie Ihr zu dem kommen könnt, was Ihr begehrt." Er stand auf und schritt auf sie zu.
    Mißtrauisch blickte Kathryn ihm entgegen. „Wie das?"
    Er stand jetzt vor ihr und blockierte damit ihren Weg zur Tür.
    Kathryn wurde sich plötzlich der Macht sehr bewußt, die er ausströmte.
    „Sagt mir, verzehrt Ihr Euch noch nach Eurem Roderick?
    Liebt Ihr ihn noch immer?"
    Sie konnte einfach nicht den Blick von seiner Halsgrube wenden, wo krauses Haar über den Ausschnitt der Tunika hervor-lugte. „Es gibt keinen Mann, den ich liebe", erklärte sie mit unsicherer Stimme.
    „Aha. Ihr liebt also keinen gar. . oder vielleicht liebt Ihr alle Männer?"
    Diese unverschämte Andeutung befreite Kathryns Blick auf der Stelle aus dem Bann, und sie wurde noch wütender, als sie Guys spöttisches Lächeln sah.
    Er lachte leise. „Wie dem auch sei, ein kleiner Kuß dürfte Euch ja wohl nicht schwerfallen."
    Jetzt verzog sie spöttisch die Lippen. „Ein Kuß, Herr? Sicherlich scherzt Ihr."
    „Keineswegs, Kathryn. Ein Kuß, und möglicherweise erreicht Ihr ja, was Ihr Euch wünscht - und Ihr erreicht es nur so, fürchte ich."
    Wie sie dieses selbstzufriedene Grinsen haßte! Am liebsten hätte sie geschrien, sie würde eher eine Kröte, eine Schlange oder jede andere scheußliche Kreatur küssen. Als sie jedoch den Mund öffnete, entsprachen weder ihre Worte noch ihr Verhalten ihren Absichten.
    „Weshalb quält Ihr mich so?" fragte sie leise und mit abge-wandtem Gesicht.
    Guys Lippen zuckten. Weshalb quäle ich mich selbst? fragte er sich. Feind oder nicht, schwanger oder nicht - diese Frau stellte eine Versuchung dar, die ihm sein Urteilsvermögen raubte. Wäre er weise, würde er sie nach Ashbury zurückschicken und vergessen, daß er sie je gesehen hatte.
    Ihr Kopf war gesenkt, die Wimpern verbargen die unglaublich grünen Augen - ach ja, sie spielte wieder die Demütige! Und dabei war sie doch nichts anderes als eine Dirne. Allerdings eine schöne, und das war der Haken. Sie strömte eine solche Sinn-lichkeit aus, daß es ihn über die Maßen erregte. Hitze wallte in ihm auf.
    Er faßte Kathryn bei den Schultern. „Quälen nennt Ihr das?
    Ich empfehle der Katze nur, ihre Krallen einzuziehen, denn sonst könnte der Löwe sie doch noch fressen."
    Er senkte die jetzt samtweich klingende Stimme. „Obwohl wir Männer immer behaupten, so hart und kriegerisch zu sein, unterscheiden wir uns in vielem nicht so sehr von dem weiblichen Geschlecht. Auch wir sehnen uns nach Geborgenheit, die wir in der sanften Berührung einer weiblichen Hand finden, in einem hingebungsvollen Kuß von weichen Lippen . . . "
    Kathryn durchrieselte es heiß und kalt. Um Himmels willen -
    schlug der Earl ihr etwa vor, sie sollte ihn verführen? Ihr Onkel hatte ihr einmal erklärt, ein Mann müsse eine Frau nicht unbedingt lieben, um sie besitzen zu wollen, und sie wußte ja, wie sehr Guy de Marche sie haßte. Allerdings erkannte sie im Augenblick in seinem Gesichtsausdruck keinen Abscheu, keine Bösartigkeit, sondern nur etwas Leidenschaftliches, das ihr angst machte.
    „Ich bitte Euch nur um einen Kuß, Kathryn. Nur um eine Be-rührung Eurer Lippen mit meinem Mund."
    „Was, Ihr bittet?" fragte sie aufgebracht. „Euch beliebt es doch, mich immer wieder daran zu erinnern, daß Euer Wille maßgebend ist, nicht wahr, Herr? Also bittet Ihr jetzt auch nicht, sondern Ihr fordert! Und Ihr werdet Euren Willen durchsetzen, ob es mir paßt oder nicht."
    Er faßte sie ein wenig fester bei der Schulter. Kathryn wollte ihn fortstoßen, doch nun hielt er ihre Handgelenke fest. „Mir scheint beinahe, Ihr habt noch immer Angst vor mir", sagte er leise.
    „Ich hatte noch nie Angst vor Euch!" behauptete sie.
    „Wenn es so ist. . . " Und im nächsten Augenblick preßte er seinen Mund auf ihren.
    Wenn Guy de Marche sie bisher geküßt hatte, war ihr stets seine brodelnde Wut bewußt geworden. Jetzt indessen war sein Kuß weder hart noch strafend - fordernd, das ja, denn sie

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