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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht.«
    Adeles Augen schienen ruhiger zu werden, während sie Nicole anstarrte.
    Sie nahm die Hand ihrer Mutter in ihre Hände und fuhr fort »Erinnerst du dich noch, was du damals getan hast, Mutter? Du wolltest Vater einen Streich spielen und hast drei weibliche Kaninchen im Schloß frei gelassen. Erinnerst du dich, wie Vater in seinen Jagdstiefeln ein Nest mit jungen Kaninchen fand? Du hast so herzlich gelacht. Aber dann hatte Vater wieder einen Grund zum Lachen, als er noch mehr Baby-Kaninchen fand -diesmal in der Truhe mit deinen Hochzeitskleidern. Und erin-nerst du dich, wie Großvater sagte, ihr seid wie Kinder, die in der Sandkiste spielen?«
    »Er organisierte eine Jagd«, flüsterte Adele, und ihre Stimme war heiser von den Schreien.
    »Ja«, flüsterte Nicole, während Tränen ihre Augen verschleierten. »Der König kam in jener Woche zu Besuch, und er, Großvater und fünfzehn Männer ihres Gefolges zogen sich an, als würden sie in den Krieg ziehen, und gingen auf die Suche nach den Kaninchen. Weißt du noch, was dann passierte?«
    »Wir waren Soldaten«, sagte Adele.
    »Ja. Du hast mir die Kleider meines Vetters angezogen, und du hast dich mit einigen Hofdamen als Soldaten kostümiert. Weißt du noch, wie komisch die alte Tante der Königin in Männerhosen aussah?«
    »Ja«, flüsterte Adele, ganz gefangen von der Geschichte. »Wir hatten Fisch zum Abendbrot.«
    »Ja«, bestätigte Nicole lächelnd. »Die Hofdamen fingen alle Kaninchen ein und ließen sie draußen auf dem Rasen wieder frei. Und um die Männer zu strafen, weil sie so schlechte Soldaten waren, hast du ihnen nur Fisch zum Abendessen servieren lassen. Oh! Erinnerst du dich noch an die Lachspastete?«
    Mit dem Anflug eines Lächelns antwortete Adele: »Der Küchenchef brachte sie in Gestalt von Kaninchen auf den Tisch - formte Hunderte von kleinen Kaninchen daraus.«
    Mit Tränen auf den Wangen wartete Nicole.
    »Nicole!« sagte Adele mit scharfer Stimme. »Wie kommst du denn zu so einem schrecklichen Kleid? Eine Lady darf niemals Wolle tragen. Wolle beengt zu sehr, verbirgt zuviel. Wenn ein Gentleman Wolle haben möchte, sollte er sich als Schäfer verdingen. Geh und such dir etwas Seidenes heraus, etwas von Schmetterlingen Gemachtes, nicht von diesen scheußlichen alten Schafen.«
    »Ja, Mama«, sagte die gehorsame Tochter leise und küßte ihre Mutter auf die Wange. »Hast du Hunger? Möchtest du, daß man dir ein Tablett aufs Zimmer bringt?«
    Adele lehnte sich gegen die Wand hinter der Matratze, die auf
    dem Boden lag, und schien Gerards Gegenwart vergessen zu haben, der seinen Arm von ihren Schultern nahm. »Schicke etwas Leichtes herauf. Und benütze heute das blaue und weiße Umoges-Porzelian. Nach dem Essen werde ich ruhen, und dann schickst du mir den Küchenchef, damit wir die Menüs für die nächste Woche planen können. Die Königin wird vorbei kommen, und ich möchte ihr etwas ganz Besonderes vorsetzen. O ja, wenn diese italienischen Schauspieler eintreffen, sage ihnen, daß ich erst später mit ihnen reden möchte. Und der Gärtner! Ich muß mit ihm über die Rosen sprechen. Es ist so viel zu tun, und ich bin zu müde. Nicole, glaubst du, du könntest mir heute helfen?«
    »Natürlich, Mama. Du ruhst dich jetzt aus, und ich bringe dir selbst etwas zu essen herauf. Und ich werde auch mit dem! Gärtner reden.«
    »Ihr beruhigt sie«, sagte Gerard, der Nicole die Treppe hinunter folgte. »Ich habe sie seit langem nicht mehr so entspannt« gesehen.«
    Nicole schwindelte der Kopf, als sie scheinbar gelassen durch den Raum im Erdgeschoß ging. Ihre Mutter glaubte noch immer, sie lebte in einer Zeit, wo sie tüchtige Zofen hatte, die nichts anderes tun mußten, als ihr beim Ankleiden zu helfen. Nicole war jung genug gewesen, sich jener harten grausamen Welt anzupassen, in der sie nicht verwöhnt wurde; doch sie zweifelte, ob ihrer Mutter das jetzt noch gelingen würde.
    Nicole nahm eine Pfanne von der Wand und begann, Eier für ein Omelett aufzuschlagen. Clay, dachte sie, während siel mit dem Handrücken die Tränen abwischte, wie kann ich jetzt mit dir nach Westen ziehen? Ihre Mutter war hier, und ihre Mutter brauchte sie. Janie brauchte sie, die Zwillinge brauchten sie, für Isaac war sie verantwortlich, und nun waren Gerard und Adele ebenfalls auf ihre Hilfe angewiesen. Welches Recht hatte sie, sich selbst zu bedauern? Sie sollte dankbar sein, daß sie nicht allein war in der Welt.
    Ein heftiges Klopfen aus der Dachstube

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