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Gene sind kein Schicksal

Gene sind kein Schicksal

Titel: Gene sind kein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Blech
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hört, dann führt das dazu, dass ein bestimmtes Gen (
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) in seinem Gehirn verstärkt abgelesen wird. Die Heftigkeit dieser Reaktion hängt davon ab, wie wichtig der Gesang des anderen Männchens für den Fink ist. Die noch nie gehörte Melodie eines fremden Männchens führt zu einer viel stärkeren Aktivität von
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als Gezwitscher, das dem Fink schon vertraut ist. Das
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ist selbst ein Schlüsselgen, das seinerseits andere Gene anschalten oder ausknipsen kann. Auf diese Weise kann, durch eine Art Schneeballeffekt, eine genetische Antwort entstehen, die viele tausend Gene betrifft und sich in verschiedenen Regionen des Gehirns abspielt. Das soziale Umfeld bewirkt also breite Veränderungen an vielen Stellen des Erbguts. Aus Sicht eines Zebrafinken bedeutet das: Die Antwort der Gene hilft dem Gehirn, sich schnell auf eine veränderte soziale Umwelt einzustellen, etwa auf das Eindringen eines singenden Nebenbuhlers in sein Revier. [66]
    Ein anderes Beispiel ist der Schwarzkehlmaulbrüter (
Astatotilapia burtoni
). Das ist ein in Ostafrika beheimateter Barsch, der in Aquarien gehalten wird – und dort leicht für Ärger sorgen kann: Die Männchen, die bis zu zwölf Zentimeter groß werden, gehen nämlich sehr ruppig miteinander um. Ein Becken ist meist zu klein für zwei Barsche. Das stärkere Männchen dominiert absolut das Geschehen. Es ist prächtig gelb oder blau gefärbt und schwimmt dem schwachen Männchen drohend in den Weg. Letzteres ist blass und sexuell unreif.
    Allerdings birgt der vermeintliche Schwächling das Potential zum Alpha-Fisch. Forscher haben zwei Männchen und einige Weibchen in einem Becken gehalten und dann den dominierenden Barsch aus dem Wasser genommen. [67] Damit schlug die Stunde des anderen: Innerhalb von Minuten bekam er eine prächtige Farbe und zeigte seinerseits dominantes Gehabe. Die Chance, auf der sozialen Leiter endlich nach oben zu kommen, hatte die Arbeitsweise der Gene verändert; in den Gehirnzellen entstand verstärkt
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, was wiederum eine ganze Kaskade von physiologischen Veränderungen auslöste: Aus dem untergebenen Fischlein wird ein herrschsüchtiger Barsch. Weil das Schlüsselgen
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sich auch in anderen Wirbeltieren finden lässt, dürfte es weit verbreitet und auch im Menschen aktiv sein.
    Die Befunde zeigen alle in ein und dieselbe Richtung: Soziale Erfahrungen und Beziehungen zu den Mitmenschen verändern die Art und Weise, wie Gene im Gehirn arbeiten. Und damit ist das Verhalten keineswegs fixiert, sondern es wird durch diese sozialen und kulturellen Einflüsse verändert. Der biologische Einfluss schwindet mit den Lebensjahren, die Erfahrungen gewinnen ein größeres Gewicht und prägen die Persönlichkeit.

Kapitel  7 Gelassen gegen den Stress
    Die junge Frau verschränkt die Beine zum Schneidersitz, dreht die Handflächen nach oben und schließt ihre braunen Augen. »Achtet auf die Stille im Körper«, sagt Britta Hölzel. »Wenn eure Gedanken abwandern, dann holt sie zurück zu diesem Augenblick.«
    Vier Frauen und ein Mann sitzen auf bunten Yoga-Matten. Sie sind barfuß, haben die Augen geschlossen und atmen tief durch. [68]
    Der Entspannungskurs findet an einer Universitätsklinik mit 900  Betten statt, in der viele Helfer selbst zu Hilfesuchenden werden: Krankenschwestern und Ärzte reiben sich im Schichtdienst auf; Wissenschaftler schreiben bis tief in die Nacht an Anträgen und Aufsätzen.
    Da ist etwa Patrizia, eine Biologin, die erst seit einigen Wochen hier ist. Ihren Start hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. »Mein Arbeitsplatz war auf drei Labors verteilt. Ich hetzte von Termin zu Termin und fühlte mich vollkommen ausgeliefert«, sagt die 33 -Jährige. In der Nacht konnte sie vor lauter Grübelei nicht schlafen, morgens sprang sie aufgedreht aus dem Bett.
    Ganz gleich, wie gestresst die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn eines Kurses waren, nach ein paar Wochen seien sie merklich besser drauf, sagt Britta Hölzel, die eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin absolviert hat. »Die Leute sind auf einmal viel fröhlicher und strahlender.«
    Die hohe Erfolgsrate habe weniger mit ihrem besonderen pädagogischen Talent als Lehrerin zu tun, fügt sie bescheiden hinzu. Stress durch mentales Training abzubauen sei ein wissenschaftlich erklärbares Phänomen. Sie sagt: »Ein gestresster Mensch kann sein Gehirn durch Meditation regelrecht umtrainieren.«
    Die junge Frau aus Deutschland weiß, wovon sie spricht. Ihre Kurse –

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