Gentlemen's Club
Kapuzending siehst du wie eine Drogendealerin aus.«
»Habe ich gestern Abend einen Fehler gemacht? Ich war in Sorge, weil ich vielleicht etwas falsch verstanden habe. Es lief nicht wie geplant. Ich habe nicht viel mit Mr. Hall reden können, dabei war er das Mitglied, um das ich mich kümmern sollte.«
»Jeder hat das bekommen, was er gesucht hat. Dafür gehen sie in den Club. Deshalb halten wir die Mitgliedschaft exklusiv. Nicht jeder x-beliebige Kerl passt zu uns, und die Mitglieder wollen auch nicht, dass bekannt wird, was sie in ihrer Freizeit treiben. Was auch immer geschieht, ist nur für ihre Augen bestimmt.«
Wir standen jetzt vor der Türschwelle. Vorbei war die sinnliche Wärme unserer gestrigen Begegnung. Kein Anzeichen für das große scharlachrote Lächeln. Aus irgendeinem Grund war sie unzufrieden mit mir. Mimi verschloss die Tür und sicherte jedes Schloss zweimal. Sie schaute die Straße hinauf und hinab, als hätte sie Sorge, dass jemand sie sehen könnte.
»Aber Mimi ...«, versuchte ich es noch einmal. Sie fuhr herum.
»Heute Miss Breeze«, sagte sie knurrend. Sie sprang die Stufen hinunter auf ein silbernes Mercedes Coupe zu. »Und ich habe keine Zeit, jede Minute deines Jobs zu erörtern. Was richtig und falsch ist, kannst du selbst herausfinden.«
»Ich dachte, ich soll dir berichten.«
Ich fror auf dem Gehweg. Die Schlüssel zitterten in meiner Hand. Sie stieg in ihr schickes Auto, schaltete die Zündung ein und schloss für einen Moment ungeduldig die Augen. Das elektrische Fenster sirrte nach unten.
»Ich habe schon einen umfassenden Bericht erhalten. Für heute lasse ich dich in Ruhe. Genieße ein wenig freie Zeit, Suki«, sagte sie versöhnlich. Ich sah ihr in die Augen und fühlte mich ein bisschen besser.
»Freie Zeit?«, fragte ich, trat näher an das Auto heran, bückte mich und sah ihr ins Gesicht. »Aber ich habe gerade erst zu arbeiten begonnen. Und nun habe ich die Schlüssel ...«
»Jeder Tag ist anders. Heute habe ich viel zu tun, und du nicht. Wir sehen uns in ein paar Tagen.«
Das Fenster sirrte hoch, und ich hätte beinahe keine Nase mehr gehabt. Sie hatte schon das Ende der Straße erreicht, bevor ich blinzeln konnte.
Ich stand da in der kalten Luft und sah der Benzinwolke ihres Autos nach. Okay, jetzt hatte ich also Freizeit, aber es behagte mir nicht, dass ich nicht wenigstens noch eine Schicht im Club machen sollte. Außerdem, und das war noch schlimmer, hatte sie mich für den gestrigen Abend nicht bezahlt. Es war dumm von mir, nicht nach Geld gefragt zu haben. Ich wusste immer noch nicht, ob ich gefeuert war, weil ich ausgerechnet Sir Simeon das hatte tun lassen, was er gestern Abend mit mir angestellt hatte. Aber vielleicht kannte Mimi dieses Detail noch nicht.
Jetzt hatte ich die Schlüssel zum exklusivsten Club Londons, und keinen Penny in der Tasche. Eine bizarre Situation, um es vornehm auszudrücken. Ich ging zurück in die Earls Court Road zu der Pension und ging in meinem Zimmer auf und ab. Ich fand keine Ruhe. Ich sollte mich mehr bewegen. Im Keller des Clubs gab es eine Fitness Suite. Ja, warum nicht?
Auf dem Weg zur U-Bahn blieb ich im Eingang zu Chrissies Gebäude stehen, aber ich erhielt keine Antwort, als ich auf die Klingel drückte. Natürlich nicht. Es war ein Morgen mitten in der Woche. Jeremy würde irgendwo in der City das Geld eines Kunden zählen, und Chrissie würde gerade dabei sein, Parfüm auf das Handgelenk einer älteren Dame mit dick aufgetragenem Rouge zu sprühen. Dabei war die Luft sowieso schon stickig. Nein, nur ich hatte alle Zeit der Welt.
Die Fitness Suite erreichte man durch einen völlig anderen Eingang, denn sie war für einen weiteren Interessentenkreis von Tageskunden geöffnet, aber auch die Clubmitglieder konnten sich hier trimmen. Der Empfang war modern gestaltet, voller grüner Pflanzen und mit minimalistischen Bildern an den Wänden.
Ich fürchtete, der muskulöse blonde Mann, der in einem winzigen Unterhemd und kurzen Shorts hinter der Empfangstheke saß, würde mir nicht glauben, wer ich war, aber dann sah ich ein paar Leute, die direkt von der Straße durch eine große rote Tür auf der rechten Seite liefen. Sie trugen ›Kapuzendinger‹ wie ich, Trainers und Radfahrershorts, und sie hatten keine Flaschen mit Wasser bei sich. So anders als sie sah ich auch nicht aus.
»Entschuldigung«, sagte ich, als ich vor der Theke stehen blieb und mit meinen Schlüsseln klimperte. »Ich heiße Suki Summers. Ich
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