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German für Deutsche

German für Deutsche

Titel: German für Deutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Wueller
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nun überlegen Sie mal: Wo machen Sie Urlaub? In kanadischen Eiswüsten? Dem Restdschungel auf Sumatra? Nein, Sie genießen Ihre freien Tage in infrastrukturell gesättigter Umgebung, mit Hotels, Bars und geführten Kleinabenteuern per Jeep mit Minibar. Wo sind Sie also, sprachgeschichtlich gestählt, nun unterwegs? An Orten, an Plätzen? Oder vielleicht doch eher an Locations? Wir sind uns also einig. Urlaub ist schließlich da, wo man sein Geld ausgeben kann. Es mag ein Ort oder ein Platz sein; das schert uns nicht.
    Rutenbündel oder Großkredite?
    In Artikeln zum Thema Geld und Wirtschaft findet sich hier und da ein problematisch zu lesendes und schreibendes Wörtchen: » Faszilitäten«. Google findet es. Der Thesaurus ( » Wortschatz«) des Deutschen, zusammengetragen von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, kennt es nicht.
    Es sei die Nichtübersetzung des englischen facilities, so klagt Sprachwächter Wolf Schneider. Damit würden nun im Deutschen Vorrichtungen aller Art bezeichnet. (Engl. facilities ist mit » Anlagen, Einrichtungen« zu übersetzen.) Nach Recherchen behaupte ich:
    Es gibt einige » Faszilitäten«-Vorkommnisse. Ihr Hintergrund: Schlampigkeiten bei der Korrektur von Texten. Da wollte irgendwann ein unkonzentrierter Schreiberling » Fazilität« schreiben. Und hat sich verhauen. Und seither vagabundiert die falsche Schreibweise, weil allzu oft voneinander abgeschrieben wird. » Fazilität« ist schon traditionelles Bankendeutsch. Und natürlich Bankenenglisch (denn engl. facility heißt auch » Kredit«). Eine Kreditfazilität ist ein leicht abzuwickelndes Geldverleihgeschäft. Wirtschaftsfachliche Details erspare ich uns.
    Wo » Faszilität« steht, geht es nicht um » Vorrichtungen aller Art«, sondern um speziell Finanzstrategisches. Dass Faszilitäten die sprachliche Runde machen, basiert nun auf einem Mix aus Schludrigkeit, Faulheit und Bildungsferne in den schreibenden Medien.
    Schludrigkeit: Es wird an Korrektoren gespart. Journalisten sollen gut schreiben, aber dazu muss es feinstgebildete, haarspalterisch durchtrainierte Korrektoren geben, die Eigenarten achten und Fehler ächten. Es gibt sie kaum. Sie wachsen nicht nach, weil der Job zu schlecht bezahlt wird und Korrektur-Software billiger scheint.
    Bildungsferne: Es gibt das deutsche Fremdwort » Faszikel«. Unter klassischer Gebildeten ist damit ein Aktenbündel oder die Folge einer wissenschaftlichen Loseblatt-Sammlung gemeint. Dahinter steckt lateinisch fascis ( » Rutenbündel«), was wir mit dem Faschismus italienischer Machart verbinden können sollten, weil die schwarzen 13 Herren damals ein Rutenbündel samt Beil sich zum Markenzeichen auserwählten. (Erfunden hatten das Symbol für höchste Macht im Staate aber schon die alten Römer.)
    13 » Schwarzhemden«, italienisch camicie nere, nannten sich die Italo-Faschisten. Der Reizwäsche-Liebhaber kennt das Camisette oder Kamisol, ein verführerisches Batist-Hemdchen mit Strapshaltern.
    Da kannte also einer » Faszikel« und » Fazilität«. Und hat beides un-orthographisch verrührt. Kann ja mal vorkommen, sollte nur irgendwann auffallen. Mit Anglizismen-Durchseuchung hat die Sache nichts zu schaffen. Immerhin hatten wir bereits die » Fazilität« und der Englischsprecher die facility. Diagnose für die eilfertigen Unterstellungen der Sprachkritiker: Anglizismen-Paranoia.
    Sprayen oder Sprühen?
    Selbst die Spraydose soll vertrieben werden. Nicht aus Umwelt-, sondern Sprachschutzgründen. Es soll nur noch gesprüht werden dürfen in der deutschen Sprache. Bullshit. Das Differenzierungsspiel der Sprache ist auch hier exzellent zu verfolgen: Sprühen und Sprayen sind nicht identisch. Ersteres wird mit Luft und durch pumpende Handbewegungen praktiziert, Letzteres bedarf des Treibgases. So gibt es Spraydosen, weil Dosen nötig sind, um Treibgas zu beherbergen. So gibt es daneben Sprühflaschen, weil es eine Plastikflasche sein darf, wenn mittels Pump- oder Druckbewegungen gelinder Überdruck die Flüssigkeit aus der Flasche treibt. Die Hausfrau kennt das bei der zu befeuchtenden Bügelwäsche oder der Zimmerpflanzenpflege. Und so heißen auch die treibgaslosen Dosen heute auch eher (nicht immer) » Sprühdosen«. So bei gewissen Schuhpflegemitteln. Der Deutsche könnte den Unterschied vielleicht nicht genau benennen, sein Kaufverhalten wird aber durch das aufmerksame Wording (bitte hinten nachlesen) der Hersteller dirigiert. (Nun könnte ein pingeliger Typ

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