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German für Deutsche

German für Deutsche

Titel: German für Deutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Wueller
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sich › stylisch‹. Und wird bereits inflationär genutzt:
    » Hol Dir die stylischen Keyboards.« Werbung für Cherry PC -Tastaturen ( 8-2 005) Oder: » Wer zu Hause Sound bearbeiten will, bekommt mit den Aktivboxen gu t en Klang in stylischem Design.« page Fachmagazin für Design ( 3-2 005);
    Ein Bastel-Buch, das Empfehlungen zum Verkleben von winzigen Glaskristallen des deutschen Weltmarktführers in Sachen Kitsch-Glas-Artefakte gibt, nennt sich › Glamour stylisch‹. Das geht weder im Deutschen noch im Englischen. Es müsste › Stylish Glamour ‹ oder › stylischer Glamour ‹ heißen, wenn man sich der Beugung des eingedeutschten › stylish‹ beugen will. Halbintelligent wäre noch › Glamour, stylisch ‹.
    » Black Leaf-Bong von Black Leaf sind stylisch und gut.« Das ist verzeihlich. Dies ist eine Zeile aus einer Werbung für Bongs. Das sind Rauchgeräte, zumeist gläsern, für den Konsum leichterer Drogen. Wir befinden uns also im innersten Kreis (engl. inner circle ) eines szenesprachlichen Universums, dessen Regeln Uneingeweihten (engl. non-initiates ) fremdartig und bedenklich erscheinen mögen. Aber sprachkritische Verallgemeinerungen lassen sich aus solchen exklusiven Vorkommnissen kaum destillieren.
    Festzuhalten ist: › Stylisch ‹ meint › stilvoll‹. Ein Bedeutungsmehrwert ist gegenüber dem deutschen Adjektiv nicht auszumachen. Wohl aber eine Verschiebung bei der Akzeptanz bei unterschiedlichen Konsum-Milieus.
    Höchst krude wird es hier: » Stylisch ist das Board echt danebengegriffen.« Behutsam optimiert soll das heißen: » Stilistisch ist das Board voll daneben.« › Stilvoll‹ und › stilistisch‹ sind aber so wenig gleichbedeutend wie › klangvoll‹ und › klanglich‹. Und auch das Englische unterscheidet zwischen stylish und stilistic(ally).
    Schauder erweckend auch: » Das ist nicht so Comic- stylisch , wie ich dachte.« Da ist die leichte, sogar das anglophile Moment bewahrende Korrektur hin zu » Das ist nicht so comic-like, wie ich dachte« geradezu elegant.
    Ich vergaß: Auch die Verneinung zu › stylisch ‹ ist in zwei etwa gleich häufig vorkommenden Schreibweisen höchst präsent: › unstylisch ‹ und › unstylish ‹. Das ist in der Tat stillos. Was man auch englisch sagen kann: bad style. Aber dort spricht die Szene auch schon länger unstylish. Was im Oxford-Standardenglisch immer noch styleless heißt.
    Support
    Engl. support : Unterstützung, Hilfe, Support
    Sprachgebrauch
    Menschen mögen einander Unterstützung geben können. Wo Maschinen, insbesondere Computer Lebens- und Arbeitsräume infiltrieren, ja durchseuchen, dort wandelt sich sprachlich wie verhaltenspraktisch seit den 90er Jahren die Unterstützung in den Support, der sich zu einer dominierenden Dienstleistungsbranche hochentwickelt hat. Da die Computer nicht einfacher werden, wächst der Supportbedarf auch in Zukunft. Der bedürftige Mensch kennt das Wort, nutzt es aber nur in einer Minderheit aktiv. In der Regel wird mündlich immer noch nach Hilfe oder Unterstützung verlangt.
    Fundstücke
    » Die gegenwärtigen Linux-Distributoren liefern alle paar Wochen neue Support -Packs aus, die zum Teil zwingend eingespielt werden müssen.« heise.de (1 0-2 003)
    » Sollten Sie in der FAQ nicht die passende Antwort auf Ihre Frage finden, wird Ihnen selbstverständlich angeboten, Ihre Frage an den Support zu richten.« topfield-europe.com ( 2-2 008) Es sollte heißen: » … in der FAQ -Liste …«
    Survival
    Engl. survival : Überleben, Überlebensdauer
    Sprachgebrauch
    Aus zwei Quellen speist sich der breite Strom von Survival -Vorkommnissen in deutscher Gegenwart: Das survival of the fittest als Prinzip gesellschaftlicher Entwicklung, von dem englischen Philosophen Herbert Spencer (1820–1903) in Umlauf gebracht. Und eine Erlebniskultur, die Adventure -Erlebnisse als Thrill -Service konsumiert. Den Trend bescherte uns die Lust des Freizeit-Amerikaners auf Wilderness - ( › Wildnis‹) und Jungle -Fever.
    Das zivilisierte Großstadtleben westlicher Länder erfuhr seit den 80er Jahren eine Art künstlicher Verwilderung. Reale Bedrohungen (Arbeitslosigkeit, Bandenkultur) wurden durch die Vermarktung ästhetisierter Protestversatzstücke (Military-Kleidung) ausgeblendet.
    Parallel sollte die reale Rest-Wildnis scheinbar unberührter Natur möglichst ohne Zivilisationstechniken erobert werden. Survival- Training-Units werden seither von Survival -Trainern als existenzielle Fitnessprogramme auch

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