Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
ihr Körper nicht einmal Stunden später zu prickeln aufhörte.
Er hatte ihr keine Fragen mehr gestellt. Aber sie war um einige Antworten schlauer, sogar um jede Menge. Das behielt sie für sich, denn sie sparte das für eine Situation auf, in der sie vielleicht von dem Mann auf dem Beifahrersitz gerettet werden musste.
Während der ganzen Fahrt konnte sie die schwere Last der Schuldgefühle nicht abschütteln, die sie quälten, weil sie jene frühere Beziehung zu ihm – zumindest glaubte sie, dass er es gewesen war – verschwiegen hatte. Mehrmals überlegte sie, ob sie ihm alles erzählen sollte, was sie über seine Vergangenheit wusste. Aber ihr gesunder Menschenverstand verschloss ihr den Mund, wann immer sie an Ryans Worte zuvor dachte.
Wenn du dich irrst, bin ich der Letzte, dem du Leib und Leben anvertrauen solltest.
Vor all den Jahren war sie bereit gewesen, ihm beides anzuvertrauen.
»In etwa fünfundvierzig Minuten sind wir da«, verkündete er und tippte einige Koordinaten in den GPS Tracker. »Halt dich einfach an die Anweisungen.«
Endlich legte er die Fernbedienung für ein paar Sekunden beiseite und schloss die Augen. Mit einem leisen Seufzer verriet er seine Erschöpfung, und Meg erinnerte sich, dass auch sie schon sehr lange nicht geschlafen hatte.
»Im Hotel darfst du schlafen.«
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Kannst du Gedanken lesen?«
»Nein, ich schaue in die Seelen der Menschen.« Und das war seine letzte Bemerkung, bis sie das Hotel erreichten – eine halbe Stunde später, was sie Megs rasanter Fahrt verdankten.
Sie wartete im Auto, während er sie beide an der Rezeption anmeldete. Dann folgte sie ihm in eine kleine Suite – ein Schlafzimmer mit französischem Bett, einer Couch, einem Sessel, einem kleinen Schreibtisch und Fernseher. Auf der einen Seite war ein Bad, auf der anderen eine Kochnische.
»Mach dir’s nicht zu bequem«, mahnte Ryan. »Hier bleiben wir nicht lange.« Das war alles, was er sagte, bevor er die Badezimmertür hinter sich schloss und duschte.
Um ihre innere Unruhe in den Griff zu bekommen, die sie seit der Ankunft im Hotel erfüllte, öffnete sie ihren Laptop. Sie wollte sich über Interpol informieren, die nach ihr fahndete. Aber seltsamerweise bekam sie hier keine Verbindung zum Internet. Ärgerlich wählte sie die Nummer ihres Bruders. Wenn sie über vierundzwanzig Stunden nichts von sich hören ließ, rastete Mose garantiert aus.
»Wo – bist – du – gewesen?« Offenbar lag das Stadium, in dem er auszurasten pflegte, bereits hinter ihm. Jetzt tobte er vor Wut.
»Ich bin – eh – in England.«
»Und ich war in deinem Apartment. Das gründlich von Interpol durchsucht wurde.«
»Die habe ich erst mal abgeschüttelt.« Meg spähte über ihre Schulter zum Bad und hörte Wasser rauschen. Wenn sie mit Ryan zusammenblieb, würde sie den Bullen auch weiterhin entkommen. Wären sie in der Nähe gewesen, hätte er ihr das gleich gesagt, denn von diesen Typen wollte er ebenso wenig belästigt werden wie sie. »Ich hab dir das doch gesagt, Mose. Du solltest nicht zu mir kommen.«
»Erklär mir, wo du gerade bist. Dann hole ich dich.«
»Nein, ich bin nicht allein. Ich helfe jemandem – der mich von Interpol losgeeist hat.«
»Wer ist es? Sag mir seinen Namen, ich checke ihn.«
»Ein Mann aus meiner Vergangenheit, Mose. Jemand, dem ich mal Geld gestohlen habe.«
»Name.«
Meg senkte ihre Stimme. »Ryan Malmstrom. Offenbar leidet er an Amnesie. Ich – ich glaube, er ist ein Agent.«
»ACRO?«
»Itor.«
»Scheiße, Meg. Wie zum Teufel schaffst du es, immer wieder in solche Sachen reinzuschlittern?«
»Hauptsächlich, weil du meine Hilfe brauchst. Das Geld, das ich Ryan gestohlen habe, war für dich. Vor fünf Jahren. Dieses Fünfundzwanzig-Millionen-Dollar-Ding.«
»Ich rufe meinen Informanten bei ACRO an. Sobald ich im Flieger zu dir sitze.«
»Wo ich bin, verrate ich dir nicht. Ich darf Ryan nicht in den Rücken fallen.«
»Was für ein Quatsch ist denn das? Machst du dich über mich lustig? Du bist keine Superagentin, Meg, sondern ein Computer-Nerd.«
Sein Kommentar traf einen wunden Punkt – obwohl er zutraf und sie früher nicht beleidigt hätte. Aber jetzt wollte sie nicht mehr der Computer-Nerd sein, der sich in modischen Outfits vor Interpol versteckte. »Fick dich ins Knie, großer Bruder.«
Blitzschnell drückte sie die Austaste. Zur Sicherheit schaltete sie das Handy auch noch ab. Wahrscheinlich müsste sie Ryan darüber
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