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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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hinkte zur Touristeninformation, die sich auf der linken Seite des Marktplatzes neben dem kunstvoll verzierten Fischbrunnen in einem barocken Prachtbau befand. Dort lagen in einem Ständer die Programmflyer der Freilichtspiele aus.
    Während Onis sich mit den Vorderpfoten am Brunnen abstützte – Fische gab es darin schon seit mehreren Hundegenerationen nicht mehr, aber es roch noch fischig, und die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt –, setzte sich Seifferheld auf eine der beiden Holzbänke und schlug den Flyer auf.
Der Mord an Suzy Pommier.
Regie: Vince Miller
Darsteller: Salina Tressler,
Roger Reitz, Manni Schulz,
Agnes Vilenti, Biggi Wanetzki
    … und noch ein paar andere, deren Namen Seifferheld nichts sagten. Er sah hinüber zur Treppe.
    Der Regisseur rief gerade: »Nein, nein, nein!«, und lief verärgert die Stufen nach oben, um Biggi Wanetzki zum wiederholten Mal seine Vision von einer Wannenleiche klarzumachen. Es war seine erste Inszenierung bei den Haller Freilichtspielen, er hüpfte die Stufen noch auf und ab wie ein junger Steinbock in den Alpen, wenn er den Schauspielern seine Regieanweisungen geben wollte. Ab der zweiten Saison blieben die Regisseure mehrheitlich unten am Fuß der Treppe stehen und brüllten einfach durch ein Megaphon.
    Von seiner Bank aus stellte Seifferheld fest, dass dem Mann an der Leiche in der Badewanne irgendetwas nicht passte.
    Er drapierte Biggis Kopf, so dass er über den Wannenrand hinausragte, dann ordnete er das Kunstblut am Hals neu und legte ihr zuletzt das verrutschte Handtuch exakt dreifach gefaltet, in unterschiedlichen Falzen, über die Augen.
    Seifferheld schluckte schwer.
    Aber natürlich!
    Der Mörder von Salina Tressler hatte ihren Bühnentod nachgestellt!
    Und wenn das Handtuch auf Salinas Gesicht ebenfalls dreifach gefaltet war, in diesen merkwürdigen, unterschiedlich dicken Falzen, dann hatte er sich bis hin zum letzten Detail an das Drehbuch des Stückes gehalten.
    Es musste ein Insider sein!

5. Szene
    (Montagmorgen, SWR -Hörfunkstudio, schallisoliert)
Aus dem Polizeibericht
Ein 13-jähriger Junge, der sich nach der Schule in seiner elterlichen Wohnung in der Gartenstraße sein Mittagessen aufwärmen wollte, stellte die falsche Herdplatte an. Dabei geriet eine Kaffeemaschine in Brand, die auf der versehentlich angestellten Herdplatte stand. Der Junge rettete noch sein Kaninchen und brachte sich daraufhin selbst in Sicherheit. Er musste wegen Verdacht auf Rauchgasvergiftung ärztlich behandelt werden. Der kräftigen Rauchentwicklung fielen jedoch die Wellensittiche der Familie zum Opfer. Die Küche wurde wegen der starken Verrußung erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Polizei schätzt den Schaden an Gebäude und Mobiliar auf 25000 Euro. Die Gartenstraße musste wegen Löscharbeiten für knapp zwei Stunden gesperrt werden.
Dudelsäcke sind das fehlende Glied in der Kette zwischen Musik und Lärm. (E. K. Kruger)
    »Sticken ist männlich. Sticken IST männlich. Sagen Sie es sich immer wieder. Stehen Sie dazu! Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes einreden. Sticken macht viril!« Seifferheld redete sich in Fahrt. Und wenn er in Fahrt war, wurde seine Aussprache feucht. Der Tontechniker des SWR-Studios gab ihm Handzeichen. Aber die Phase, in der er noch brav wie ein Schuljunge auf die Anweisungen des Herrn Lehrer gehört hatte, war lange vorbei. Mittlerweile moderierte er seit fast einem halben Jahr die interaktive Sticken für Männer- Sendung auf SWR4-Frankenradio.
    Gerade hatte er einen Waldenburger Förster am Apparat, der seinen Namen nicht nennen wollte, weil seine Kollegen Sticken für unmännlich hielten und er sich nicht den Rest seines Arbeitslebens ihrem Hohn und Spott aussetzen wollte. Man konnte nur hoffen, dass seine Kollegen auf ihren Hochsitzen kein Radio hören, denn der Förster war zwar unter dem Decknamen Schorsch auf Sendung, aber seine Stimme war nicht verzerrt und daher mühelos seinem Echtnamen zuzuordnen.
    »Vivil? Wie das Atemfrische-Lutschbonbon?«, fragte er.
    »Viril! V-i-r-i-l, wie in männlich, markig, willensstark. Googeln Sie das Wort. Hören Sie, Schorsch«, redete Seifferheld ihm gut zu, »wenn wir, die wir dem Sticken frönen, uns alle geschlossen als Sticker outen, dann wird diese Nachricht eine Bugwelle der Begeisterung und Nachahmung rund um den Globus auslösen. Sticker werden Frauenherzen erobern. Casanova, Valentino, Sartre, Timberlake – alles Waschlappen ohne eingestickte Initialen in ihrer

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