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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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nicht irre …« Wurster kicherte mädchenhaft, weil er sich diebisch über die implizierte Andeutung freute.
    Seifferheld ging nicht darauf ein. »Im Stück war das Handtuch dreifach gefaltet! Mit unterschiedlichen Falzstärken! War das Handtuch auf dem Opfer auch dreifach gefaltet? In unterschiedlich dicken Falzen?« Seifferheld schrie fast. Einfach gefaltet, zweifach gefaltet, ja vielleicht sogar dreifach, das nahm man als Zuschauer womöglich noch wahr, aber diese besondere unregelmäßige Falttechnik? Dreifach unregelmäßig war definitiv das Werk eines Insiders!
    »Dreifach was? Woher soll ich das wissen?« Wurster klang, als würde er nebenher etwas anderes machen. Ein Kreuzworträtsel lösen, den Gummibaum gießen oder sich im Schritt kratzen.
    Diese Was-kümmert’s-mich-Haltung hätte es zu Seifferhelds Zeit nicht gegeben. Siggi stieß ein empörtes Dampflokgeräusch aus und bellte mit der alten Autorität: »Du gehst jetzt los und findest heraus, ob der Täter das Handtuch dreifach gefaltet auf Salina Tresslers Kopf gelegt hat, und zwar in unterschiedlicher Falzstärke! Sofort!« Er knallte den Hörer auf die Gabel. Deswegen waren diese alten Bakelitgeräte so genial: weil man mit ihnen genau das noch konnte: knallen.
    Onis kam mit gespitzten Ohren aus der Küche gelaufen. Sollte sein Alpha Probleme haben, wollte er rüdenhaft an dessen Seite stehen, mit gefletschten Zähnen, bis zum letzten Schnaufer kämpfend. Er war ein loyaler Rudelhund.
    »Siggi, Essen ist fertig!«, rief Irmi aus der Küche.
    Onis machte abrupt auf dem Absatz kehrt und lief wieder in die Küche, wo Irmi ihm erfahrungsgemäß immer einen Happen Fleisch zuwarf. Loyalität hin oder her, der Magen hatte Vorrang. Das musste auch ein Alpha-Hund einsehen.
    In diesem Moment ging die Haustür auf.
    Seifferhelds Nichte Karina stürmte herein.
    Kurz nach der Geburt ihres Sohnes Fela junior hatte alle Welt geglaubt, Karina sei gereift, verwandelt, endlich vernünftig geworden. Vorbei wären die Zeiten, als sie sich nackt ans Geländer vor St. Michael gekettet hatte, um gegen Pelztierhaltung in Usbekistan oder Überfischung der Nordsee oder sonst irgendein Unrecht im Universum zu protestieren. Sie hatte sich vorbildlich um ihren Sohn gekümmert. Aber seit der Kleine abgestillt war, kehrte sukzessive die alte Karina zurück. Die Revoluzzerin. Die Frau, die sich ihren Sohn in einem Palästinensertuch um den Bauch wickelte, das fair gehandelt war.
    »Unglaublich!«, rief sie jetzt und pustete sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht.
    Fela junior schlummerte selig in seinem Tragetuch, mit dem sie ihn sich umgeschnallt hatte.
    »Unglaublich! Die wollen die Busse nicht länger durch die Innenstadt fahren lassen. Nur noch über den ZOB. Wie sollen denn Alte und Kranke und Mütter mit Kindern, womöglich noch mit schweren Tüten, bis raus zum ZOB kommen? Das ist doch perfide!«
    Seifferheld hatte fast sechzig Jahre lang erlebt, dass quer durch das malerische Schwäbisch Hall die Omnibusse der Innenstadtlinien gelenkt wurden. Man stieg am Spitalbach ein, gleich gegenüber dem Goethe-Institut, wenn man zum Bahnhof Hessental wollte, oder etwas weiter unten, wenn man zum Waldfriedhof musste. Seit kurzem mussten die Fahrgäste wegen einer geplanten Sanierung der Spitalbachstraße ein paar Schritte weiter laufen, zugegeben. Bis zum zentralen Omnisbusbahnhof hinter dem Kocherquartier. Das war mühsam. Niemand wusste das besser als er mit seiner Kugel in der Hüfte. Aber es hatte doch auch sein Gutes, wenn es von nun an keinen Busstau in der Innenstadt mehr gab, kein Durchfädeln durch enge Gassen, keine potenziellen Kollisionen zwischen Bussen und Menschen.
    Er wollte etwas sagen, aber seine Meinung war nicht gefragt.
    »Das darf man sich nicht gefallen lassen!«, donnerte Karina und stürmte an ihm vorbei zur Treppe. »Wenn fette alte Säcke, die nie etwas anderes fahren als ihren dicken Benz, am Normalmenschen vorbei unsinnige Entscheidungen treffen, muss man sich wehren. Das ist erste Bürgerpflicht!«
    Sie ging nach oben in den zweiten Stock, in dem sie vorübergehend mit ihrem Kind und dem Vater ihres Kindes wohnte.
    Seifferheld seufzte und wollte zurück in die Küche, da wurde die Haustür erneut aufgestoßen.
    Seine Tochter Susanne stürmte mit ihrem gewohnten Elan ins Haus. Sie trug einen bordeauxroten, maßgeschneiderten Hosenanzug, die dunkelblonden Haare zu einem festen Knoten gezurrt, eine doppelreihige Perlenkette um den Hals. Mit jeder Pore ihres

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