Getrieben: Thriller (German Edition)
werden.«
»Befindet er sich in gutem Zustand?«
»Er ist so gut wie neu.«
»Das freut mich zu hören.«
»Sie können ihn morgen Mittag um zwölf am Flugplatz von Pindi in meinem Lager zum vereinbarten Preis in Empfang nehmen. Wird Ihr Bruder wie geplant eintreffen?«
»Ja, und er möchte Ihnen noch einmal für Ihre freundliche Einladung, in Ihrem Haus zu übernachten, danken. Was die Übergabe angeht«, fügte der Sheikh hinzu, »konnten Sie alle abgesprochenen Arrangements für uns treffen?«
»Aber natürlich. Ihr Bruder kann den Teppich ohne Probleme mitnehmen. Ich habe für alles gesorgt und entsprechende Vorkehrungen getroffen.«
»Ausgezeichnet. Also dann bis morgen.«
Balfour beendete das Gespräch. Beim Blick auf die Uhr wurde er unruhig. »Kurz vor zehn«, sagte er zu Singh gewandt. »Sie müssen sofort aufbrechen. Dr. Revys Flieger landet um zwölf.«
49.
»Wir glauben, dass Lord Balfour im Besitz einer Atombombe ist.«
Jonathan Ransom kippte den Wodka in einem Zug hinunter. Von seinem Platz in der ersten Klasse starrte er aus dem Fenster auf die immer größer werdende Wüstenstadt Dubai unter ihnen. Das wohltuende Feuer des Alkohols brannte in seiner Kehle, und Jonathan schloss für einen Moment die Augen, um die wohlige Wärme zu genießen, die sich langsam in seinem Körper ausbreitete. Es war sein zweiter Flug in drei Tagen. Geografisch gesehen bewegte er sich rückwärts, doch er hatte das äußerst reale und unbehagliche Gefühl, sich den entscheidenden Schritt vorwärts zu seiner Beute hin zu bewegen.
Bis zu diesem Moment war alles nur Vorbereitung gewesen. Nicht nur die letzten fünf Tage mit Danni, sondern im Grunde sein ganzes Leben: die Kämpfe in seiner Jugend, die waghalsigen Klettertouren zum Abbau von Aggressionen, die Erlösung, als er dann Arzt war, und seine Ehe mit Emma, wenn man das überhaupt als solche bezeichnen konnte. Denn eigentlich war die achtjährige Ehe für Emma immer nur ein Mittel zum Zweck gewesen, indem sie der in Russland geborenen und in Amerika ausgebildeten Agentin die nötige Rückendeckung und Tarnung zur Durchführung ihrer Operationen lieferte. Jeder dieser Meilensteine hatte ihn unweigerlich bis hierhin geführt: zu dem Augenblick, in dem ein neuer Agent geboren wurde.
»Wir glauben, dass Lord Balfour im Besitz einer Atombombe ist.«
Seit acht Stunden spukten Connors Worte Jonathan im Kopf herum. Das war weiß Gott etwas anderes, als Schreibtischschubladen nach einem Hinweis auf den Namen eines Mannes zu durchwühlen oder in den hintersten Ecken des Kleiderschranks nach Handgranaten zu suchen. Ein ziemlich rasanter Aufstieg für einen blutigen Anfänger. Vor dem Abflug hatte Jonathan auf Connor eine ganze Batterie Fragen abgeschossen: Warum kümmerten sich die Verantwortlichen an der Spitze der Regierung nicht selbst um die Angelegenheit? Warum übernahmen die Delta Force oder die Navy SEALs nicht Jonathans Job? Und warum bombardierten sie nicht einfach Balfours Anwesen mit einem Bunker-Buster oder einem Daisy-Cutter oder wie auch immer die Dinger hießen, mit denen in einem Umkreis von anderthalb Kilometern alles in Schutt und Asche gelegt werden konnte, und schafften damit das Problem ein für alle Mal aus der Welt? Und Connor hatte mit festem Unterton in der Stimme eine Begründung geliefert, die Jonathan sofort einleuchtete: »Weil uns dafür die Zeit fehlt.«
Der Chirurg wurde auf den Plan gerufen, um im Interesse einer ganzen Nation eine lebensrettende Maßnahme durchzuführen.
Jonathan bestellte sich noch einen letzten Wodka. Die Stewardess, eine dunkelhäutige Schönheit aus Wales, die die braune Emirates-Uniform mit dem roten Pillbox-Hütchen auf dem Kopf trug, beugte sich zu ihm hinunter und reichte ihm eine frisch gefüllte Schale mit warmen Rauchmandeln.
»Bleiben Sie länger in Dubai?«, erkundigte sie sich.
»Nein«, erwiderte er. »Ich fliege heute nach Islamabad.«
»Schade.« Mit einem bezaubernden Lächeln wandte sie sich wieder ihren Pflichten zu.
50.
Am Sitzplatz von Frank Connor erkundigte sich keine hübsche Stewardess, ob er gerne noch einen Wodka oder ein Schälchen mit warmen Rauchmandeln hätte. Einsam hockte Connor in der dunklen Kabine eines geliehenen Learjets und stopfte sich den Rest eines Baby-Ruth-Schokoriegels in den Mund, den er anschließend mit einem Schluck Diät-Coke hinunterspülte. Unter ihm war nur die hell erleuchtete Landebahn des Dulles International Airports zu erkennen. Der Rest der Landschaft
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