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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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bringen mich darauf.«
    »Drei Dinge, sagen Sie? Dann achten Sie beim Erzählen gut auf die Reihenfolge, Frau Wäns. Das kann der springende Punkt sein.« Gerade sehe ich in einem Nebelloch sehr deutlich sein Gesicht. Es hat den gespannten Ausdruck von früher, wenn er den Knobelbecher rüttelte und auf den Tisch stülpte, noch ohne die Würfel aufzudecken.
    Das mit den Schüssen ist nicht die Wahrheit, allerdings eine unverfängliche Überleitung, hoffe ich. »Eins weiß ich immerhin, jedesmal ist dabei aus etwas Heiterem etwas Betrübliches geworden. Von der Wanderung mit Sabine, Finnland und mir, bei der wir alle so guter Stimmung waren, habe ich Ihnen irgendwann schon erzählt. Erinnern Sie sich? Plötzlich tauchte eine Gruppe von Grüngekleideten auf. Sie winkten uns fröhlich von ihrem Jeep aus zu, alle mit roten, fidelen Gesichtern. Sie waren, was wir nicht ahnten, unterwegs in einer Treibjagd auf Feldhasen,mit großem Erfolg, wie wir dann später sahen. Herr Scheffer, Sie antworteten daraufhin mit einer Statistik über das gewaltige Aufkommen der Plagegeister, ich meine die langohrigen, vierbeinigen. Was ich aber begreifen möchte, ist unser übertriebener Ekel vor den Ausdünstungen der Männer nach der Jagd. Der eben noch so lustige Finnland erbrach sich sogar verschämt am Wegesrand. Wie sie glänzten, prall vor Lebenslust und auf der anderen Seite die Hasen, die auf dem Wagen an den Gestängen hingen, tote Lappen aus Fell, Krawatten, nie lebendig gewesene Gegenstände, Herr Scheffer, als hätte man sie maschinell am Fließband fabriziert.«
    »Verdammt«, ruft Hans. Er hat sich das schöne, für Anada gekaufte Jackett an einer der in dieser Gegend sehr kräftigen, richtig bösartigen Brombeeranken zerrissen, lacht dann aber im Nu auf. »Macht nichts, ist sowieso egal. Weiter, Frau Wäns! Nichts Neues bis jetzt von Ihrer Seite.«
    Holterhoff mit seinem Pfeffer-und-Salz-Sakko für seine mollige Miezel hatte mehr Glück.
    »Warten Sie! Man muß es mit den anderen Momenten vergleichen. Jetzt aber, entschuldigen Sie. Es soll Ihnen nicht zu nahegehen. Es handelt sich ja nun um Ihren Freund Hehe.«
    »Egal, keine Sorge. Los, Fortsetzung bitte! Wenn Sie mir Umstände machen, sage ich: Halt!« brummt Hans. »Nebenbei, Frau Wäns, kostenlos eine kleine Überlebensweisheit: Man muß, in Gefühls- und Phantasiedingen, immer irgendwann energisch einen Schlußpunkt setzen, sonst ist es aus mit der Freude an Essen, Trinken und vor allem am Undsoweiter.«
    Weiß ich das denn nicht? Besser als er?
    Mut also, Frau Wäns. »Damals, im Frühling, als Sie im nördlichsten Amerika, in Alaska waren, aber das wußte ja keiner von uns und ob Sie zurückkommen würden zu uns auch nicht, und als Sie uns im Tristanweg so fehlten, Herr Scheffer, da hat uns ihr Freund Wilhelm Hehe mit seinem dröhnenden Gelächter aufzuheiternversucht, obschon er selbst ja erst recht traurig war und es ihm schwergefallen ist, denn er stand Ihnen so nahe, ich meine, umgekehrt, Sie ihm, aber trotzdem war es mit einigen von uns nicht anders. Herr Scheffer, Herr Scheffer, sind Sie noch da? Ich höre und sehe Sie nicht mehr.«
    »Hier.«
    »Ja, ich verhaspele mich, möchte auch kein falsches Wort sagen und Sie nicht verletzen. Es kam ja alles nur, weil Sie uns in Wahrheit so fehlten. Sehen Sie mir das nach, und vergessen Sie das bitte nicht. So fehlten, sagte ich? Ein Trauerspiel, nur sollte es keiner merken, wir verstellten uns gar nicht schlecht voreinander, damit die gewohnte Fröhlichkeit herrschte. Und doch wurde Iris Steinert an einem Aprilabend regelrecht hysterisch und reizte durch eine dumme Bemerkung ihren Freund, als wollte sie Ihren Stellvertreter beleidigen. Da hat er mitten in die Plauderatmosphäre hinein wegen ihrer Leichtfertigkeit vom Verfüttern von Tiermehl an Schlachttiere erzählt und dann ausführlich von der fürchterlichen Praxis in den Schlachthöfen und den Verwertungskategorien dort. Alles Sachen, die in Ihrer Anwesenheit an unseren Abenden selbstverständlich verboten waren. Wir wußten ja auch, warum, und liebten deshalb unsere Treffen so. Sie wollten nicht den üblichen geselligen Katastrophenaustausch bei Suppe und Braten. Herr Scheffer, sind Sie noch da?«
    »Hier!«
    »Ihr Freund hatte schon einmal in Ihrem Beisein mit Krämpfen bei uns auf dem Boden gelegen, Sie erinnern sich bestimmt. Diesmal handelte es sich um was anderes. Er ist ganz unvermittelt in großen Schmerzen, in Panik und einer entsetzlichen Atemnot zum

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