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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Nigger natürlich. Ichhabe dieses Wort immer gehasst. Und ich habe nie verstanden, warum man mit einer schwarzen Hautfarbe kein vollwertiger Mensch sein soll.« Er blickte auf seine Pizza. »Ich … Leute wurden verprügelt, weil sie öffentlich für einen Afroamerikaner eingetreten sind. Ein ganzer Pulk von Klansmännern. Die hätten sie auch aufgehängt, wenn nicht …« Er unterbrach sich mitten im Satz. »Entschuldigen Sie bitte. Darüber wollte ich eigentlich gar nicht sprechen. Ich … es tut mir leid, Alessa, furchtbar leid.«
    Sie blickte ihn voller Mitgefühl an, spürte instinktiv, dass er die Wahrheit sagte, und wusste jetzt, dass er den Unfall nicht inszeniert hatte, um sie auszuhorchen. Selbst als Journalist würde er sich so ein falsches Spiel niemals erlauben. Das taten nur Reporter von Klatschblättern, und die wären ganz anders mit ihr umgegangen.
    David war anders, in jeder Hinsicht, äußerlich etwas schlampig und künstlerhaft, innerlich voller Gefühl und Aufrichtigkeit, alte Schule, wenn man so wollte, ein Mann, der sie schon jetzt beeindruckte. Er hatte etwas in ihr ausgelöst, was sie sogar Mike vergessen ließ. Was sie alle Männer vergessen ließ, die sie jemals gekannt hatte.
    Was war bloß mit ihr los?
    »Alessa.« Er war mit seiner Pizza fertig, hatte nur ein Stück vom Rand auf dem Teller liegen lassen. Schüchtern griff er nach ihren Händen. Sie ließ es geschehen. »Ich bin froh, dass ich Sie … dass ich dich kennengelernt habe. Du bist was Besonderes.«
    »Danke, David.«
    Alessa wurde rot und senkte rasch den Blick. Sie war ein wenig verlegen und froh, dass ihnen niemand zusah. Auf dem Abschlussball hatte sie sich ähnlich gefühlt.
    »Wenn du mit dem Mord an Angie Rydell zu tun hast, musst du vorsichtig sein«, warnte David. Er wurde plötzlichsehr ernst. »Ich beschäftige mich sehr oft, eigentlich immer mit der Vergangenheit und weiß, dass sich Geschichte oft wiederholt. Jeremy Hamilton wurde für den Mord an Helen Rydell verurteilt, aber er hat mindestens vier weitere Morde begangen. Es könnte sein, dass der Mörder von Angie Rydell das Gleiche vorhat. Ich befürchte, dass er auch die vier anderen Morde kopieren könnte und sich auch an den Nachfahren dieser Opfer vergreift.«
    »Das weiß ich, David.« Sie sprach ungern über ihre Arbeit und durfte über den Stand ihrer Ermittlungen ohnehin keine Auskunft geben. Doch sie hatte nicht das Gefühl, dass er darüber etwas wissen wollte. Er schien ihr eher etwas mitteilen zu wollen.
    »Der zweite Mord«, David beugte sich zu ihr hinüber, »zählte damals gar nicht als Mord. Neger … ich meine, Afroamerikaner hatten damals keine Rechte, und wer sie umbrachte, machte sich in den Augen der Öffentlichkeit nicht schuldig. Die Geschworenen waren alle weiß, die hätten den Mörder eines … Afroamerikaners niemals verurteilt.«
    »Ich weiß, David. Ich weiß.«
    »Aber was passiert, wenn sich der Mörder von Angie Rydell auch an den Nachfahren von Abraham Middleton vergreift? Bei dem Mord an Abe waren mindestens zehn Klansmänner dabei, alle in weißen Kutten und mit weißen Kapuzen. Ich weiß, dass ein Lehrer und ein Tankwart darunter waren, und ich war nahe daran, beweisen zu können, dass Jeremy Hamilton ihr Anführer war. Wenn der neue Mörder so wie damals vorgehen will, muss er zehn Klansmänner finden. Wo findet er die? Und wen will er umbringen? Abraham Middleton hatte keine Kinder. Seine einzigen Angehörigen sind sein Bruder und sein Neffe. Sein Bruder heißt Moses Middleton und arbeitet als Hausmeister in einem Kaufhaus in Hardeeville, South Carolina,sein Neffe Homer Middleton lebt auf einer Farm nördlich von Meldrim. Wen sucht sich der Mörder als Opfer aus? Moses? Homer? Die Cops müssen den Mord unbedingt verhindern.«
    Alessa blickte ihr Gegenüber entgeistert an. »Woher … woher weißt du das alles, David? Das hört sich fast so an, als hättest du damals schon gelebt. Und warum interessierst du dich so für die Morde des Ku-Klux-Klan?«
    Er lächelte versöhnlich. »Ich wollte dich nicht erschrecken, Alessa. Aber ich bin manchmal so in meine Arbeit vertieft. Anstatt dass ich froh bin, von einer so hübschen Frau eingeladen zu werden, langweile ich dich mit meinen Mordgeschichten. Ausgerechnet eine Staatsanwältin, die den ganzen Tag mit Mord und Totschlag zu tun hat. Es tut mir leid, Alessa. Es ist nur … als ich von dem Mord an Angie Rydell hörte, kam alles wieder hoch. Meine Nachforschungen, meine ich …«

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