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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Jacke aus, warf sie über das Treppengeländer und hatte gerade die oberste Stufe erreicht, als lautes Splittern die nächtliche Stille durchbrach.
    Entsetzt fuhr sie herum. Das Fenster im Wohnzimmer, jemand hatte die Scheibe eingeworfen! Sie rannte nach unten, vorbei an dem Kater, der ebenfalls erschrocken war, und riss die Wohnzimmertür auf. Auf dem Teppich lag ein faustgroßer Stein. Keine eingewickelte Nachricht wie in manchen Krimis, nur der nackte Stein. Eines der Fenster war zersplittert, die Scherben lagen weit verstreut auf dem Boden.
    Von draußen drang lautes Motorengeräusch herein. Sielief zum Fenster und blickte durch das zersplitterte Glas, sah einen dunklen Wagen mit einem Mann am Steuer nach Südwesten davonfahren. Ohne zu zögern, rannte sie aus dem Haus und stieg in ihren BMW. Mit aufheulendem Motor folgte sie dem Wagen, einem unscheinbaren Ford Taurus. »Na warte!«, rief sie aufgebracht.
    Sie war viel zu wütend, um darüber nachzudenken, was sie tat. Der Kerl in dem Taurus hatte ihr Fenster eingeworfen, da war sie ziemlich sicher, aber was würde geschehen, wenn sie ihn erwischte? Würde er gewalttätig werden? Würde er das Unschuldslamm spielen und behaupten, niemals einen Stein geworfen zu haben? Man würde ihm nichts beweisen können, das müsste sie als Staatsanwältin eigentlich wissen. Aber sie war in diesem Augenblick zu keinem klaren Gedanken fähig, war nur darauf erpicht, den Übeltäter zu erwischen.
    Wie durch Zauberhand war die Müdigkeit von ihr abgefallen. Sie war plötzlich hellwach, als hätte sie die ganze Nacht geschlafen und einen doppelten Espresso getrunken, bevor sie losgerast war. Dieser Mistkerl würde ihr nicht entkommen. Ungestraft warf keiner ein Fenster bei ihr ein. Wütend trat sie auf das Gaspedal.
    Dass es auch genügt hätte, sich die Nummer des Rabauken zu merken und die Polizei anzurufen, fiel ihr erst später ein. Sie wollte den Typen zur Rede stellen. Er hatte sicher nicht vermutet, dass sie noch angezogen war und sofort losfahren würde.
    Sein Vorsprung betrug höchstens einen Block. Sie war eine gute Fahrerin und hatte einen Wagen mit starkem Motor, aber auch der Fremde verstand es, einen Wagen zu lenken, und schlug mehrere Haken, um zu verhindern, dass sie ihn überholte. Wie ein Rennfahrer, der seine Verfolger blockieren will, pendelte er von links nach rechts undbog so plötzlich in eine Seitenstraße ab, dass Alessa daran vorbeischoss und zurücksetzen musste, um ihm folgen zu können.
    Außer ihnen schien niemand in der Altstadt unterwegs zu sein. Lediglich ein älterer Mann, der anscheinend nicht schlafen konnte, führte seinen Hund spazieren und schüttelte drohend eine Faust, als sie an ihm vorbeirasten. In einem Fenster ging das Licht an. Besonders Alessa fuhr hochtourig, ließ den Motor immer wieder aufheulen und holte das Äußerste aus ihrem BMW heraus. Nur in wenigen Sekunden war sie dem Übeltäter wieder dicht auf den Fersen.
    Obwohl sie bis auf eine Wagenlänge an ihn herankam, erkannte sie den Flüchtigen nicht. Selbst im Scheinwerferlicht ihres Wagens war er nur schemenhaft zu erkennen. Er drehte sich nicht zu ihr um, vielleicht hatte er Angst, dass sie sein Gesicht sah, er konzentrierte sich ganz darauf, einen entscheidenden Vorteil herauszuholen und ihr davonzufahren. Ein Mann, so viel konnte sie erkennen, mehr auch nicht. Zwischen dreißig und sechzig.
    Er brauste in eine schmale Gasse und jagte zwischen den parkenden Wagen hindurch. Die Lichtkegel seiner Scheinwerfer strichen über die eisernen Zäune der historischen Villen zu beiden Seiten. Sie hatte sich längst die Nummer seines Wagens eingeprägt, wusste aber auch, dass ihr die nicht viel weiterhelfen würde. Der Aufkleber direkt daneben kennzeichnete den Ford Taurus als Mietwagen. Wenn der Täter den Wagen mit falschen Papieren gemietet hatte, würde man ihn nie ausfindig machen. Oder war sie einem Urlauber auf den Fersen, der sich einen schlechten Scherz erlaubt hatte? Einem Hinterwäldler, der ein paar Bierchen zu viel getrunken hatte?
    Wenn es so war, hatte er noch einiges zu bieten. In einemrasanten Drift, der auch in einen James-Bond-Film gepasst hätte, bog er nach rechts in die Oglethorpe Avenue ab und gab Vollgas, anscheinend fest entschlossen, endgültig das Weite zu suchen.
    Alessa war immer noch fest entschlossen, ihn einzuholen, und ließ nicht locker. Verbissen kämpfte sie sich bis auf einen halben Block an ihn heran, scherte nach links aus, um ihn zu überholen,

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