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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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drückte die weinende und vor Panik zitternde Frau fest an sich. Dies ist die Strafe für meine Sünden, durchfuhr es ihn, der Herr schickt mir Feuer und Verderben, um mich für meine Sünden büßen zu lassen. Doch er sagte: »Es wird alles gut, Mary, der Herr wird sich unserer annehmen. Gott liebt uns, Mary, er liebt uns so sehr, dass er uns zu sich holt!«
    Doch sie wollte davon nichts wissen, riss sich von ihm los und stieß einen verzweifelten Schrei aus, der Keane durch Mark und Bein ging. »Nein!«, schrie sie unter Tränen. »Ich will noch nicht sterben!«
    Von draußen drang höhnisches Gelächter herein. Ein Lachen, das auch sein Vater kurz vor seinem Tod gehört haben musste, dachte Keane. Der Killer war verrückt, ein eifernder Spinner, der den Ku-Klux-Klan aus der Versenkung zu holen glaubte, indem er die Nachkommen der einstigen Opfer tötete. Ein Verrückter, ein Wahnsinniger.
    Mary kroch auf allen vieren zur Tür, doch sie kam nur wenige Schritte weiter. Eine Feuerwalze rollte über sie hinweg und ihr Schluchzen erstickte in dem lodernden Feuer. Keane folgte ihr stöhnend, brach ebenfalls zusammen und spürte, wie er immer tiefer im Abgrund der Hölle versank.
    Er streckte seine Hand nach seiner sterbenden Geliebten aus und sein Blick wanderte nach oben. »Herr, wir bereuen unsere Sünden! Zeige uns deine Gnade und nimm uns in deinen Himmel auf !« Das Feuer griff auf seinen Körper über. »Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme …«
    Die Flammen verschluckten seine Worte und er starb an Marys Seite. Er hörte nicht, wie der Killer lachend in seinen Wagen stieg und davonfuhr.

33
    Die Überreste der Hütte glühten noch, als Jenn und Harmon um ein Uhr früh am Tatort eintrafen. Ein junges Farmer-Ehepaar, das von einem Kinobesuch in Savannah zurückgekehrt war, hatte das brennende Haus entdeckt und die Polizei angerufen. Der Sheriff und einer seiner Deputys, die Detectives, die Keane aus den Augen verloren hatten, die Crime Scene Unit, der Gerichtsmediziner und der Lieutenant und Agent Sunflower waren bereits dort.
    »Das kommt davon, wenn man über eine Viertelstunde braucht, um sich von seiner Frau zu verabschieden«, lästerte Jenn. Sie parkte hinter den anderen Wagen. »Man könnte denken, ihr seid noch in den Flitterwochen.«
    »Und ich hab’s langsam satt, ständig Überstunden machen zu müssen, nur weil du nicht genug kriegen kannst. Warte mal ab, bis du verheiratet bist, dann hast du auch keine Lust mehr, überall deine Nase reinzustecken.«
    Sie stieg aus und schlug die Tür zu. »Hab ich alles schon ausprobiert, Harmon. Nach zwei Monaten hatte ich die Schnauze voll. Ich tauge nicht für die Ehe.«
    »Bis der Richtige kommt.«
    »Blödsinn.«
    Sie gesellten sich zu den anderen und wurden von Jonas, einem der beiden anderen Detectives, auf den neuesten Stand gebracht: »Zwei Leichen. Father Roy Keane junior und Mary Levitt, die Ehefrau eines Nachtklubbesitzers. Die Kollegen von der Spurensicherung konnten sie nur anhand ihrer Wagen identifizieren. Anscheinend hatten die beiden ein Verhältnis. Der Ehemann war auf Geschäftsreisein Chicago und ist schon auf dem Rückweg.« Er grinste schwach. »Wird ihm nicht besonders gefallen, dass seine Frau es mit einem Pfarrer getrieben hat. Ein Geistlicher und die Frau eines Nachtklubbesitzers, das hab ich noch nie erlebt.«
    Sie näherten sich dem niedergebrannten Haus, sahen die Kollegen von der Spurensicherung mit Schutzmasken in den Trümmern herumstochern.
    »Von den beiden ist nicht viel übrig. Brandstiftung. Der Benzinkanister liegt noch im Gras. Keine Fingerabdrücke, so viel wissen wir schon. Der Täter trug Handschuhe. Muss ein qualvoller Tod gewesen sein.« Er starrte in den qualmenden Trümmerhaufen. Wäre eine Bombe in das Haus eingeschlagen, hätte es nicht schlimmer aussehen können. »Wir hätten besser auf ihn aufpassen sollen, dann wäre das nicht passiert. Aber woher sollten wir ahnen, dass er sich heimlich aus dem Haus schleicht, um sich mit einer Geliebten zu treffen? Er hat die Bedrohung wohl nicht ernst genommen.«
    »Oder er war so verliebt, dass er das Risiko bewusst eingegangen ist. Ziemlich verantwortungslos, wenn ihr mich fragt. So seid ihr Männer eben.«
    »Klischees, alles nur Klischees.«
    Der Lieutenant und der FBI-Mann waren näher getreten und beendeten damit den kleinen Schlagabtausch. Jenn begrüßte die beiden Männer: »Guten Abend, Lieutenant! Special Agent Sunflower!

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