Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
irgendwie ist es seltsam, dass alle zur gleichen Zeit in Escondido waren wie Kainda. Wie haben die Verbrecher sie überhaupt gefunden?“
„Zumindest nicht mit Hilfe der Sender, die der Jäger ihnen eingepflanzt hatte. Die hat Coyle damals vernichtet.“
Finn wurde blasser. „Meinst du, sie könnten noch mehr Sender an sich haben?“
Torik blickte grimmig drein. „Möglich, aber dann wären sie schon längst Jamilas Signal gefolgt und hier aufgetaucht.“
„Wie können wir uns dagegen schützen? Es kommt mir plötzlich vor, als wäre die ganze Welt hinter uns her, als wären wir nirgends mehr sicher.“
Torik erwiderte nichts, aber seinem Gesichtsausdruck konnte Finn ansehen, dass er ähnlich dachte.
28
Es kam Ryan vor, als hätte die Schotterstraße mehr Löcher als Fahrbahn, besonders nachdem er seit Stunden unterwegs war. Trotz seiner Unruhe war es ihm gelungen, auf dem langen Flug zu schlafen, sodass er gleich nach seiner Ankunft am Flughafen Windhoek mit einem Mietwagen losfahren konnte. Glücklicherweise hatte er einen Jeep mit Allradantrieb genommen und war bisher aus jeder Kuhle wieder herausgekommen. Es gab etliche Auswilderungsprojekte in Namibia, doch die meisten hatte er wieder von seiner Liste streichen können, weil dort – laut telefonischer Auskunft – kein Leopard angeliefert worden war. Das einzige andere in Frage kommende Projekt in der Nähe von Windhoek hatte er bereits besucht und festgestellt, dass Etana dort nicht war. Das wäre vermutlich auch zu einfach gewesen.
Also war er nun zu der am weitesten entfernt liegenden Auswilderungsstation unterwegs, bei der man ihm telefonisch keine Auskunft über den derzeitigen Tierbestand geben wollte. Was ihn hatte hellhörig werden lassen. Wieso machten die so ein Geheimnis daraus? Er hoffte jedenfalls, dass er die Leiterin in einem persönlichen Gespräch davon überzeugen konnte, wie wichtig es ihm war, Etana zu finden. Immerhin war ihm am Flughafen Windhoek eine Tierlieferung aus Los Angeles bestätigt worden.
Während der Wind warm über seine Haut strich und die exotische Landschaft Namibias an ihm vorbeiflog, richteten sich Ryans Gedanken nach innen. Die Vorstellung, was Etana in den letzten Tagen durchgemacht haben musste, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Ob sie sich freute, jetzt wieder in ihrer Heimat zu sein? Ryan konnte nur hoffen, dass sie in guten Händen war und für sie gesorgt wurde, bis sie das wieder selbst konnte. Entschlossen biss er seine Zähne zusammen. Was er auch dafür tun musste, Etana sollte wieder in Freiheit leben. Auch wenn er sie danach nie wiedersehen würde.
Er hatte auf dem Flug viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, warum es ihm nicht gelang, Etana als Tier zu sehen, und wie es sein konnte, dass er etwas für sie fühlte, das eigentlich gar nicht sein durfte. Dummerweise war er immer noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Vielleicht sollte er es einfach akzeptieren und sein Leben weiterführen wie gehabt.
Bevor er weiter grübeln konnte, kam Ryan zu einer Abzweigung, an der ein kleines Schild angebracht war. Shapes of Life Project. Das war es. Aufregung breitete sich in ihm aus, als er abbog. Der Weg war schmaler und vor allem noch holperiger, sodass er weiter abbremsen musste. Es fiel ihm schwer, seine Ungeduld zu zügeln, während er auf die Gebäude zukroch, die in weiter Ferne am Horizont auftauchten. Vermutlich war es sinnvoll, wenn eine Auswilderungsstation in der Wildnis lag, aber für Besucher war es ziemlich mühsam.
Ryans Herz begann bei der Vorstellung, Etana vielleicht schon in wenigen Minuten wiederzusehen, heftig zu klopfen. Er wischte die feuchten Hände an seiner Jeans ab, bevor er sie wieder um das Lenkrad legte. Gott, er war nervöser als bei sämtlichen Verabredungen mit Frauen in der Vergangenheit. Was daran liegen könnte, dass er diese zwar gemocht hatte, sie ihm aber nie so wichtig gewesen waren wie Etana schon nach wenigen Tagen. Und das, obwohl sie ein Tier war. Oder wie Kainda, was auch immer sie war, Wirklichkeit oder Traum.
Als er merkte, dass sich seine Gedanken schon wieder im Kreis drehten, biss Ryan die Zähne zusammen, parkte den Wagen vor einem Gebäude und stieg aus. Heiß brannte die Sonne auf seinen Nacken, doch er merkte es kaum. Sein Blick war auf einen Mann gerichtet, der gerade aus dem Gebäude kam und auf ihn zuging. Der Schwarze nickte ihm höflich zu, sagte aber nichts.
Ryan stellte sich ihm in den Weg, als er vorbeigehen wollte. „Hallo,
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