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Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Titel: Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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verstanden. Kopfschüttelnd beugte er sich über das Bein und betrachtete die Wunde. Sie war nicht ganz so gut verheilt wie die über den Rippen, aber das war zu erwarten gewesen, denn der Knochen hatte die Haut durchstoßen, und es würde länger dauern, bis die genähten Muskeln und Sehnen wieder zusammenwuchsen. Aber dafür, dass erst sechsunddreißig Stunden vergangen waren, verlief die Heilung geradezu fantastisch schnell.
    Sanft massierte Ryan die Salbe auf die Naht und spürte erneut, wie Etana zuckte. Beruhigend legte er seine Hand auf ihre Schulter. „Ich bin gleich fertig.“ Vorsichtig wickelte er den neuen Verband um die Schienen und befestigte sie damit am Bein. „So, das wäre geschafft.“ Er packte seine Utensilien zusammen und stellte sie auf den Boden außerhalb des Käfigs.
    Etana hob den Kopf und sah ihn an. Ryan beugte sich vor und kraulte sie hinter dem Ohr. „Es sieht alles sehr gut aus, du bist bald wieder fit.“ Ein leises Schnurren antwortete ihm. „Und, hast du Hunger?“
    Bevor er reagieren konnte, schnappte Etana nach seiner Hand und schloss ihre Zähne darum. Nach dem ersten Schreck erkannte er, dass sie ihn nicht verletzen wollte, sondern nur mit ihm spielte. Ihre Zunge kitzelte an seiner Handfläche, ihre Reißzähne schabten über seine Haut, als wollte sie an ihm knabbern. Wärme stieg in ihm auf, als er erkannte, dass Etana sich anscheinend an ihn gewöhnt hatte und ihn nicht mehr als Feind ansah. Mit einem Lachen zog er seine Hand zurück, während er ihr gleichzeitig über den Kopf strich. Ihre Augen schlossen sich bis auf schmale Schlitze, ihre raue Zunge glitt über sein Handgelenk.
    „Ja, ja, schon gut, ich habe verstanden. Dein Futter kommt sofort.“ Ryan wandte sich zur Käfigtür um.
    Ein Laut drang aus Etanas Kehle, der beinahe protestierend klang. Er drehte sich noch einmal zu ihr um, doch sie hatte die Augen geschlossen und sah nicht so aus, als wollte sie ihm irgendetwas mitteilen. Wenn er noch seine Abendrunde drehen wollte, musste er sich beeilen. Rasch schloss er die Käfigtür und schob den Riegel davor, bevor er einen letzten Blick auf Etana warf und widerstrebend den Raum verließ. Es wurde Zeit, mal wieder zu Hause nach dem Rechten zu sehen und auszuprobieren, ob sein Bett noch an seinem Platz stand. Nach einer ruhigen, ungestörten Nacht würde er vielleicht einiges klarer sehen und verstehen, warum er so seltsam auf die Leopardin reagierte. Und zu überlegen, wie es sein konnte, dass Etana ihn verstand, wenn er etwas zu ihr sagte.

 
    8
    „Das ging ja schnell.“ Sonya empfing Ryan bereits in der Tür, als er von seiner Runde zurückkam.
    „Weil es den Patienten zum Glück erstaunlich gut ging.“ Die Elefantenkuh belastete den Fuß wieder, den er heute Morgen behandelt hatte, und auch mit dem Dik-Dik schien so weit alles in Ordnung. Deshalb war Ryan nicht mehr gezwungen gewesen, in die Gehege zu gehen. Stattdessen hatte er einige Minuten die Ruhe und die für November erstaunlich warme Luft genossen. „Hast du Etana schon gefüttert?“ Sonya hatte ihm angeboten, das Futter vorzubereiten, während er seine Abendrunde machte, aber insgeheim hoffte er, es Etana noch selbst geben zu können.
    Sonya schüttelte den Kopf. „Ich wollte ihr den Napf reinstellen, aber sie hat mich angesehen, als wollte sie stattdessen mich auffressen, deshalb überlasse ich das lieber dir.“
    „Wie nett.“ Ryan schnitt eine Grimasse. Etana schien sich wieder von ihrer besten Seite präsentiert zu haben. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sie das bei den Tierpflegern absichtlich machte, um nur von ihm versorgt zu werden. Vermutlich reine Einbildung, weil er so von der Raubkatze fasziniert war und das Gefühl nicht loswurde, dass sie etwas Besonderes war. „Ich kümmere mich darum.“
    „Warte, ich hole den Napf.“ Sonya verschwand in der Küche und kam gleich darauf wieder mit der Schüssel heraus. „Wenn du mich nicht mehr brauchst, gehe ich jetzt.“
    „Mach das, ich komme zurecht. Wer hat Nachtdienst?“
    „Peter. Er müsste gleich hier auftauchen.“
    Ryan strich durch seine Haare. „Könntest du ihm sagen, dass er bitte ab und zu bei Etana reinschaut und kontrolliert, ob es ihr gut geht?“
    „Natürlich.“ Sonya schlang den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter. „Bis morgen dann.“
    „Schönen Feierabend.“
    Sonya winkte noch einmal und verließ das Gebäude. Bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, war Ryan schon auf dem Weg zum Aufwachraum.

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