Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
drehte er den Wasserhahn auf und spritzte sich eiskaltes Wasser auf Gesicht und Brust. Der Schock dämpfte seine Erregung etwas, doch seine Verwirrung schwand nicht. Ryan trocknete sich ab und hängte das Handtuch an den Haken neben ihm. Als er dabei in den Spiegel sah, weiteten sich seine Augen. Was zum Teufel …? Er drehte den Rücken weiter zum Spiegel und sah über die Schulter. Das waren eindeutig Spuren von Fingernägeln auf seiner Haut, und es gab keinen Weg, wie er sich die Kratzer selbst beigebracht haben konnte. Wie erstarrt stand er da, die Hände auf das Waschbecken gestützt, während das Blut aus seinem Kopf wich. Er hatte doch nicht wirklich mit einer wildfremden Frau geschlafen, oder? Wenn es sie gab, musste er sie unbedingt finden, damit sie ihm erklärte, warum sie das getan hatte. Und um sie in seine Arme zu schließen und dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.
Abrupt richtete Ryan sich auf, als ihm eine Idee kam, wie er die Wahrheit herausfinden konnte: Er würde Etana fragen. Sie konnte vielleicht nicht reden, aber wenn er sie fragte, ob eine Frau hier gewesen war, würde sie ihm auf ihre Art antworten. Zufrieden, eine Möglichkeit gefunden zu haben, der Wahrheit näher zu kommen, verließ er das Bad und begab sich auf die Suche nach Etana. Seine nackten Füße verursachten kein Geräusch, als er ins Wohnzimmer ging. Doch Etana lag nicht auf dem Sofa, wie er es erwartet hatte, und war auch sonst nirgends zu entdecken.
„Etana?“
Keine Antwort. Es war mitten in der Nacht, und sie sollte eigentlich irgendwo liegen und schlafen. Zunehmend unruhiger schaute er auch in das Arbeitszimmer und wollte gerade in die Küche gehen, als er ein leises Geräusch von dort hörte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Also würde die Leopardin sich doch noch zeigen. „Komm schon, Etana, ich habe dich gehört, du kannst mit dem Versteckspiel aufhören.“
Totenstille.
„Etana?“
Ryan erhielt keine Antwort. Ein Prickeln in seinem Nacken warnte ihn, dass irgendetwas nicht stimmte. War sie vielleicht verletzt und hatte nur diesen einen kleinen Laut von sich geben können, in der Hoffnung, dass er sie hörte? Entschlossen stieß er die Tür zur Küche auf und erwartete fast, die Leopardin dort am Boden liegen zu sehen. Zögernd trat er ein, die Hand auf dem Lichtschalter, als unerwartet etwas schmerzhaft in seinen Rücken stieß. Ryan stolperte vorwärts in den dunklen Raum und konnte sich gerade noch am Tisch abfangen. Sofort wirbelte er herum, doch er sah nur noch einen großen dunklen Schatten, der in seine Richtung flog und ihn zu Boden riss. Der Geruch von kaltem Zigarettenrauch und billigem Aftershave löste bei ihm die Erinnerung an den Überfall in der Klinik aus. Aus Reflex trat Ryan zu, was bei seinem Angreifer ein schmerzerfülltes Grunzen auslöste, doch mit seinen nackten Füßen konnte er nicht genug Schaden anrichten.
Konnte es der Einbrecher aus der Klinik sein? O Gott, wenn er vielleicht auch für den Mord an Rivers und seiner Frau verantwortlich war, würde er sich diesmal nicht aufhalten lassen. Aber Ryan gab nicht auf, obwohl ihn Stiefeltritte in die Rippen und den Bauch trafen, es ging nicht nur um sein Leben, sondern auch um das von Etana. Hoffentlich hatte sie entkommen können!
Ryan schaffte es, einen Schlag gegen das Kinn seines Angreifers zu landen, doch das war nur ein Glückstreffer und hielt den Verbrecher nicht lange auf. Es machte ihn nur noch wütender. Mit einem wilden Fluch schlug der Mann auf ihn ein, doch Ryan wehrte die meisten Hiebe mit seinen Armen ab. Schließlich gelang es ihm, das Handgelenk des Angreifers zu packen, und er erstarrte, als er das Messer in dessen Hand sah. Es war offensichtlich, dass sein Gegner ihn schwer verletzen oder vielleicht sogar töten wollte. Angezogen, mit Schuhen und einer Waffe waren seine Chancen deutlich besser als Ryans. Doch Ryan kämpfte nicht für sich, sondern für Etana. Wenn er nicht mehr da war, wäre sie dem Verbrecher hilflos ausgeliefert. Sein Griff um das Handgelenk wurde noch fester, bis der Angreifer einen Schmerzenslaut von sich gab. Das Messer entfernte sich von seinem Körper. Gerade als Ryan dachte, er könnte ihn vielleicht doch besiegen, traf ein harter Gegenstand seine Schläfe. Ein letzter Gedanke durchzuckte ihn. Etana.
18
Kainda wollte sich gerade über den Zaun schwingen, als sie glaubte, ein Geräusch zu hören. Ihr Kopf fuhr zum Haus herum, doch es lag weiterhin im Dunkeln, nichts rührte
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