Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
Honig. „Magst einen Tee mit uns trinken?“, fragte ihre Mutter. „Nein!“ Paula war mit den Gedanken woanders. Sie lief nach oben. „Wer hat die denn gebissen?“, fragte Anna erstaunt. „Das ist sonst gar nicht ihre Art!“, stellte Lisbeth fest. Sie machte sich seit geraumer Zeit Gedanken um ihre älteste Tochter, die entgegen ihrem Wesen furchtbar unausgeglichen war. Das hatte bestimmt etwas mit den Mannsbildern zu tun, vermutete Lisbeth.
Paula hatte eine Idee. Sie fuhr den PC hoch und klickte sich ins Facebook. „Leon Kernberger“ gab sie ein. Sein Foto flimmerte ihr entgegen. Bei seinem Anblick blieb ihr fast das Herz stehen. Nun wusste sie endlich, wie sich wahre Liebe anfühlte. Sie klickte auf den Chat und versuchte Leon zu erreichen. Nichts. Abwesend starrte sie auf seine Seite. Plötzlich blieb ihr Blick an seinen „Infos“ hängen. Unter „Beziehungsstatus“ leuchteten ihr die Buchstaben „Single“ entgegen. Paula sog scharf die Luft ein. Was hatte das zu bedeuten? Bis gestern hatte er hier noch „in einer festen Beziehung“ eingetragen. Das konnte nicht sein. Unruhig lief sie im Zimmer hin und her. Sie versuchte nochmals das Handy – nur die Mailbox. Dann das Festnetz – es klingelte. „Kernberger!“, war die kurze Ansage am anderen Ende der Leitung. „Paula Bischopps. Guten Abend, Herr Kernberger. Könnte ich bitte Leon sprechen?“, fragte sie höflich.
„Moment bitte“, sagte Herr Kernberger kurz angebunden. Paula hörte seine Schritte, dann ein leises Murmeln. Leon musste also zu Hause sein. Im ersten Moment war sie darüber erleichtert, es war sicher nur irgendetwas dazwischen gekommen. „Mein Sohn ist im Moment leider nicht zu sprechen“, tönte es aus dem Hörer an ihr Ohr. „Aber es ist wichtig!“ Paula war verzweifelt. Was war geschehen? „Tut mir leid. Leon möchte nicht mit Ihnen sprechen. Auf Wiederhören.“ Es klickte. Der Hörer war aufgelegt.
***
Einen Tag später fand der Krampuslauf in Mühlenbach statt. Es war der Nikolaustag. Paula hatte keine Lust in den Ort hinunterzugehen, aber sie hatte als süddeutsche Meisterin versprochen, die Sponsoren des Laufes anzusagen. Das waren natürlich der Konsum und die Volksbank. Alle Vorsitzenden würden dabei sein. Der Schneeberger-Sepp, Rauweiler-Karl, Messmer-Johann – alle würden mit ihr auf der Bühne stehen. Sie
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