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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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suchte nur einen Hinweis. Einen Hinweis, der auf das nächste Ziel hindeutete, damit sie es räumen konnten. Damit sie ein paar Leben zu retten vermochten.
    Langsam zog er die oberste Schreibtischschublade auf.
    Nichts. In dem Schubfach lag der übliche Schreibtischkram: Kugelschreiber, Visitenkarten, ein Drahthefter, ein Lineal, eine Schere, verschiedene Notizzettel – nichts Ungewöhnliches.
    Er ließ die Schublade offen und wandte sich den anderen zu. Drei waren es, die unterste eine große Lade, die als Aktenschrank dienen konnte. Er öffnete vorsichtig die zweitoberste Schublade und achtete auf jeden noch so leichten Widerstand.
    Nichts. Drinnen war ein Paket Druckerpapier.
    Derek ließ sie offen und öffnete die dritte. Langsam.
    Altmodische Disketten. Stirnrunzelnd nahm Derek sie heraus und stopfte sie sich in die Jackentaschen.
    Die Aktenschublade. Er nahm den Griff und zog langsam. Widersetzte sie sich? Nur ganz leicht?
    Derek zögerte. Der Puls klopfte ihm in den Ohren. Ein bitterer, metallischer Geschmack füllte ihm den Mund. Adrenalin, wusste er. Jetzt oder nie.
    Er zog.
    SSSSSSSSSS! Plötzlich erhob eine aufblasbare Schlange den Kopf und tanzte, während sie gefüllt wurde.
    Derek trat zurück. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Die Aufnahme spielte sich ab. »Haha! Haha!«
    Er entspannte sich. Ganz wie im Büro in der Universität. Ein Markenzeichen. Ein Scherz.
    Die Aufnahme lief weiter. »Hau lieber ab! Hau lieber ab! Drei. Hau lieber ab! Zwo. Hau …«
    Die Arme über dem Kopf, sprang Derek zum nächsten Fenster.

48
    14.44 Uhr
    Agent Roger Kandling stand vor dem McNamara Federal Building. Etwas abseits befand sich eine hässliche Skulptur aus Schrottwagen. Er hatte die Stelle für die Presseerklärung sorgfältig so ausgesucht, dass dieses Kunstwerk nicht im Hintergrund zu sehen war. Ungefähr ein Dutzend Reporter standen vor ihm, und genauso viele Fernsehkameras waren auf ihn gerichtet. Kandling gefiel es, dass er im TV zu sehen sein würde. Er hielt es für gut möglich, dass die Publizität seiner Karriere nützte. Nur wünschte er sich, die Informationen, die er weiterzugeben hatte, wären nicht so heikel. Er wünschte, er hätte nicht das Gefühl, Matt Gray schützte seinen eigenen Hintern und würfe ihm, Kandling, als Rettungsring einen Anker zu.
    Kandling hob die Hände. »Ich bin Special Agent Roger Kandling von der Detroiter Außenstelle des Federal Bureau of Investigation. Ich habe eine Erklärung zu den Anschlägen mit Saringas abzugeben, zu der Fahndung nach einem Terroristen, der sich selbst die Schlange nennt, und der Schießerei vor dem Medical Center. Danach ist Zeit für Fragen.«
    Die Reporter sahen ihn gespannt an. Er räusperte sich. »Wie Sie wissen, hat ein Terrorist, der sich selbst als die Schlange bezeichnet, zwei Anschläge mit Sarin verübt. Der erste ereignete sich um acht Uhr im Boulevard Café auf dem West Grand Boulevard. Vorher hat es weder eine Warnung noch ein Ultimatum gegeben. Um zehn Uhr dreißig kontaktierte die Schlange eine Produzentin von WXYZ-TV, Channel 7, die sich am Schauplatz vor dem Boulevard Café befand. Mit elektronisch verzerrter Stimme verlangte die Schlange, dass bis elf Uhr fünfundvierzig drei Millionen Dollar auf ein Bankkonto auf den Bermudas überwiesen werden, oder mittags würde ein weiterer Gasanschlag ausgelöst.«
    »Hat das Bureau die Bank of Bermuda kontaktiert und irgendetwas über die Person herausgefunden, die das Konto eröffnet hat?«, rief ein NBC-Reporter.
    Ein Schwall von Fragen aller anderen folgte.
    Kandling hob die Hände und bat um Ruhe. »Wie ich sagte, werde ich eine Erklärung –«
    »War Agent McMillan die Schlange?«, fragte ein CNN-Reporter.
    Mehr Schreie. Kandling hatte das Gefühl, dass ihm die Dinge aus den Händen glitten. Winzige Krallen der Panik umfassten sein Herz und drückten zu. Er musste die Kontrolle zurückerlangen.
    Jemand anderes brüllte: »Hat das Bureau außer Frank McMillan noch andere Personen unter Verdacht?«
    Er stürzte sich auf die Frage und wies auf die Reporterin, eine blonde Frau von Fox. »Das Bureau ermittelt gegen eine Reihe von ›Personen von Interesse.‹ Einer davon ist …« Er zögerte. Es war schlecht. Er hatte es zuvor gewusst und wusste es jetzt. Doch sie musterten ihn alle derart bohrend, dass er nicht anders konnte, als den Satz zu beenden. »Einer davon ist Agent Derek Stillwater vom Heimatschutzministerium. Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, war Agent Stillwater

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