Gifthauch
sind viele.«
»Danke.« Er legte auf und wandte sich an Jill: »Fahren Sie rechts ran.«
Jill lenkte den Wagen auf einen freien Platz auf der Woodward Avenue vor einem Restaurant, das Union Street Station hieß. Derek lud mit dem Tablet-PC bereits die Dateien herunter.
»Wie …«
»SatellitenVerbindung«, erklärte er. »Okay, los geht's. Himmel, das sind dreiundsiebzig Stück.« Er klickte auf die Anhänge, allesamt Szenarien, die von der Arbeitsgruppe im Studienzentrum Biologische und Chemische Kampfstoffe als Terrorwaffe der Wayne State University erstellt worden waren. Klick, klick, klick. Eine nach der anderen ging er durch, so schnell er nur konnte.
»Wie spät ist es?«, fuhr er sie an.
»Eine Minute vor vier«, antwortete Jill hohl.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße … Da …!«
Die Datei hatte den Wortlaut:
Studienzentrum Biologische und Chemische Kampfstoffe als Terrorwaffe der Wayne State University
Szenarium 27: Mehrfache zeitversetzte Chemoterroranschläge und Notfallrettung in Detroit, Michigan
Zusammenfassung: Dieses Dokument legt das fiktive Szenarium mehrfacher zeitversetzter Chemoterroranschläge auf die Stadt Detroit und die Reaktionen des Katastrophenschutzes, der Polizeiorgane und der Notfallrettung dar. In diesem Szenarium wird in vierstündigem Abstand an mehreren Lokalitäten Sarin (siehe Waffenanalyse, Abschnitt 2.1.) freigesetzt. Erste Lokalität ist ein kleines Restaurant in der New Center Area, das Boulevard Café.
Der Anschlag erfolgt um Punkt 8.00 Uhr morgens (siehe Analyse der Lokalitäten, Abschnitt 3.4.1.). Genau vier (4) Stunden später, um 12.00 Uhr, findet ein Anschlag an der zweiten Lokalität statt, einem Hörsaal der Wayne State University in der Scott Hall (siehe Analyse der Lokalitäten, Abschnitt 3.4.2.). Wiederum vier (4) Stunden später wird der Anschlag an der dritten und letzten Lokalität …
61
16.00 Uhr
Scott Abrams, der Geschäftsführer des Greektown Casino, nahm den Telefonhörer ab. »Ja, bitte?«
»Sir, wir haben einen Anruf vom FBI erhalten. Sie … wir müssen das Casino räumen, Sir. Sofort!«
Abrams begriff etwas langsamer als wünschenswert gewesen wäre. »Ben? Was …?«
»Sofort, Scott! Ich gebe Alarm. Sofort!«
Abrams bemerkte die Dringlichkeit – fast Panik – in der Stimme seines Sicherheitschefs. »Dann los!«, rief er.
Fast im gleichen Moment ertönte eine Sirene. Mannomann , dachte Abrams. Ben muss den Finger im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Alarmknopf gehabt haben.
Lisa Mobly schob sich ohne anzuklopfen in sein Büro. »Was ist denn los?«
»Das weiß ich nicht. Ben sagt, das FBI hat angerufen.«
Sie wurde bleich. »Es ist vier Uhr.«
»Und?«
»Die Schlange …«
Abrams riss die Augen auf. »Raus hier. Alle raus. Alle!«
Sie rannten aus dem Büro und brüllten allen zu, auf der Stelle das Casino zu verlassen. Dies sei keine Übung.
Im Hauptgeschoss ließen die Leute widerstrebend ihr Geld liegen und stürzten zu den Türen. Sicherheitsleute mit angespannten Gesichtern leiteten die Menschen auf dem schnellsten Weg nach draußen. Sicherheitsteams eilten von Stockwerk zu Stockwerk und vergewisserten sich, dass alle zu den Ausgängen liefen.
Abrams, der sich durch die Menge schob und versuchte, Ben Lewin zu finden, hörte einen Schrei und fuhr herum. Er wurde von einer Angst überflutet, wie er sie noch nie verspürt hatte.
62
16.11 Uhr
Jill hielt den Wagen am Rand der Monroe Street an. Ein Detroiter Polizist eilte mit grimmigem Gesicht auf sie zu. »Bitte fahren Sie weiter«, knurrte er.
Jill zeigte ihren Ausweis. »Wo kann ich den Wagen abstellen?«
Der Cop besah sich den Ausweis und zeigte auf die Ecke. »Irgendwo da hinten. So eine Scheiße hab' ich noch nie erlebt.«
Jill nickte, machte kehrt und parkte in zweiter Reihe auf der Brush Street. Die Straßen Greektowns waren mit Menschen, Pkws, Feuerwehrwagen und Ambulanzen verstopft. Sie blickte zu Derek. »Können Sie gehen?«
»Ich versuche es.«
Er öffnete die Tür, stellte aber sogleich fest, dass er sein linkes Bein nicht mit vollem Gewicht belasten konnte. Er schüttelte den Kopf. »Doch nicht.«
»Warten Sie.«
Jill eilte davon und kam einige Minuten später mit einem Paar Krücken zurück.
Derek zog die Brauen hoch. »Wo haben Sie die denn her?«
»Krankenwagen.«
»Aha.« Er brauchte einen Augenblick, um sein Gleichgewicht zu finden, und sobald es ihm gelungen war, merkte er, dass er eigentlich nur eine Gehhilfe benötigte. Nach
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