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GK0077 - Der Blutgraf

GK0077 - Der Blutgraf

Titel: GK0077 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Augenblick sah sie nach draußen auf die graugrünen Wellenkämme. Dann irrte ihr Blick ab und blieb auf einem spitzen Brieföffner hängen, der auf dem Schreibtisch lag.
    Entschlossen krallten sich ihre Finger um den Griff.
    Sie würde Seymour mit dem Brieföffner töten. Schon stellte sie sich vor, wie das Blut sprudelte, wie…
    »Susan!« Seymours Stimme klang rauh, als er ihren Namen aussprach.
    Sie hörte, daß der Mann aufstand, sich ihr näherte.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
    Jetzt!
    Susan Miller kreiselte herum. Die Hand mit dem Brieföffner befand sich in Hüfthöhe.
    Blitzschnell stieß sie zu. Bis zum Heft drang die spitze Waffe in den Körper des Mannes.
    Für einen Moment stand Seymour Destry unbeweglich. Dann kam der heiße Schmerz. Ein mörderisches Brennen schien seine Eingeweide auseinanderreißen zu wollen. Seymours Augen weiteten sich entsetzt. Ein Ächzen entrang sich seiner Kehle. Er taumelte zurück.
    »Susan…«
    Mit zwei Schritten hatte Susan Miller ihr Opfer erreicht. Mit einem schnellen Griff zog sie den Öffner aus der Wunde und stieß noch einmal zu.
    Seymour Destry brach in die Knie. Es gab einen dumpfen Laut als er auf den Teppich fiel. Ein hellroter Blutstrom quoll aus der Wunde.
    Blut! Lebenssaft, den Susan brauchte, um existieren zu können.
    Breitbeinig stand sie über dem Sterbenden. Sie hatte die Oberlippe zurückgezogen. Wie zwei Dolche stachen die Vampirzähne hervor. Gnadenlos blickten ihre Augen auf den Mann, der sich in Todeskrämpfen auf dem Boden wand.
    Er würde ihr nicht mehr entkommen.
    Susan stieß einen wilden Fauchlaut aus. Sie warf sich über ihr Opfer.
    Blut, Blut! Sie konnte kaum genug bekommen.
    Der grauenvolle Rausch dauerte lange. Susan Miller führte genau das zu ende was sie sich vorgenommen hatte.
    Schließlich ließ sie von der Leiche ab.
    Ihr Gesicht, ihr Hals, ihr Kleid, alles war blutverschmiert. Aber ihr Hunger war gestillt. Sie hatte sich an dem Blut satt getrunken.
    Seymour Destry war das erste Opfer. Weitere würden folgen. Der Meister konnte mit ihr zufrieden sein.
    Susan Miller lächelte grausam. Ihr war ein Gedanke gekommen. Sie wußte genau, wer das nächste Opfer sein würde.
    Ein gewisser John Sinclair…
    ***
    Die drei saßen in dem eleganten Speisesaal des Schiffes. Die Sessel waren mit rotem Samt überzogen. An der holzgetäfelten Decke hing ein prächtiger Lüster, und eine Band intonierte leise Melodien.
    Die Garderobe entsprach dem äußeren Rahmen des Saales. Die Herren trugen Abendanzüge, während die Damen ebenfalls nicht nachstehen wollten. Man sah viel Schmuck und viel Haut.
    Sheila hatte ihr blondes Haar zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Dazu trug sie ein grünes langes Kleid, das wie eine zweite Haut um ihre Figur lag. Eine mit Brillanten besetzte Silberkette funkelte an ihrem Hals.
    Die Vorspeise kam. Ober in mitternachtsblauen Smokings servierten sie.
    Es gab echten Lachs, Toast und Butter.
    Während es sich die Männer schmecken ließen, rührte Sheila keinen Bissen an.
    »Wo sie nur bleibt?« murmelte Sheila.
    »Wer?« fragte Bill kauend.
    »Susan Miller natürlich.«
    Bill zuckte die Achseln.
    Sheila wurde immer unruhiger. Sie wandte sich auf ihrem Stuhl um und ließ die Blicke durch den Saal schweifen.
    Sämtliche Tische waren besetzt. Die Passagiere waren mit ihrem Essen beschäftigt, nahmen keine Notiz von der Umgebung.
    Schließlich entdeckte Sheila Doktor Fulmer. Der Wissenschaftler saß vier Tische weiter. Allein.
    Dann war also der andere Mann auch nicht da, denn die beiden freien Plätze waren für ihn und Susan Miller reserviert.
    Hoffentlich war nichts passiert.
    Sheila machte sich Sorgen. Susan Miller war einfach nicht der Typ, der eine Versprechung machte und sie dann nicht einhielt.
    »Du solltest ruhig etwas essen«, unterbrach Bills Stimme ihre Gedanken.
    »Danke, aber ich habe noch keinen Hunger.«
    »So kenne ich dich ja gar nicht«, meinte John. »Ist es wegen dieser Susan Miller?«
    »Genau. Ich mache mir echte Sorgen.«
    »Vielleicht hat sie inzwischen einen netten Bekannten gefunden«, sagte Bill.
    »Das glaube ich nicht.«
    Sheila stand auf.
    »Wo willst du denn hin?« fragte Bill.
    »Nachsehen. Ich gehe zu ihrer Kabine.«
    »Aber…«
    »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Mit diesen Worten strebte Sheila dem Ausgang zu.
    »Verstehst du das, John?«
    Das Gesicht des Inspektors hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. »Sheila hat irgend etwas. So kenne ich sie eigentlich

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